Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
der Trage?“
„Klar.“
Gemeinsam legten sie Rupert auf die Trage und schnallten ihn fest. Jedes Mal, wenn sie sich dabei berührten, durchzuckte Joel ein elektrisierendes Prickeln. Und er konnte nichts dagegen tun.
Währenddessen sprach Lisa die ganze Zeit mit Rupert und Margaret und erklärte ihnen genau, was nun passieren würde.
Sie hatte eine wunderbare Stimme. Ruhig, sanft und trotzdem stark. Lisa war mutig, ehrlich und liebevoll. Jemand, den er gerne an seiner Seite hatte.
Auch zu Hause. Doch hastig unterdrückte er diesen Gedanken.
Lisa wandte sich an Margaret. „Fliegen Sie mit uns?“
Margaret schien hin- und hergerissen zu sein. „Ich würde ja gerne, aber ich kann nicht. Ich muss das Boot in den Hafen zurückbringen.“
„Wir werden Ihnen helfen“, warf Joel ein. „Und ich fahre Sie ins Krankenhaus, sobald wir an Land sind.“
„Na ja …“, fing sie an.
„Ich komme dort sowieso vorbei. Also kann ich Sie da auch absetzen.“ Joel hielt die Trage gerade, während Lisa der Hubschrauber-Crew Anweisungen erteilte und ihren eigenen Sicherheitsgurt an der Seilwinde befestigte. Dann wurde sie zusammen mit der Trage hochgezogen.
Auf der Rückfahrt zum Hafen versuchte Joel, seinen Arztbericht zu schreiben. Doch er war nicht bei der Sache. Er dachte immer nur an Lisa. Als Kollegen waren sie ein hervorragendes Team. Warum sollte das nicht auch im privaten Bereich funktionieren?
Andererseits, wie konnte er ein solches Wagnis riskieren? Letztendlich würde er sie ja doch nur enttäuschen. Genau wie er Vanessa enttäuscht hatte.
Je eher er sie sich aus dem Kopf schlug, desto besser.
Nach einer weiteren Woche, in der sie auf den richtigen Moment gewartet hatte, wusste Lisa, dass sie es bald tun musste. Sehr bald. Bevor man ihr etwas ansehen konnte. An diesem Morgen hatte ihr Rock bereits gespannt. Es würde nicht mehr lange dauern, ehe die Leute etwas merken würden. Sie musste eben ihren ganzen Mut zusammennehmen und die Sache hinter sich bringen. Vor allem, weil sie morgen für ein paar Tage nach London fahren wollte.
Gegen Ende ihrer Schicht war die Notaufnahme ausnahmsweise mal leer, und Joel streifte gerade seine Handschuhe ab.
Jetzt, dachte Lisa. „Kann ich Sie einen Augenblick sprechen, Dr. Mortimer?“, fragte sie.
Ihre Förmlichkeit verwunderte ihn, doch er nickte. „In meinem Büro?“
„Ja, bitte.“
Sie folgte ihm in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
„Also, was gibt’s?“
„Ich muss dir was sagen.“ Lisa holte tief Luft. „Vielleicht solltest du dich lieber hinsetzen.“
Mit verschränkten Armen blieb Joel stehen. „Worum geht’s?“
Nervös rieb sie sich das Kinn. Sie hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde. Seine Miene wirkte jedenfalls ziemlich grimmig. Und gleich würde sie vermutlich noch viel grimmiger werden.
Doch es gab keinen leichten Weg, es ihm zu sagen. Sie musste es einfach aussprechen.
„Ich … ähm … Test“, murmelte sie.
„Test? Was für ein Test?“ Besorgt sah er sie an. „Bist du krank?“
„Nicht ganz.“ Lisa schaute auf und platzte dann heraus: „Ich bin schwanger.“
Schwanger?
Nein, Joel musste sie missverstanden haben.
Doch sie stand da und blickte ihn an. Das war kein schlechter Scherz. So etwas würde Lisa nie tun. Außerdem war ihr Ausdruck todernst.
Joel war zumute, als hätte ihn gerade jemand in tiefes eiskaltes Wasser gestoßen. Er war wie betäubt.
Im Zimmer herrschte absolute Stille. Nach und nach drang ihm ins Bewusstsein, was Lisa da gerade gesagt hatte.
Sie war schwanger. Von ihm.
„Wie kann das sein?“, brachte er schließlich hervor.
„Wir haben nicht verhütet“, antwortete sie. „Und die Pille nehme ich nicht.“
Joel war fassungslos. „Ein einziges Mal.“
Lisa hob die Schultern. „Das reicht manchmal schon. Ich habe einen Test gemacht. Und ich war bei meiner Hausärztin. Sie hat die Schwangerschaft bestätigt.“
Das konnte doch alles gar nicht sein. Wahrscheinlich war das nur ein böser Traum, aus dem er gleich aufwachen würde. Joel schloss flüchtig die Augen und öffnete sie wieder. Nein, es war alles wie vorher.
„Wie weit bist du?“ Es fühlte sich an, als hätte er den Mund voller Sand.
„Es ist noch früh. Achte Woche.“
Was sollte er jetzt bloß sagen? Als Vanessa ihm erzählt hatte, dass sie mit Beth schwanger war, hatte Joel sie vor Freude durch die Luft gewirbelt. Beim zweiten Mal hatte er sich zwar auch gefreut, sich gleichzeitig jedoch große Sorgen
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