Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
besetzt.“
„Tut mir leid.“ Sie setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. „Lass uns die Tanzstunde verschieben. Du siehst völlig fertig aus. Und ich wette, dass du noch nicht gegessen hast.“
„Nein, dafür war keine Zeit. Aber ich habe keinen Hunger.“
„Warte, ich mache dir schnell etwas, sonst geht dein Blutzuckerspiegel in den Keller.“
„Das brauchst du wirklich nicht.“
„Ein Omelett habe ich in fünf Minuten fertig, kein Problem.“ Sie holte ihm ein Glas Orangensaft. „Hier, trink das. Wenn das Essen fertig ist, rufe ich dich.“
Doch als sie das Omelett auf einen Teller gleiten ließ und leise seinen Namen rief, kam keine Antwort. Sie ging ins Wohnzimmer und fand ihn in derselben Haltung vor, wie sie ihn verlassen hatte. Nur dass er tief und fest schlief.
Und zu ihrer Überraschung hatte sich Pandora auf seinem Schoß zusammengerollt.
Er muss total erschöpft sein, dachte sie. „Gutes Mädchen“, flüsterte sie. „Bleib, wo du bist.“ Charlotte schlich sich auf Zehenspitzen in die Küche.
Eine halbe Stunde später klingelte James’ Handy, und er fuhr hoch. Verblüfft entdeckte er Pandora auf seinem Schoß. Seit wann …? Er konnte sich nicht einmal erinnern, eingeschlafen zu sein.
Er zog das Telefon aus der Tasche. „James Alexander.“
„James, hier ist Rita von der Intensivstation“, erklärte die Schwester. „Tom geht es gar nicht gut.“
„Danke, bin schon unterwegs.“ James trennte die Verbindung und strich Pandora über das samtweiche Fell. „Entschuldige, Kätzchen, aber du musst runter.“ Er hob sie hoch und stand auf.
Im selben Moment kam Charlotte aus der Küche.
„Tut mir leid, ich muss noch mal ins Krankenhaus.“
„Tom?“
Er nickte. „Und du hast mir ganz umsonst zu essen gemacht.“
„James, es war nur ein Omelett. Ich mache dir ein Sandwich, das du unterwegs essen kannst.“ Sie nahm ihm die Katze ab. „So, meine Süße, trenn dich von dem armen Mann.“ An ihn gewandt, fügte sie hinzu: „Falls du dich frischmachen willst, das Bad ist oben, genau gegenüber der Treppe.“
Als er wieder herunterkam, reichte sie ihm ein Sandwich. „Pass auf dich auf“, sagte sie. „Wir sehen uns morgen.“
Und dann überraschte sie ihn damit, dass sie ihn zum Abschied auf den Mund küsste. Die Wärme und die Süße ihrer weichen Lippen begleiteten ihn bei der anstrengenden Operation und danach auf dem Weg in sein Zimmer. Bevor er einschlief, war ihr liebliches Gesicht das Letzte, was er sah.
Charlotte las vor ihrer ersten Sprechstunde noch Patientenakten durch, als jemand an ihre Tür klopfte.
Sie hatte ihn noch nie so gesehen. Ungekämmt, mit dunklem Bartschatten und in zerknitterter Kleidung. „James?“
„Entschuldige, ich fühle mich hundsmiserabel.“
Man sah es ihm an.
„Ich weiß, es ist ein bisschen unpassend, aber ich könnte eine Umarmung vertragen.“
Bestürzt entdeckte sie Tränen in seinen Augen. Charlotte eilte zu ihm und nahm ihn in die Arme. „Was ist los? Ist etwas mit deiner Familie?“
„Nein.“ Er lehnte den Kopf an ihre Schulter. „Manchmal hasse ich meinen Job.“
„Was ist denn passiert, James?“
„Tom ist gestorben, Charlotte. Ich habe versagt, ich konnte ihn nicht retten.“
„Du hast dein Bestes getan. Du bist ein exzellenter Chirurg. Wenn du es nicht geschafft hast, hätte niemand es gekonnt.“
„Ich verliere nicht oft einen Patienten.“ Er drückte sie fester an sich. „Aber wenn es passiert, tut es weh.“
Sie strich ihm über das zerzauste Haar im Nacken. „Du warst den ganzen Tag im OP und abends auch noch. Wo hast du geschlafen?“
„Auf meinem Schreibtischstuhl.“
„Also so gut wie gar nicht.“
„Es geht. Als Chirurg ist man das gewohnt.“ James holte tief Luft. „An solchen Tagen hasse ich meinen Beruf wirklich. Es ist schrecklich, wenn ich aufgeben und sagen muss: Zeitpunkt des Todes … Wenn ich den Eltern gegenüberstehe und sehen muss, wie das Licht in ihren Augen erlischt. Dann denke ich nur, dass ich es hätte schaffen, dass ich dieses junge Leben hätte retten müssen.“
„Du bist zu hart zu dir, James.“ Sein Kummer ging ihr zu Herzen, und gleichzeitig war sie froh, dass er zu ihr gekommen war. Hinter dem brillanten, sorglosen Playboy-Doktor verbarg sich ein mitfühlender guter Mann. Ein verletzlicher Mann, der sie in diesem Moment brauchte.
Lange standen sie so da, und Charlotte hielt ihn einfach in den Armen, stützte ihn mit ihrer Kraft und Stärke, die er jetzt
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