Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
immer hatte sie keine Gelegenheit dazu gehabt. Es sah so aus, als müsste sie selbst für diese Gelegenheit sorgen.
Joels Pager ging los, als er gerade das Krankenhaus verlassen wollte. Der Ton war schriller als der seines Krankenhaus-Piepers. Seufzend holte er sein Handy heraus und meldete sich bei der Küstenwache.
„Hier ist Joel.“
„Wir hatten einen Notruf von einem Boot. Zwei Personen Besatzung. Der Mann ist Mitte fünfzig und hat starke Brustschmerzen. Er ist offenbar ein erfahrener Segler. Seine Frau ist allerdings wohl zum ersten Mal mit auf See.“
Schmerzen in der Brust konnten alles Mögliche bedeuten, von einer Muskelzerrung bis hin zum Herzinfarkt. Die zusätzliche Schwierigkeit bestand darin, dass der Patient unfähig war, das Boot zu führen.
„Wir brauchen dich. Sofort.“
„Dann sagt vorsorglich auch schon mal der Luftrettung Bescheid, falls der Mann ins Krankenhaus geflogen werden muss“, erwiderte Joel. „Habt ihr Funkkontakt mit dem Boot?“
„Ja.“
„Fragt seine Frau, ob sie ein Schmerzmittel an Bord haben.“ Jeder verantwortungsbewusste Segler hatte normalerweise einen Erste-Hilfe-Kasten an Bord. „Wenn ja, soll sie ihm eine Tablette geben. Falls er weder Blutverdünner einnimmt noch ein Magengeschwür hat oder gegen das Mittel allergisch ist. Er soll die Tablette zerbeißen, damit sie besser wirkt. Ansonsten nichts trinken oder essen“, sagte Joel.
„Gut, ich geb’s weiter“, meinte der Mann von der Küstenwache.
„Ich bin unterwegs.“ Auf dem Weg zu seinem Wagen rief Joel Hannah an, um ihr Bescheid zu sagen, dass ihm ein Notfall dazwischengekommen war und er Beth erst später abholen konnte.
Nach kurzer Zeit hatte die Küstenwache das Segelboot erreicht, und Joel stieg an Bord.
„Wie gut, dass Sie da sind“, sagte Margaret, die Ehefrau des Patienten, erleichtert. Sie sah sehr beunruhigt aus.
„Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird alles gut“, meinte Joel beschwichtigend. Er wandte sich an den Mann, der auf dem Deck saß. „Sie sind Rupert, richtig?“
Dieser nickte. Die Art, wie er die geballte Faust gegen seinen Brustkorb presste, gefiel Joel gar nicht.
„Ich werde Ihnen jetzt Nitroglyzerin-Spray unter die Zunge sprühen. Das sollte den Schmerz lindern. Und dann muss ich Sie untersuchen.“ Er war ziemlich sicher, dass es sich um einen Herzinfarkt handelte. Beruhigend lächelte er Margaret zu. „Ich werde erst mal dafür sorgen, dass es Rupert besser geht. Und dann rufe ich die Luftrettung, weil es einfacher ist, ihn mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus zu bringen als mit dem Boot.“
Vor allem, da der Wind aufgefrischt hatte und die See etwas rauer wurde.
„Aber wie soll ich das Boot zurückbringen?“, fragte Margaret besorgt. „Ich kann nicht damit umgehen.“
„Wir werden Ihnen helfen. Zuerst müssen wir uns um Rupert kümmern“, antwortete Joel. Er legte dem Mann eine Sauerstoffmaske an, um ihm das Atmen zu erleichtern.
Nachdem er ihm auch noch die notwendigen Medikamente verabreicht hatte, schwebte bereits der Helikopter über ihnen, und eine zierliche Gestalt wurde mit einer Trage daraus abgeseilt.
Lisa.
Joels Herz machte unwillkürlich einen Sprung.
„Oh, ich habe nicht damit gerechnet …“ Verblüfft brach Margaret ab.
„Dr. Lisa Richardson.“ Lächelnd gab Lisa ihr die Hand. Weil das Boot schlingerte, schwankte sie leicht.
Joel hielt sie automatisch fest, indem er sie mit dem Rücken an sich zog. Heftiges Verlangen und Sehnsucht durchzuckten ihn. Verdammt. Lisa fünf Wochen auf Abstand zu halten, hatte nicht im Geringsten geholfen. Er wollte sie. So sehr. Doch das war keine gute Idee. Er richtete sich auf, denn schließlich waren sie hier, um zu arbeiten.
„Entschuldige, ich bin es nicht gewohnt, auf einem Boot zu sein“, meinte Lisa.
Rupert zog die Maske zur Seite. „Sie wissen ja gar nicht, was Ihnen entgeht. Segeln ist das Schönste überhaupt.“
Lisa lächelte. „Später können Sie mich gerne davon überzeugen. Aber jetzt muss ich kurz mit Dr. Mortimer sprechen. Dann schnallen wir Sie auf die Trage und ziehen Sie rauf.“
Sie und Joel entfernten sich ein paar Schritte, und er gab ihr einen raschen Überblick über Ruperts Zustand.
„Ein Infarkt also“, sagte sie. „Da hat er ja Glück gehabt, dass sie nicht weiter draußen waren.“
„Es wäre gut, wenn ihr unterwegs ein EKG bei ihm machen könntet. Habt ihr einen Defibrillator an Bord?“, fragte Joel.
„Ja“, bestätigte sie. „Hilfst du mir bei
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