Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
kriegt man nur im Doppelpack. Ich kann nicht einfach eine Beziehung ausprobieren und schauen, wohin es führt, weil ich auf Beth Rücksicht nehmen muss. Es ist nicht fair, dass sie sich an jemanden gewöhnt und dann vielleicht wieder verliert, wenn es nicht klappt. Sie hat in ihrem Leben schon zu viel verloren.“
Noch immer Schweigen.
Joel fuhr fort: „Und eine Heirat steht auch nicht zur Debatte.“ Das Scheitern seiner Ehe mit Vanessa war Beweis genug, dass er sich nicht als Ehemann eignete.
Lisa hob die Brauen. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dich um eine Heirat gebeten zu haben.“
„Hast du ja auch nicht.“ Sie hatte ihn um gar nichts gebeten, sondern war vollkommen selbstlos gewesen. Sie hatte ihn körperlich getröstet, als er seelisch am Boden gewesen war. Und sie hatte etwas Besseres verdient. Einen Mann, der sie glücklich machen konnte. Keinen solchen Versager wie ihn.
„Es tut mir leid, ich vermassele das Ganze gerade total.“ Entnervt fuhr Joel sich mit den Fingern durchs Haar. „Lisa, was ich sagen will, ist, dass die meisten Leute eine Wahl haben. Sie können sich dazu entschließen, eine Beziehung erst mal auszuprobieren, bevor sie sich für eine wirklich feste Bindung entscheiden. Das geht bei mir nicht. Ich kann dir gar nichts bieten. Neben meiner Arbeit, Beth und den Einsätzen bei der Küstenwache habe ich keinen Platz mehr in meinem Leben. Und ich will dich nicht beleidigen, indem wir eine Affäre haben oder so was. Abends, wenn Beth schläft. Das wäre euch beiden gegenüber nicht fair.“
Außerdem würde es sich absolut verkehrt anfühlen, mit seiner Freundin zu schlafen, während seine Tochter nebenan schlief.
„Das hört sich für mich so an, als würdest du dich hinter deiner Tochter verstecken“, meinte Lisa trocken.
Das saß, und Joels Augen wurden schmal. „Ich bemühe mich, verantwortungsbewusst zu sein. Sie ist erst fünf, und sie muss bei mir an erster Stelle kommen.“
Ob ihre Mutter wohl auch so empfunden hatte, fragte Lisa sich. War Ella wirklich deshalb allein geblieben, weil kein anderer Mann Lisas Vater das Wasser reichen konnte? Oder eher deshalb, weil sie die Bedürfnisse ihrer heranwachsenden Tochter über ihre eigenen gestellt hatte?
Und als Lisa das Haus verlassen hatte, war es dann vielleicht zu spät gewesen, um ein neues Glück für sich selbst zu finden?
Schuldgefühle stiegen in ihr auf. Und Wut. Wut darüber, dass Joel dieselbe Entscheidung treffen würde wie Ella. Mit diesem Wissen musste Beth dann später leben. Vermutlich wäre sie entsetzt, wenn sie feststellte, dass ihr Vater ihretwegen sein eigenes Leben auf Eis gelegt hatte.
„Was passiert, wenn sie fünfzehn ist oder fünfundzwanzig? Willst du für den Rest deines Lebens allein bleiben, Joel?“ Lisa holte tief Luft. „Was meinst du, wie Beth sich fühlen wird, wenn sie älter ist? Vielleicht glaubt sie dann, dass sie dich davon abgehalten hat, glücklich zu werden.“ So wie sie es möglicherweise bei ihrer Mutter getan hatte. Vielleicht hatte Ella sich für sie aufgeopfert. Genauso, wie Joel sich für Beth aufopfern wollte.
Und momentan hatte Lisa deshalb schreckliche Schuldgefühle.
„Ich bin glücklich“, erklärte Joel. „Ich liebe meine Tochter, ich liebe meinen Beruf und meine Arbeit bei der Küstenwache.“
„Aber was ist mit dir, Joel? Was willst du vom Leben?“
Er verschränkte die Arme. „Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich habe alles, was ich will.“
„Ach ja?“ Den Eindruck hatte sie keineswegs. Er verdrängte seine Probleme einfach. Und Lisa hätte ihn am liebsten geschüttelt, damit er der Wahrheit endlich ins Auge blickte. „Was war denn gestern? Erzähl mir nicht, du wärst dort auf der Hafenmauer glücklich gewesen.“
Achselzuckend gab er zurück: „Jeder hat mal einen schlechten Tag.“
Gestern hatte Joel nicht bloß einen schlechten Tag gehabt. Er hatte ausgesehen, als würde er am Rande eines gähnenden Abgrunds stehen.
Ehe Lisa antworten konnte, sagte er leise: „Ich will mich nicht mit dir streiten. Ich kann dir nur nicht mehr anbieten als Freundschaft. Gestern habe ich dich ausgenutzt, und ich entschuldige mich dafür.“
Nun verschränkte Lisa die Arme. „Du hast mich nicht ausgenutzt.“ Immerhin hatte sie ihn zuerst geküsst. Und sie hatte ihn mit in ihr Schlafzimmer nehmen wollen. Auch wenn letztendlich er sie dorthin getragen hatte.
„Es hätte nicht passieren dürfen.“
Aha, sie hatte verstanden. Offenbar hielt Joel
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