Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
fühlte sie sich besser.
„Wie ist sein Zustand?“, fragte er Tarvon, als sie das Zelt betraten, in dem der Verletzte lag.
„Stichverletzung am linken Unterschenkel. Schwellungen, Kratzer. Eine leichte Brandwunde an der Hand.“
„Brandwunde?“ Dart trat näher, wobei er Emmys Hand loslassen musste. „Keine Schussverletzung?“ Dann sprach er den Soldaten auf Tarparnii an: „Wo hast du dich verbrannt?“
Die Antwort des Soldaten ließ Darts Gesichtszüge einfrieren. Langsam richtete er sich auf.
„Er sagt, dass ein Dorf in der Nähe von den Rebellen angegriffen wurde. Es gab viele Tote und Verletzte. Er und seine Begleiter konnten fliehen, aber offenbar wurde eine der Hütten in Brand gesteckt. Er hat sich seine Hand an einem glühenden Balken verbrannt.“
Dart machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zelt, um den Dorfältesten aufzusuchen. Wenn das Nachbardorf in Schwierigkeiten steckte, würden sie alles tun, was in ihrer Macht stand, um zu helfen.
Schnell hatte sich ein Einsatzteam zusammengefunden. Tarvon und einige der anderen würden im Dorf bleiben, um weitere Flüchtlinge zu versorgen.
„Alle anderen schnappen sich so viel Ausrüstung, wie sie tragen können und kommen mit mir. Und nehmt Eimer mit. Falls es ein Feuer gibt, werden wir sie brauchen.“ Dann wandte er sich an Emmy. „Ich möchte, dass du hierbleibst und Tarvon zur Hand gehst.“
„Nein. Ich komme mit dir. Tarvon hat genug Helfer.“
„Emmy, ich will dich in Sicherheit wissen.“
„Bei dir bin ich so sicher, wie ich es nur sein kann.“
„Ich kann nicht für deine Sicherheit garantieren, während der Dschungel hier voller Guerillakämpfer steckt und wir uns um ein ganzes Dorf kümmern müssen“, versetzte Dart ungehalten.
„Mein Team und ich werden mitkommen und vor Ort filmen und helfen. Dazu sind wir hier. Mit dieser Diskussion verschwenden wir nur kostbare Zeit.“ Emmy machte Anstalten zu gehen, aber Dart packte sie am Arm, drehte sie zu sich um und presste seine Lippen hart auf ihre.
„Versprich mir, dass du keine Dummheiten machst, Emmy“, sagte er mit einer Eindringlichkeit, die sie aufhorchen ließ.
Emmy blickte ihm fest in die Augen. „Ich verspreche es. Aber ich werde euch begleiten.“
Dart schloss resigniert die Augen. „Du kannst so furchtbar stur sein“, murmelte er, bevor er sie erneut küsste. „Dann lass uns aufbrechen.“
Kurze Zeit später verließen sie zu Fuß das Dorf. Das grüne Blätterdach des Dschungels lag scheinbar friedlich vor ihnen. Falls sich darunter Soldaten versteckten, war jedenfalls keine Spur von ihnen zu sehen. Emmy ging neben Dart, bepackt mit einem Rucksack und einem leeren Holzeimer. An seiner Seite fühlte sie sich stark und mutig. In diesem Moment hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, sich mit Leib und Seele für eine Sache einzusetzen. Durch ihre medizinische und journalistische Ausbildung, gepaart mit ihrer Hilfsbereitschaft, vermochte sie hier wirklich etwas zu verändern. Auch in einer potentiell gefährlichen Situation wie dieser hatte sie keine Angst. Sie sah Dart neben sich, seinen entschlossenen Blick, und es fühlte sich einfach alles richtig an.
Als sie sich dem anderen Dorf näherten, konnten sie bereits den Rauch riechen und beschleunigten ihre Schritte. Schon auf dem Weg hierher hatten sie einige Flüchtlinge versorgt und sie in das Dorf weitergeschickt, in dem sie ihre Basisstation eingerichtet hatten. Als sie den Dorfplatz erreichten, bot sich ihnen ein Anblick wie nach einem schrecklichen Unfall.
Überall kauerten weinende und schreiende Menschen, andere bewegten sich gar nicht. Frauen und Kinder drängten sich unter Klagerufen zusammen. Einige Männer hatten eine Kette vom einzigen Brunnen des Dorfes zum Feuer gebildet. Es war das reine Chaos, und Emmy wusste nicht, wo sie zuerst anpacken sollte. Doch Dart hatte schon das Kommando übernommen.
„Emmy, du bildest ein Erste-Hilfe-Team zusammen mit Gloria, Rick und Sue. Stellt ein paar Tische auf und geht sparsam mit unserem Material um; es ist alles, was wir haben. Alle Patienten, die den Fußmarsch bewältigen können, schickt ihr zurück zu Tarvon und den anderen. Je weniger Leute wir hier haben, desto besser.“
Emmy sah ihm hinterher, als er zwischen den dunklen, bedrohlich wirkenden Rauchschwaden hindurchging, um den Dorfältesten aufzusuchen. Ihr Herz klopfte vor gespannter Erwartung, und sie spürte das Adrenalin in ihrem Blut. Geh an die Arbeit und verhalte dich wie ein Profi,
Weitere Kostenlose Bücher