Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
du kriegst ein Kind von mir.“
„Das ist noch lange kein Grund, dich zu heiraten!“, entgegnete sie aufgebracht.
Joel schnaubte. „Doch, natürlich. Ich habe jetzt die Verantwortung für dich und das Baby.“
Das Baby, nicht unser Baby, bemerkte sie. Er war also der Meinung, es wäre seine Pflicht, sie zu heiraten? Ganz sicher nicht. Das war absolut nicht das, was Lisa sich wünschte. Wenn Joel ihr gesagt hätte, dass er sie liebte und gemeinsam mit ihr für das Baby sorgen wollte, wäre es etwas vollkommen anderes. Unter gar keinen Umständen wollte sie jedoch, dass Joel die Verantwortung für sie übernahm. Das war bei ihrer Mutter schon so gewesen. Obwohl Ella ihr immer das Gefühl vermittelt hatte, geliebt zu sein, wollte Lisa nicht, dass jemals wieder irgendein anderer die Verantwortung für sie übernahm.
Sie wünschte sich, dass Joel sie wollte, weil sie so war, wie sie war. Und nicht nur, weil sie zufällig von ihm schwanger war.
„Wir leben nicht mehr in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts“, erklärte sie schroff. „Heutzutage muss man nicht mehr heiraten, bloß weil man ein Kind bekommt.“
„Das weiß ich“, erwiderte Joel gereizt. „Aber es ist das Vernünftigste. Du bist schwanger. Von mir.“
Immerhin zweifelte er das nicht an. Wenigstens etwas, dachte sie.
„Alleinerziehend zu sein ist verdammt hart, glaub mir. Du hast niemanden, mit dem du deine Sorgen teilen kannst. Du musst manchmal mitten in der Nacht aufstehen, weil dein Kind krank ist, und dich dann auch noch tagsüber darum kümmern, obwohl du dringend selber Schlaf brauchst. Doch du bist allein“, sagte Joel. „Du musst alle Entscheidungen treffen. Und du hoffst inständig, dass es die richtigen sind. Denn da ist niemand, mit dem du dich austauschen kannst.“
Da hatte er nicht ganz Unrecht. Dennoch reichte es nicht, um Lisa davon zu überzeugen, dass eine Heirat eine gute Idee war.
„Was ist mit Beth?“, fragte sie. „Du hast gesagt, dass du ihretwegen keine Beziehung willst.“
„Das ist ja keine lockere Beziehung, sondern eine Ehe“, antwortete er.
„Und du hast auch gesagt, dass eine Heirat nicht zur Debatte steht“, gab sie zurück.
Achselzuckend meinte Joel: „Zu dem Zeitpunkt stimmte das auch. Jetzt haben sich die Umstände geändert.“
„Wieso?“
„Weil du schwanger bist.“
„Darum geht es doch gar nicht“, erklärte Lisa.
„Doch genau darum geht es“, widersprach er. „Alleinerziehend zu sein ist ein ständiger Kampf. Wenn du mich heiratest, kann ich dir bei unserm Baby helfen. Und Beth mag dich. Sie redet die ganze Zeit nur von dir. Sie braucht eine Mutter. Und dein Baby … unser Baby braucht einen Vater. Eine Heirat würde also alle Probleme auf einen Schlag lösen.“
Verächtlich kräuselte sie die Lippen. „Ach ja?“ Herausfordernd sah sie ihn an. „Damit eins klar ist, Joel. Ich werde kein Ersatz für deine verstorbene Frau sein, und nicht die Mutter, die deine Tochter vielleicht braucht. Ich werde dich nicht heiraten. Und jetzt solltest du besser gehen.“
„Aber …“
„Keine Widerrede. Dazu bin ich viel zu müde. Ich brauche meinen Schlaf“, sagte Lisa. „Lass mich einfach in Ruhe. Geh nach Hause. Du kommst sowieso schon zu spät, um Beth abzuholen.“
„Lisa …“
„Geh.“ Er sollte verschwinden, solange sie ihre Tränen noch unterdrücken konnte.
Joel presste den Mund zusammen. „Na schön. Du hattest einen langen Tag und bist müde, und ich muss meine Tochter abholen. Trotzdem, es ist wichtig, noch einmal gründlich über alles zu sprechen. Wir sehen uns dann morgen.“
„Nein“, meinte sie. „Ich habe jetzt ein paar Tage frei und werde zu meiner Mutter nach London fahren.“
Sein Ausdruck war undurchdringlich. „Dann ruf ich dich morgen eben an.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich brauche Zeit. Für mich.“
Einen Augenblick schien es, als wollte Joel weitere Einwände erheben.
Doch dann sagte er: „Okay, das verstehe ich. Rufst du mich an, wenn du wieder da bist?“
Als sie nickte, fragte er: „Hast du einen Zettel?“
Sie gab ihm einen, und er kritzelte eine Nummer darauf. „Meine Handynummer.“ Er hielt ihr den Zettel hin. „Viel Spaß in London. Gute Fahrt.“
Schweigend wartete sie, bis er das Haus verlassen hatte. Dann endlich ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
9. KAPITEL
Joel lag wach im Bett und starrte in der Dunkelheit an die Zimmerdecke. Drei Uhr morgens, und er konnte nicht schlafen.
Seitdem Lisa ihre Bombe
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