Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
KAPITEL
Megan schwebte wie auf Wolken.
Sie war glücklich, sie konnte an nichts anderes denken als an die vergangene Nacht. Selbst die Tatsache, dass sie praktisch mit einem verheirateten Mann geschlafen hatte, trübte ihre Stimmung kaum.
Rebecca ist gegangen, sie sind nicht mehr zusammen.
Flüchtig fragte sie sich, wer wohl an die Tür des Rufbereitschaftszimmers geklopft hatte. Anscheinend war die Angelegenheit so wichtig gewesen, dass Josh nicht wieder zu ihr zurückkommen konnte. Nachdem sie zwanzig Minuten gewartet hatte, war sie ebenfalls aufgestanden, hatte sich angezogen und war mit klopfendem Herzen den Flur entlanggeeilt, in der Hoffnung, dass niemand sie sah.
Der Tag verging, und sie musste sich sehr beherrschen, nicht dauernd auf ihr Handy zu sehen. Aber Josh rief nicht an, und er schickte ihr auch keine SMS. Megan fühlte sich verwirrt und aufgeregt wie ein Teenager. Was hatte die Funkstille zu bedeuten? Bereute er es vielleicht schon?
Nein, sicher hatte er einfach nur viel zu tun.
Einigermaßen beruhigt betrat sie am Nachmittag die Säuglingsintensivstation. Ihr Puls ging jedoch sofort in die Höhe, als sie Josh im Schwesternzimmer am PC sitzen sah.
Er weicht mir nicht aus, dachte sie. Er ist hier, auf meiner Station.
Ihr Herz hämmerte wie wild, und sie war froh darüber, dass die Kollegen zurzeit woanders beschäftigt waren. Diese erste Begegnung nach der gemeinsamen Nacht sollte nur ihnen beiden gehören, ohne neugierige Blicke.
In ihrem Bauch flatterten Schmetterlinge auf, als sie sich daran erinnerte, wie Josh sie angesehen hatte, bevor er sie verließ. Lächelnd ging sie auf ihn zu. „Hallo, Josh.“
„Megan, gut, dass du kommst.“ Er klang sachlich und professionell. „Wir hatten unten eine Notentbindung, vierunddreißigste Woche. Anzeichen von Atemnotsyndrom, deshalb haben wir das Kind zu dir verlegt.“
Seine Augen verrieten nichts, nicht einmal den kleinsten intimen Hinweis, dass sie mit ihm die Nacht verbracht hatte. Unwillkürlich blickte Megan über die Schulter, aber da war niemand, der ihnen hätte zuhören können.
Das Baby ist sehr krank, versuchte sie sich zu beruhigen. Josh ist ein exzellenter Arzt, der sein Privatleben ausblendet, wenn ein Patient in Gefahr ist. Sie bemühte sich, ihre Enttäuschung im Zaum zu halten. „War die Geburt normal oder ein Kaiserschnitt?“
Während er kurz berichtete, ertappte sie sich dabei, wie sie seine Hände betrachtete, die feinen dunklen Härchen, die seine muskulösen Unterarme bedeckten. Diese Hände hatten sie berührt, überall. Hatten sie gehalten. Da war nichts gespielt, nichts vorgetäuscht gewesen. Erschauernd erinnerte sie sich an den Ausdruck in seinen Augen, als sie gemeinsam einen überwältigenden Höhepunkt erlebt hatten.
Ermutigt trat sie einen Schritt vor. „Josh …“
„Ich muss zurück“, unterbrach er sie und erhob sich schnell. „Du möchtest bestimmt mit der Mutter sprechen. Sie ist völlig fertig. Das Ganze hat höchstens zwanzig Minuten gedauert, Sturzgeburt ist gar kein Ausdruck.“
Worte können wie Schläge sein. Irgendwo hatte sie das gelesen, und so fühlte sie sich jetzt – als hätte Josh sie geohrfeigt.
„Natürlich.“ Wie erstarrt stand sie da, während Josh an ihr vorbeiging, sorgsam darauf bedacht, sie nicht zu streifen.
Kalt und unnahbar, so hatte sie ihn vor acht Jahren schon einmal erlebt. So als hätte ihre Liebesnacht nie stattgefunden.
Megan wollte ihn am Arm packen, ihn fragen, was zum Teufel mit ihm los sei. Warum er sie so verletzte!
Aber sein Gesicht war wie eine undurchdringliche Maske, und ihr Stolz verbot ihr, sich etwas anmerken zu lassen.
Stumm ließ sie ihn gehen.
Er beobachtete sie. Sie spürte seinen flammenden Blick wie eine körperliche Berührung.
Zufrieden trat Tasha unter die Dusche. Flachbrüstig? Von wegen!
Ihr Herz hämmerte, seit sie mit ihrem Striptease angefangen hatte. Zuerst hatte sie sich vergewissert, dass Alessandro sie durch den Türspalt genau sehen konnte. Dann zog sie sich langsam aus und ließ sich auf dem Weg ins Bad viel Zeit.
So, sein Blutdruck dürfte um einiges gestiegen sein.
Ihrer leider auch. Leise fluchend drehte sie das Wasser auf Kalt.
In zehn Jahren war Alessandro nicht weniger attraktiv geworden. Im Gegenteil, er hatte an genau den richtigen Stellen zugelegt. Seine Schultern waren breiter, Brust und Arme muskulöser geworden.
Trotz des kalten Wassers wurde ihr heiß, und sie fragte sich, warum sie sich überhaupt auf diese
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