Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
Ahnung hat – und vorzugsweise jemanden, der nicht jeden Satz mit dem Wörtchen Hoheit garniert.“
Tasha sah ihm in die Augen. „Ich habe Ahnung. Und ich werde dich ganz bestimmt nicht mit Hoheit anreden.“
„Du?“ Alessandro spürte den Schock wie einen Schlag in die Magengrube. „Du bist Kinderärztin.“ Und jemand, dem er zehn Jahre lang bewusst aus dem Weg gegangen war.
„Ich bin Ärztin und zufällig auch Fachärztin für Kinderheilkunde. Das heißt, ich besitze alle nötigen Qualifikationen, um deinen Genesungsprozess zu fördern. Ich sorge dafür, dass du regelmäßig deine Krankengymnastik machst, dich gesund ernährst und jeden Abend früh ins Bett gehst …“ Ihre Augen blitzten amüsiert, als sie hinzufügte: „und zwar allein. Ich habe zwar noch nie jemanden gepflegt, aber ich lerne schnell.“
Sein Mund war plötzlich wie ausgetrocknet, aber ihm tat alles weh, sodass er lieber darauf verzichtete, nach dem Wasserglas zu greifen. „Du willst mich pflegen?“
„Wir sind alte Freunde, Alessandro. Das ist doch das Mindeste, was ich tun kann.“
Ihr Lächeln war warm und aufrichtig. Warum verspürte er dann ein wachsendes Unbehagen?
Alessandro entschloss sich für die Flucht nach vorn. „Du und ich, wir sind nicht gerade im Guten auseinandergegangen.“
„Stimmt. Du hast dich wie der letzte Schuft verhalten“, antwortete sie leichthin. „Aber das ist lange her, und ich war in einem Alter, in dem man leicht zu beeindrucken ist. Glaubst du ernsthaft, ich bin nachtragend, nach zehn Jahren? Das wäre ziemlich albern, meinst du nicht?“
Wäre es das wirklich?
Er betrachtete sie forschend, versuchte, die wahren Gefühle hinter ihren lockeren Worten zu entdecken. „Tasha …“
Sie beugte sich vor und sah ihn spöttisch an. „Ich war siebzehn. Ich hatte keinen Geschmack und war überwältigt von der Tatsache, dass du ein Prinz bist. Und da wir das jetzt geklärt haben, können wir es einfach vergessen. Also, was ist, Alessandro? Habe ich einen Job?“
Josh stieß die Haustür auf, hin- und hergerissen zwischen Hochstimmung und Schuldgefühlen.
Er verdrängte sie. Rebecca hatte selbst gesagt, dass sie die Scheidung wollte, und war ausgezogen.
Als er seine Jacke aufhängte, umhüllte ihn Megans Duft und brachte die Erinnerung an die vergangene Nacht zurück. Wenn er nur an Megan dachte, hob sich seine Stimmung. Josh schloss die Schranktür. Er war froh darüber, dass Tasha sein Angebot, bei ihm zu übernachten, abgelehnt hatte. Er brauchte Ruhe zum Nachdenken.
Eins jedoch stand für ihn fest: Heimliche Tête-à-Têtes im Rufbereitschaftszimmer genügten ihm nicht. Er wollte mit Megan zusammen sein, jetzt und in Zukunft. Mit ihr lachen, reden, mit ihr schlafen und neben ihr aufwachen.
Aufgekratzt und erfüllt von neuer Energie checkte er sein Handy. Keine SMS von ihr, stellte er enttäuscht fest. Ob sie wieder eingeschlafen war, nachdem er mit Tasha in sein Büro gegangen war? Er stellte sich vor, wie Megan zwischen den zerwühlten Laken lag und von ihrem leidenschaftlichen Liebesspiel träumte.
Josh warf sein Schlüsselbund auf das Telefontischchen. So gut hatte er sich seit Monaten nicht gefühlt. Still vor sich hin lächelnd hob er die Post vom Boden auf und schlenderte in die Küche. Ein starker Kaffee wäre jetzt das Richtige.
„Hallo, Josh.“ Mit anklagender Miene saß Rebecca am Küchentisch.
Seine Träume zerschellten an der Wirklichkeit.
„Was tust du hier?“, fragte er.
„Ich bin deine Frau“, entgegnete sie spitz. „Dies ist immer noch mein Zuhause.“
Sein schlechtes Gewissen erwachte wieder. Es fiel ihm unbeschreiblich schwer, sich vorzustellen, dass sie einander jemals nahe gewesen waren.
„Wo warst du heute Nacht?“
Josh unterdrückte den Wunsch, ihr zu sagen, dass sie das nichts anging. „Im Krankenhaus, da arbeite ich.“
„Aber du hast nicht gearbeitet, oder? Und lüg mich nicht an, ich habe angerufen und nach dir gefragt.“ Ein dünnes Lächeln erschien auf ihren perfekt geschminkten Lippen. „Ein Vorteil, den man als Chefarztgattin hat – man bekommt sofort Auskunft. Zwar wusste keiner, wo du warst, doch sie wussten genau, dass du keinen Dienst hattest.“
Die Wände der Küche schienen näher zu rücken. Vor wenigen Minuten noch hatte er eine strahlende Zukunft vor sich gesehen. Jetzt hatte er das Gefühl, als schnüre ihm jemand langsam die Luft ab. „Rebecca …“
„Soll ich dir noch dankbar sein, dass du es nicht in unserem Ehebett
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