Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
hinter seinem inneren Schutzpanzer in Deckung zu gehen. Doch seit er Emerson begegnet war, hatte sein Panzer Risse bekommen. Er hatte sie bereits jetzt näher an sich herangelassen als irgendjemanden sonst in den vergangenen sechs Jahren.
Dart hatte nicht geglaubt, jemals über Martas Tod hinwegzukommen, egal, wie oft man ihm versichert hatte, dass die Zeit auch diese Wunde heilen würde. Aber jetzt, nach all den Jahren, schien diese Prophezeiung tatsächlich wahr zu werden. Er fühlte sich zu einer anderen Frau hingezogen, wollte sie berühren, sie küssen. Emmy. Da stand sie und blickte ihn an, als könne sie seine Gedanken lesen.
Marta war Vergangenheit. Seine Reisen nach Tarparnii hatten ihm dabei geholfen, Abstand zu gewinnen und seine Seele zu heilen. Sechs lange Jahre hatte er ohne Marta weiterexistiert und sich selbst kaum noch lebendig gefühlt. Und nun war Emmy in sein Leben getreten. Eine Frau, die ihr Leben lang alles bekommen hatte, was mit Geld zu kaufen war. Jedes Spielzeug, jedes Kleidungsstück, die beste Ausbildung auf den teuersten Schulen; alles war ihr auf einem Silbertablett serviert worden … trotzdem beneidete sie ihn um seine einfache, entbehrungsreiche Kindheit.
„Armes reiches Mädchen.“ Er benutzte dieselben Worte wie letzte Nacht, und auch jetzt lag kein Spott darin, nur Mitgefühl.
Er sah die Frau, zu der sie geworden war, eine Frau auf der Suche nach Wahrheit. Eine Frau, die um ihrer selbst willen geliebt werden wollte und die den Mut hatte, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen.
Nein, vor dieser Frau brauchte er sich nicht zu verstecken.
„Emmy.“
Dieses eine Wort genügte, um sie sanft erschauern zu lassen. Sie sehnte sich nach seiner Berührung, seiner Nähe, seiner Umarmung. Nie zuvor hatte sie sich so sicher und geborgen gefühlt wie letzte Nacht in seinen Armen. Die Art, wie er sie ansah, hungrig und vorsichtig zugleich, abwartend, verstärkte dieses Gefühl nur noch.
Emmy hatte sich bei ihm entschuldigen wollen, um ihm zu zeigen, dass sie stark war und sich im Griff hatte. Doch als er sich langsam auf sie zu bewegte, fing sie am ganzen Körper an zu zittern. Zu ihrem Entsetzen spürte sie neue Tränen in sich aufsteigen.
Dass sie so emotional reagierte, lag weniger an Darts Mitgefühl als an der Tatsache, dass er ihr genug vertraute, um ein Stück seiner Vergangenheit mit ihr zu teilen – einer sehr schmerzhaften Vergangenheit.
Er stand jetzt unmittelbar vor ihr. Sie sah zu ihm auf und hob den Kopf, damit sie ihm weiter in die Augen schauen konnte, diese dunklen Augen, in deren Tiefe sie zu versinken meinte.
„Du musst mich nicht beneiden“, flüsterte er, und sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. Emmy schloss die Augen, und eine Träne rann ihr über die Wange. Sie schluckte und atmete dann überrascht ein, als Dart die Spur der Träne sanft mit seinem Daumen nachzeichnete.
Seufzend öffnete Emmy die Augen und sah ihn an.
„Tut mir leid, dass ich schon wieder weine“, brachte sie hervor, verstummte allerdings sofort, als er ihr sachte einen Finger auf die Lippen legte. Emmys Herz pochte wild.
„Ich habe deine Entschuldigung angenommen. Das genügt.“ Dart strich mit den Fingerspitzen über ihre Wange, während sein Blick zwischen ihren Augen und ihren vollen, einladenden Lippen hin und her wanderte.
Er sehnte sich danach, diese Lippen endlich auf seinen zu spüren, ihre weiche Süße zu erfahren. Nichts anderes war jetzt wichtig, weder die Vergangenheit noch die Gegenwart oder gar die Tatsache, dass sie sich in einer Hütte mitten im Dschungel befanden, in einem Land, das sich mitten in einem Bürgerkrieg befand.
„Einfach so?“, flüsterte sie.
„Einfach so.“ Noch immer kämpfte er mit sich. Er versuchte standhaft zu bleiben, konnte aber dem Zauber dieser Frau nicht länger widerstehen. Gestern Nacht hatte er ihr Trost gespendet. Heute ging es ihm nicht um Trost, sondern um ein anderes, stärkeres Bedürfnis, und er würde sich nicht länger zurückhalten. Er wollte sie. Ganz einfach.
Wie gebannt blickte er auf ihre rosige Zungenspitze, mit der sie ihre Lippen befeuchtete. Wie würde dieser perfekte Mund sich unter seinem anfühlen? Dart konnte nicht anders, er musste es herausfinden.
Behutsam hob er ihr Kinn an, während er gleichzeitig den Kopf senkte.
Das war der Moment. Emmy wusste es. Ihr Herz raste, und ihr ganzer Körper brannte vor Anspannung und sehnsüchtiger Erwartung. Nach all den Jahren der Einsamkeit würde sie endlich den
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