Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
das Boot retten können“, sagte der Skipper.
„Habt ihr noch was vom Boot gehört?“, fragte Joel.
„Nein“, meinte Miles düster. „Johnny Masters ist der Skipper. Das ist schon mal positiv. Wenn irgendjemand ein Boot in den Hafen zurückbringen kann, dann er. Anscheinend hat er zwei Touristen zum Angeln mit rausgenommen. Die Leitstelle sagt, dass in der Gegend plötzliche Sturmböen aufgekommen sind. Vielleicht hat er dadurch seinen Mast und die Funkverbindung verloren.“
„Kann sein.“
Keiner von ihnen sprach aus, was alle wussten. Nämlich dass es auch einen erfahrenen Seemann erwischen konnte, wenn das Wetter unerwartet umschlug.
Mit Höchstgeschwindigkeit fuhren sie zu der letzten bekannten Position des Bootes. Dann meldete sich die Hubschrauber-Besatzung. „Treibgut und ein Ölteppich. Over.“
Die Mannschaft auf dem Rettungsboot fluchte. Denn das bedeutete, dass das Fischerboot tatsächlich gesunken war. Teile davon schwammen an der Wasseroberfläche. Zumindest hatten sie jetzt genauere Koordinaten. Die Chancen, die gesamte Besatzung des Wracks zu retten, wurden jedoch von Sekunde zu Sekunde geringer.
Als sie endlich an der Unglücksstelle ankamen, machten alle eine finstere Miene. Über Funk wurde ihnen mitgeteilt, dass einer der Passagiere von einem anderen Boot gerettet und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht worden war. Jetzt mussten sie noch die beiden anderen finden. Die Sturmböen waren längst wieder vorbei. Aber die Überlebenden konnten von Wind und Wellen in alle Richtungen abgetrieben sein.
Plötzlich schrie einer: „Sichtkontakt! Da winkt jemand!“
Was für ein Glück. Nach der langen Zeit im Wasser war der Verunglückte sicherlich unterkühlt. Doch wenigstens lebte er.
„Küstenwache an Romeo Bravo. Wir haben Sichtkontakt und brauchen einen Hubschrauber. Over“, gab Miles per Funk durch.
Der Rettungshelikopter meldete sich knisternd. „Romeo Bravo an Küstenwache. Wir sind unterwegs. Over.“
Joel hielt seine Notfallausrüstung bereit, als der Verunglückte an Bord geholt wurde.
„Legt ihn hierhin“, ordnete Joel an. „Es ist alles okay. Sie sind in Sicherheit“, sagte er beruhigend zu dem Mann. „Wie heißen Sie?“
„Robin.“ Er versuchte sich aufzurichten. „Wo ist mein Bruder?“
„Ein Mann wurde schon ins Krankenhaus gebracht, und der Rettungshubschrauber kommt gleich zurück, um Sie abzuholen.“ Sanft drückte Joel den Patienten wieder hinunter. „Sie waren lange im Wasser und sind daher unterkühlt.“ Der menschliche Körper kühlte im Wasser dreißig Mal schneller aus als an der Luft. Und selbst im Sommer stieg die Meerestemperatur hier kaum über fünfzehn Grad. „Wir müssen Sie von Ihrer nassen Kleidung befreien, Ihnen was Trockenes anziehen und Sie gut zudecken.“ Bei Unterkühlung musste der Körper langsam von innen nach außen gewärmt werden. Ein zu plötzliches Aufwärmen konnte möglicherweise einen Herzinfarkt verursachen.
„Wir müssen Johnny noch rausholen. Ich hab versucht, beim Boot zu bleiben. Ich …“ Robin rang nach Luft.
Daher sagte Joel ruhig: „Sprechen Sie lieber nicht.“ Nach seiner Blässe, seiner keuchenden Atmung und dem schnellen, schwachen Puls zu urteilen, geriet Robin zunehmend in einen Schockzustand. Sein Kreislauf brach zusammen. Hier musste rasch etwas geschehen, sonst würde er es nicht einmal mehr in den Rettungshubschrauber schaffen.
„Robin, Sie müssen sich unbedingt flach hinlegen. Ich werde Ihre Beine anheben, damit das Blut besser in Ihren Oberkörper fließen kann“, erklärte Joel. „Und ich werde Ihnen noch Sauerstoff geben.“
Mithilfe der übrigen Besatzungsmitglieder gelang es ihm, dem Verunglückten trockene Kleidung anzuziehen. Außerdem deckte er dessen Kopf von hinten und an den Seiten ab und legte eine Rettungsdecke über ihn.
Sobald der Helikopter eintraf, wurde Robin ins Krankenhaus gebracht. Joel vermutete, dass er auf der Intensivstation kontrolliert aufgewärmt werden musste.
„Neuigkeiten von dem andern Mann im Krankenhaus“, berichtete Miles schließlich. „Er sagt, das Boot ist gekentert und innerhalb von fünfzehn Sekunden gesunken.“
„Fünfzehn Sekunden?“, fragte Joel erschrocken.
„Ja. Johnny ist mit dem Schiff untergegangen. Selbst mit einer Luftblase in der Kabine hätte er nicht so lange überleben können. Die Suchmannschaft schickt einen Taucher zum Wrack runter.“ Miles presste den Mund zusammen. „Wir können nichts mehr für ihn
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