Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
hatte platzen lassen, war es jede Nacht so.
Wieder und wieder ging er im Geiste das Gespräch mit ihr durch. Doch noch immer hatte er keine sinnvolle Lösung gefunden. Er wusste nicht, wie lange Lisa in London bleiben wollte. Wann sie zurückkommen und ihn anrufen würde. Wenn überhaupt. Sie hatte gesagt, dass sie selbst noch nicht wüsste, was sie tun sollte. Angenommen, sie würde beschließen, für immer von hier wegzugehen und wieder nach London zu ziehen?
Nein. Auf gar keinen Fall. Joel wollte, dass sie blieb und mit ihm eine Familie gründete. Mit ihm, Beth und ihrem gemeinsamen Baby. Er wünschte sich, dass sie ihnen eine Chance gab.
In den beiden letzten Tagen hatte er bei der Arbeit immer wieder nachgeschaut, ob er möglicherweise einen Anruf von ihr verpasst hatte oder eine SMS auf seinem Handy war. Nichts.
Würde er eine zweite Chance auf eine Familie bekommen? Könnte er es diesmal richtig machen? Könnte er Lisa ein besserer Ehemann sein, als er es bei Vanessa gewesen war? Ständig kreisten seine Gedanken um diese Fragen.
Vier Stunden später fing der Wecker an zu piepen. Völlig erschöpft durch seinen Schlafmangel drehte Joel in der Dusche das kalte Wasser voll auf, um wach zu werden. Dann weckte er Beth, machte sie für die Schule fertig, packte ihr das Schulbrot ein und brachte sie zur Schule.
„Viel Spaß, Kätzchen. Ich hab dich lieb.“ Er umarmte sie.
„Ich hab dich auch lieb, Daddy.“
Sobald sie in ihrem Klassenraum verschwunden war, ging Joel zu seinem Wagen. Vor seinem Dienst heute Nachmittag musste er noch etwas Dringendes erledigen. Im Blumenladen kaufte er einen Strauß rosa Rosen, Vanessas Lieblingsblumen. Dann fuhr er zum Friedhof. Zu seiner Erleichterung war niemand außer ihm da. Er hasste es, wenn wohlmeinende Leute mit ihm plaudern wollten. Wenn sie ihm sagten, was für eine Tragödie es doch wäre, dass seine Frau so jung gestorben war und ihn mit einer kleinen Tochter zurückgelassen hatte. Und wie sehr sie doch an seinem Schicksal Anteil nahmen.
Glaubten diese Leute wirklich, dass er das nicht wusste? Wenn er hierherkam, war er am liebsten allein. Er wollte nicht höflich sein müssen.
Joel nahm die alten, verblühten Blumen aus der Vase vor dem Grabstein, wechselte das Wasser und stellte die frischen Rosen hinein. Nachdem er den verwelkten Strauß und das Blumenpapier im Müll entsorgt hatte, kehrte er wieder zum Grab zurück und setzte sich neben den Stein. Er schlang die Arme um die Beine und legte das Kinn auf die Knie.
„Ich habe ein Problem, Vanessa“, sagte er leise. „Ich bin nicht sicher, ob ich das Richtige tue. Es ist schon so lange her, seit ich meinem Herzen gefolgt bin. Ich hatte fast vergessen, dass ich noch eins habe.“ Er seufzte. „Ich hoffe, du weißt, dass ich dir gegenüber nicht unloyal bin. Oder dass ich nicht so tun werde, als ob es dich nie gegeben hätte. Weil du in unserer Tochter weiterlebst und ich langsam dahin komme, dass ich mich an unsere guten Zeiten erinnern kann. Und die überwiegen die schlimmen Zeiten.“
Er schluckte. „Ich vermisse dich immer noch. Aber ich bin erst zweiunddreißig, Vanessa. Ich habe noch über die Hälfte meines Lebens vor mir. Und unser kleines Mädchen wird größer. Sie braucht jemanden, der ihr Sachen zeigt, die nur eine Frau ihr zeigen kann. Dinge, von denen ich keine Ahnung habe. Wir brauchen beide noch jemanden anderen in unserem Leben. Jemanden, der uns liebt und für uns da ist. So wie du es getan hättest, wenn du noch bei uns wärst. Wenn ich dich nicht im Stich gelassen hätte.“ Joel atmete tief durch. „Es tut mir so schrecklich leid, dass ich die Zeichen nicht erkannt habe. Und mich nicht besser um dich gekümmert habe.“
Schuldgefühle überschwemmten ihn. „Weißt du, ich hab jemanden getroffen. Eine Frau, die mir sehr wichtig werden könnte. Nein, mehr als das. Ich habe mich in sie verliebt. Du würdest sie mögen. Bestimmt. Sie ist lieb und klug und nimmt sich Zeit für andere Menschen. Jedes Mal, wenn ich sie anschaue, schlägt mein Herz schneller. Trotzdem ist alles ein großes Durcheinander. Sie ist schwanger. Und ich habe schreckliche Angst, Vanessa.“
Wieder seufzte Joel. „Ich habe Angst, dass alles schiefgeht. Dass ich es kaputt mache wie bei uns. Ich habe Angst davor, dass sie krank wird, so wie du, und ich auch sie verliere. Und ich habe Angst, sie so sehr zurückgestoßen zu haben, dass sie mir sowieso keine zweite Chance gibt und es längst zu spät ist.“
Er
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