Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
des Kleinen sehen. Es war eine schwere Geburt. Aber sie hat Glück gehabt.“
„Wird sie bald in ihr eigenes Dorf zurückkehren?“
„Wir werden sie in einigen Tagen mit dem Truck dorthin bringen.“
Emmy dachte nach. Das war genau die Art von Geschichte, die sie gebrauchen konnte. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir J’tagnans Heimreise mit der Kamera begleiten?“
Darts Mine verdüsterte sich. Alleine die Frage schien ihn in Empörung zu versetzen. „Diese Leute sind nicht Ihre Statisten, Miss Jofille“, sagte er kurz angebunden. „Ihr Leben ist kein Material für sentimentale Fernsehbeiträge.“
Verärgert presste Emmy die Lippen zusammen. Gleichzeitig meinte sie jetzt, den Grund für Darts abweisende Haltung zu verstehen. Er hatte gar nichts gegen sie persönlich, wie sie zuerst gedacht hatte. Vielleicht hegte er schlicht einen Groll gegen Leute, die beim Fernsehen arbeiteten. Nun, sie konnte keine Rücksicht auf seine Gefühle oder Wünsche nehmen. Ihre Aufgabe war es, einen Film mit nach Hause zu bringen, der Millionen Zuschauer berühren und aufrütteln würde.
Sie zwang sich zu einem ruhigen, aber bestimmten Ton. „Erstens bevorzuge ich die Anrede Dr. Jofille, wie ich Ihnen bereits sagte. Zweitens habe ich nicht die Absicht, jemanden als Statisten einzusetzen. Mein oberstes Anliegen ist es, die australischen Bürger über die Zustände in diesem Land aufzuklären. Ich werde Meeree bitten, J’tagnans Mutter zu fragen, ob sie etwas gegen unsere Begleitung einzuwenden hat.“
Sie merkte selbst, wie sie sich in Rage geredet hatte, doch Dart war einfach zu weit gegangen. „Abgesehen davon hätte ich erwartet, dass Sie froh sind, wenn jemand den Tarparnii etwas Publicity verschafft. Wir müssen den Zuschauern begreiflich machen, dass ihre Hilfe gebraucht wird, dass die Menschen hier an Seuchen zugrunde gehen, die in den Industrieländern längst ausgerottet sind, weil wir die nötigen Impfstoffe besitzen. Welche Impfungen werden J’tagnan zur Verfügung stehen, um sein junges Leben zu schützen?“
Ohne seine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: „Das sind die Dinge, die unsere Zuschauer interessieren. Und wenn wir sie ihnen nur ein Stück näherbringen können, werden sie tief in die Tasche greifen und großzügig spenden, damit J’tagnan die Chance auf ein langes, gesundes Leben erhält. Damit er zur Schule gehen kann und zu einem Mann heranwächst, der sich um seine Mutter kümmert und für sein Volk eintritt.“
Ihre Worte schienen tief aus ihrem Herzen zu kommen, und Dart fragte sich, ob er sie und ihre Motive falsch eingeschätzt hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Reichen wollte Miss – nein, Dr. Jofille – sich nicht nur mit ihrem Geld ein reines Gewissen erkaufen, sondern sie hatte die beschwerliche Reise hierher auf sich genommen, um ihre Landsleute von einer guten Sache zu überzeugen.
Selbst im Schein der Feuersglut konnte Dart die Entschlossenheit in ihren Augen erkennen. Er hörte den Nachdruck in ihrer Stimme und nahm ihre unbeugsame Haltung zur Kenntnis. Unwillkürlich fragte er sich, was es wohl brauchte, damit sie gänzlich die Kontrolle verlor.
Wie würde sie beispielsweise reagieren, wenn er sich jetzt zu ihr beugen und ihren verlockenden Mund küssen würde? Eine durchaus reizvolle Vorstellung.
Sofort rief er sich wieder zur Ordnung. Es war lächerlich, an so etwas überhaupt zu denken, schließlich war sie noch nicht einmal sein Typ. Aber in der Dunkelheit der Nacht wirkte ihr Gesicht so weich und sanft … Was mochte sich hinter der perfekten Fassade verbergen?
Wenn er sie nun einfach küsste, ohne um Erlaubnis zu bitten, sie überraschte. Würde er Verlangen in ihren tiefblauen Augen lesen oder Wut? Würde sie die Lippen hingebungsvoll öffnen, oder würde er sich eine Ohrfeige einfangen? Falls sie den Kuss erwiderte, täte sie es mit der unersättlichen Wildheit einer Löwin, oder anschmiegsam wie ein Kätzchen? Bilder stiegen vor seinem geistigen Auge auf: ihr Mund auf seinem, ihre Arme, die ihn umschlangen, heiße Haut an heißer Haut, glutvolles Verlangen, wilde Leidenschaft …
Krachend barst ein Ast im Feuer und holte Dart in die Realität zurück. Dart blinzelte und senkte den Kopf zu J’tagnan, der immer noch tief und fest schlief. Er schämte sich für seine Gedanken, dafür, dass er sich überhaupt wieder zu einer Frau hingezogen fühlte. Sechs Jahre waren vergangen, seit seine Welt zusammengestürzt war und auch seine Zukunft unter sich
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