Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
Einheimischen zu verstehen.
„Ein Notfall. Vermutlich eine Schussverletzung.“ Auch Gloria verschwand in der Hütte.
Schüsse. Emmy verabscheute Schusswaffen. Sie wusste, dass sie sich in einem politisch instabilen Land befand und dass es hier Soldaten gab, aber warum war dieser Mann angeschossen worden? Sie bedeutete ihrem Team, ihr zu folgen. Zu dritt betraten sie die Medizinbaracke.
Drinnen versuchten Dart und Tarvon, den Patienten zu stabilisieren, während Gloria dessen Tarnkleidung aufschnitt und Belhara das Narkosegerät aufbaute. Alle hatten sich hastig ihre Kittel übergeworfen, deren Bänder noch lose herabhingen. Mit Schaudern betrachtete Emmy die tiefrote Wunde, die die Kugel in den Körper des Patienten gerissen hatte. Emmy spürte, wie dunkle Erinnerungen in ihr aufstiegen. Sie kämpfte darum, die Kontrolle über ihre Gefühle zu behalten. All das war Vergangenheit und würde es auch bleiben.
„Wenn Sie gekommen sind, um uns zu helfen …“, holte Darts tiefe Stimme sie in die Gegenwart zurück, „… dann holen Sie mir einen Beutel mit Kochsalzlösung. Wenn Sie nur gekommen sind, um zu gaffen, verschwinden Sie wieder.“
Emmy sah ihre beiden Kollegen an. „Ihr habt gehört, was er gesagt hat.“ Vermutlich hatten sie bereits einige gute Aufnahmen im Kasten, denn sie verließen die Hütte, ohne zu murren. „Kochsalzlösung? Sofort, Herr Doktor“, sagte sie, schnappte sich einen Beutel aus dem Regal und reichte ihn Dart.
„Danke.“
Emmy schloss aus der knappen Antwort, dass sie bleiben konnte, wusch sich die Hände und streifte sich einen Kittel und Handschuhe über. Sie reichte Gloria die sterilen Abdecktücher und bereitete die Jodlösung zur Wunddesinfektion vor. Dann holte sie für Belhara die Ampullen mit dem Narkosemittel aus dem oberen Regalfach und suchte das Operationsbesteck zusammen.
Als der Patient betäubt und alles für die Operation vorbereitet war, band sie noch Darts Mundschutz fest. Dabei bemühte sie sich, das Gefühl von Wärme zu ignorieren, das seine Nähe in ihr auslöste. Ihr Hals wurde trocken, als sie den leicht würzigen Duft seines Aftershaves einatmete, und ihre Finger wollten ihr plötzlich nicht mehr gehorchen.
Dart seinerseits wünschte sich, sie möge sich beeilen. Der süße, frische Duft ihres Parfums – das vermutlich sündhaft teuer gewesen war – begann seine Sinne zu verwirren. Mit einem Mal verspürte er den Wunsch, sie näher an sich zu ziehen.
Das war nun wirklich das Letzte, was er in diesem Moment gebrauchen konnte. Den ganzen Tag lang hatte er sich bemüht, sie auf Abstand zu halten, aber schließlich hatte er ihre Hilfe bei der Sprechstunde gebraucht und sich wohl oder übel mit ihr befassen müssen. Dasselbe geschah jetzt wieder. Er durfte sich nicht von ihr oder ihrem Parfum ablenken lassen; immerhin hatte er eine Kugel aus dem Unterleib seines Patienten zu entfernen.
„Fertig. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.“ Er hörte ihre Stimme an seinem Ohr, spürte ihren Atem in seinem Nacken. Entschlossen richtete er sich auf und trat an den Operationstisch, während sein Gehirn noch damit beschäftigt war, die Tatsache zu verarbeiten, dass es nach sechs Jahren endlich einer Frau gelungen war, eine körperliche Reaktion in ihm hervorzurufen.
Dart war erleichtert, als Emerson wieder den Platz neben Gloria einnahm. Vielleicht konnte er sich nun auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren anstatt auf die Fernsehprominenz, deren erklärtes Ziel es zu sein schien, Unruhe ins Dorf zu bringen. Gleichzeitig wusste er, dass diese Gedanken nicht ganz fair waren.
„Belhara?“, wandte er sich an den Anästhesisten.
„Ich bin bereit.“
„Skalpell.“ Dart streckte die Hand aus. Er hatte diese Art von Operation schon viel zu oft durchführen müssen, und mittlerweile war sie für alle Beteiligten zur Routine geworden.
„Müssen Sie hier häufiger Kugeln entfernen?“, fragte Emmy in die Stille hinein.
„Zu viele“, sagte Tarvon traurig.
„Wenn wir nicht gerade Wunden nähen, holen wir Babys auf die Welt oder operieren Kugeln aus den Leuten heraus“, ergänzte Dart.
Wenige Sekunden später hatte er das Projektil aus der Wunde gezogen, und Tarvon stillte die Blutung mit Mulltupfern. Nachdem er die Wundränder gesäubert und sich vergewissert hatte, dass die lebenswichtigen Organe des Patienten unversehrt waren, begann Dart mit dem Nähen.
„Wie sehen seine Werte aus, Belhara?“
„Sehr gut.“
„Bestens.“ Sobald Dart
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