Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
brauchte eine Mutter, und Lisa wäre perfekt. Beth war begeistert von ihr. Aber Joel wollte Lisa nicht als Beths Mutter, sondern für sich. Vor allem nach dem, was gerade zwischen ihnen passiert war. Doch darüber musste er erst nachdenken.
„So, junge Dame. Zeit fürs Bad und dein Bett.“ Liebevoll rieb er seine Nasenspitze an ihrer, ehe er sie wieder auf den Boden stellte. „Sag Harry und Connor auf Wiedersehen.“
Beth lief davon, um sich von Hannahs Söhnen zu verabschieden. Dann kam sie zurück und umarmte Hannah. „Danke für das fabelhafte Abendessen.“
Joel schmunzelte. Anscheinend hatte sie ein neues Wort gelernt, was sie nun bei jeder Gelegenheit anbringen wollte.
„Gern geschehen, Süße.“ Hannah strich ihr sanft übers Haar. „Bis morgen.“
Auf der Fahrt hörte Joel sich an, was Beth alles zu erzählen hatte. Zu Hause badete er sie und las ihr eine Geschichte vor. Beth blieb gerade noch so eben bis zum Ende wach. Dann flüsterte sie schläfrig: „Gute Nacht, Daddy. Ich hab dich lieb.“
„Ich dich auch. Träum was Schönes.“ Er gab ihr einen Kuss und deckte sie gut zu.
Danach räumte er auf und erledigte den Abwasch, für den er morgens keine Zeit gehabt hatte. Er machte sich jedoch nichts zu essen, da er keinen Hunger hatte.
Was sollte er wegen Lisa tun?
Das Problem war, dass es ihn nur im Doppelpack gab. Und er hatte nicht vor, eine Beziehung auf Probe zu wagen. Das wäre Beth gegenüber nicht fair, weil sie bei einem möglichen Scheitern der Beziehung am meisten zu leiden hätte. Andererseits wusste Joel selbst nicht, ob er zu einer festen Bindung bereit war. Außerdem wusste er nicht, ob Lisa das überhaupt wollte.
Es war wundervoll gewesen, mit ihr zu schlafen. Allein der Gedanke daran erregte ihn aufs Neue. Gar nicht gut. Eine kalte Dusche vor dem Schlafengehen wäre wahrscheinlich genau das Richtige.
Doch nur weil es so fantastisch mit ihnen gewesen war, musste das noch lange nicht heißen, dass Lisa die Sache wiederholen wollte. Immerhin hatte sie schon mehrere Dating-Angebote abgelehnt. Und ihre Karriere schien ihr sehr wichtig zu sein. Vielleicht wollte sie gar keine Beziehung. Vielleicht war das heute nur eine einmalige Sache gewesen.
Joel beschloss, am nächsten Tag mit ihr zu reden. Er würde ihr erklären, dass er nicht in der Lage war, ihr irgendetwas zu bieten. In der Hoffnung, dass sie zumindest ein gutes berufliches Verhältnis beibehalten könnten.
Am nächsten Morgen hatte Joel Frühdienst. Er hatte schlecht geschlafen, und nur ein extrastarker Kaffee machte ihn halbwegs wach.
Lisa kam allerdings erst zur Spätschicht, und je länger Joel warten musste, desto nervöser wurde er. Doch er versuchte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. In der Notfallmedizin konnte ein Flüchtigkeitsfehler zwischen Leben und Tod entscheiden. Im Augenblick kamen seine Patienten an erster Stelle. Dann seine Tochter.
Und erst ganz zum Schluss er selbst.
Kurz nach dem Mittagessen hatte er endlich die Gelegenheit, mit Lisa zu reden.
„Könnte ich Sie kurz in meinem Büro sprechen, Dr. Richardson?“, fragte er.
„Natürlich.“
Er schloss die Tür hinter ihr und wies auf einen Stuhl. Er musste den Impuls unterdrücken, sie an sich zu reißen und zu küssen, bis sie beide schwindelig waren.
Stattdessen nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz, denn er brauchte Abstand zu ihr.
„Lisa, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Also hab Nachsicht mit mir, wenn ich vor mich hinstottere. Gestern …“ Er brach ab. „Weißt du, ich mag dich.“ Mehr als das. „Aber ich kann keine Beziehung mit dir haben.“
Sie schwieg und wartete, dass er fortfuhr. Sie tat nur das, worum er sie gebeten hatte, dennoch war es schwierig, dass sie nichts sagte. Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. Trotzdem wusste er, dass er ihr wehtat, denn ihre Augen wirkten auf einmal grau. Und Joel hasste sich dafür.
Er hätte gestern stärker sein sollen, ihren Trost nicht annehmen sollen, den er so dringend gebraucht hatte. Er hätte nicht mit ihr schlafen, sich nicht in sie verlieben sollen.
Oh nein. Er erstarrte, als es ihm bewusst wurde. Dabei hatte er sich geschworen, sich nie wieder zu verlieben. Nie wieder jemanden so zu verletzen und zu enttäuschen, wie er es bei Vanessa getan hatte. Und jetzt hatte er sich in Lisa Richardson verliebt. Eine mutige, liebenswerte, geradlinige Frau, die er gerade verletzte.
Joel fühlte sich wie der letzte Dreckskerl.
Er atmete tief durch. „Mich
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