Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
dran, noch mehr Salz in die Wunde zu streuen. Da bewegte er sich, Schmerz zuckte in seinen dunklen Augen auf, und Alessandro wurde eine Spur blasser.
Die Ärztin in ihr gewann die Oberhand, und besorgt ging Tasha zu ihm. „Der Transport vom Krankenhaus hierher muss eine Tortur gewesen sein.“
„Kein Problem.“
Mit keinem Wort hatte er sich bisher beklagt, aber sie sah ihm an, dass er Schmerzen hatte. „Warte, ich helfe dir, damit du es bequem hast.“
„Mir geht’s gut. Ich brauche deine Hilfe nicht.“
„Dafür bezahlst du mich doch. Du brauchst eine Krankenschwester.“
„Nur, weil sie mich ohne Krankenschwester nicht entlassen hätten.“ Mit starrer Miene, die Zähne zusammengebissen, ließ er sich umständlich auf dem Sofa nieder. Seine Schultermuskeln wölbten sich, als er sein Gewicht auf die Krücken stützte. „Ich brauche niemanden.“
Tasha ertappte sich dabei, wie sie auf seinen Bizeps starrte. Gestählte Muskeln, kraftvoll, geschmeidig. Sie riss sich zusammen. Na und? Zu einem echten Mann gehört mehr als Muskeln.
„Und was soll ich machen?“, fragte sie. „Mir die Nägel feilen?“
„Wenn dir der Sinn danach steht“, antwortete er müde. „Tu, was du willst. Lies ein Buch, sieh fern oder geh surfen. Falls du dich für Letzteres entscheidest, ziehe ich es vor, dass du mir nichts davon erzählst.“ Alessandro ließ die Krücken fallen und lehnte sich zurück. „Betrachte es als bezahlten Urlaub.“
Sie würde nie auf die Idee kommen, mit Alessandro Urlaub zu machen, oder?
Tasha musste sich wieder daran erinnern, dass gutes Aussehen nicht alles war. Auch wenn Alessandro in zehn Jahren noch attraktiver und männlicher geworden war. Sie ärgerte sich, dass sie eine seltsame Unruhe befiel, sobald sie in seine Nähe kam. Warum überhaupt? Er würde kaum über sie herfallen. Schließlich hatte er ihr schon damals klargemacht, wie wenig reizvoll er sie fand.
„Da ich schon mal hier bin, kann ich dir wenigstens etwas zu trinken holen“, sagte sie sachlich.
„Danke. Ein Drink ist gut.“ Seiner Stimme war anzumerken, dass er immer noch mit Schmerzen kämpfte. „Der Whisky steht im Küchenschrank, Gläser findest du im oberen Regal. Nimm dir auch einen. Wir setzen uns auf die Terrasse, wenn ich es schaffe, dahin zu kommen.“
Drinks auf der Terrasse?
Bei Tasha gingen die Warnlampen an. Kommt überhaupt nicht infrage, dachte sie. Auf Deckchairs liegen, ein Glas mit klingelnden Eisstückchen in der Hand und entspannt den Sonnenuntergang betrachten, wenn die letzten Strahlen den Strand vergoldeten – nein, das war ihr viel zu intim.
„Besser nicht auf der Terrasse“, gab sie zu bedenken. „Du hast dich gerade hingelegt, ruh dich lieber aus.“
Alessandro lag auf den Kissen, die Augen geschlossen. „Ich nehme ihn pur. Ohne Wasser, ohne Eis.“
Mit anderen Worten: weglassen, was die betäubende Wirkung des Alkohols minderte.
Als er die Augen aufschlug, nickte sie nur und ging in die Küche. Dabei war sie sich seines Blickes bewusst – tiefgründige schwarze Augen, die jede ihrer Bewegungen verfolgten. Sie erinnerte sich, wie er ihr einmal erzählt hatte, dass seine Ahnen Nachfahren der Römer gewesen waren, Krieger, die die Mittelmeerinsel San Savarre erobert hatten, wo seine Familie nun schon seit Jahrhunderten herrschte. Tasha konnte sich lebhaft vorstellen, dass Alessandro im Moment in kriegerischer Stimmung war!
Sie öffnete einen Küchenschrank nach dem anderen, bis sie den Whisky fand. Die Hand schon an der Flasche zögerte sie jedoch. Alkohol und Tabletten waren nicht gerade gesund, auch wenn Alessandro das egal zu sein schien.
Tasha schob die Flasche wieder zurück. Sie war nicht hier, um zu tun, was er wollte. Sie war nicht hier, um ihm das Leben zu erleichtern. Abgesehen von seinem jetzigen Zustand hatte er ein leichtes Leben!
Nachdenklich blickte sie sich um. Die Küche war ein Traum, funktional und edel zugleich. Licht fiel durch die verglaste Decke und spiegelte sich in den glänzenden schwarzen Granitplatten, aus denen die Arbeitsflächen bestanden.
„Hier würde sogar mir das Kochen Spaß machen“, murmelte sie vor sich hin, während sie die Tür des breiten amerikanischen Kühlschranks aufzog und den Inhalt inspizierte. „Nur Champagner und Bier … typisch Mann. Was ist mit Essen?“ In einem der unteren Fächer fand sie verschimmelten Käse und einen vergammelten Salat. Beides warf sie in den Abfalleimer. „Gut, dass ich einkaufen war.“
Während
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