Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
ermahnte sie sich selbst. Sie gab ihren Eimer an diejenigen, die das Feuer bekämpften, schnallte ihren Rucksack ab und wandte sich den Verletzten zu, als ein markerschütternder Schrei ertönte. Emmy fuhr zusammen. Was war das?
„Eine Frau ruft um Hilfe. Sie kann ihr Kind nicht finden“, übersetzte Gloria.
„Wie alt?“
„Etwa fünf Jahre“, sagte Gloria, während sie gleichzeitig eine Brandwunde verband.
„Warte einen Moment.“ Kurz entschlossen machte Emmy sich auf die Suche nach Dart. Sie sah die Frau, die auf eine brennende Hütte zeigte. Mit schneller, hoher Stimme redete die Frau auf die Umstehenden ein.
„QaH! QaH!“ , rief sie immer wieder verzweifelt, und Emmy erkannte das Wort für „Hilfe!“, das sie in den letzten Tagen oft gehört hatte.
Noch bevor sie Dart erreichte, bemerkte sie zu ihrem Entsetzen, dass er direkt auf das brennende Gebäude zurannte.
„Nein!“ Dieser Schrei entschlüpfte ihrer eigenen Kehle. Wie in Zeitlupe beobachtete sie, wie Dart sich eine nasse Decke umlegte und direkt in die Flammen lief. Sie wollte hinterher, aber einige Männer hielten sie zurück. „Was tut er da? Wo will er hin?“
„Ein Kind ist gefangen. Dart wird es retten“, sagte der Älteste.
Emmy konnte nicht glauben, was sie sah. Dart begab sich in Lebensgefahr. Wie durch einen dichten Nebel hörte sie Gloria, die nach ihr rief. Emmy war hin und her gerissen. Einerseits wollte sie hierbleiben, bis sie wusste, dass Dart in Sicherheit war. Andererseits galt es zahlreiche Patienten zu versorgen.
„Emmy.“ Gloria klang alarmiert. „Ich habe hier eine Geburt. Das Köpfchen ist schon zu sehen.“
„Was?“ Emmy riss sich los und eilte zu ihr. Gloria war bereits dabei, alles Nötige vorzubereiten.
„Das Baby kommt zu früh. Sie sagt, es sollte erst in einem Monat geboren werden.“
„Ist es ihr erstes?“, fragte Emmy, die sich bereits ein Paar Handschuhe überstreifte und sich zu der Frau kniete.
„Ihr fünftes.“
„Es wird vermutlich schnell gehen.“ Emmy befühlte die Schädeldecke des Kindes. Die Mutter atmete schwer und redete auf die beiden Frauen ein.
„Sie möchte ihr Kind nicht so auf die Welt bringen“, übersetzte Gloria. „Ihre Schwestern und Kusinen sollten dabei sein, nicht diese vielen Männer.“
„Der Kopf ist bereits draußen.“ Emmy blickte zu Gloria auf. „Sag ihr, dass es uns leidtut und wir ihre Bräuche respektieren, aber dass es dieses Baby sehr eilig hat, in ihren Armen zu liegen und an ihrer Brust zu trinken.“
Gloria nickte und sprach in beruhigendem Ton auf die Frau ein. Diese stöhnte auf und begann mit der nächsten Wehe zu pressen.
„Das machen Sie wunderbar“, lobte Emmy, die sich bemühte, sich trotz ihrer Sorge um Dart ganz auf diese Geburt zu konzentrieren. Ob er das Kind gefunden hatte? Ob es ihm wohl gut ging?
„Gloria, es ist gleich so weit. Haben wir etwas, um die Nabelschnur zu durchtrennen?“
Gloria fischte aus ihrem Rucksack ein sauberes Laken, Klammern und eine Schere. „Alles, was dein Herz begehrt.“
Wenige Minuten später war das Baby auf der Welt, vier Wochen zu früh, aber mit gesunden Lungen, wie es sofort durch ungeduldiges Schreien unter Beweis stellte. „Es ist ein Junge“, sagte Emmy. Nachdem sie die Nabelschnur durchtrennt und die Nachgeburt entbunden hatten, wickelte sie den Kleinen in eine Decke und legte ihn der Frau in die Arme. „Der Kleine wurde in einer Stunde geboren, in der sein Volk Hilfe brauchte. Er wird zu einem starken Mann heranwachsen, der immer für seine Brüder da sein wird“, sagte sie dabei lächelnd, während Gloria übersetzte. Schon lag das Baby an der Brust seiner Mutter und trank gierig.
Emmy streifte gerade ihre Handschuhe ab, als hinter ihr eine tiefe Stimme ertönte. „Gut gemacht.“
Sie fuhr herum. „Dart!“ Sie traute ihren Augen kaum. Da stand er vor ihr, offenbar unversehrt. Emmy umarmte ihn stürmisch und bedeckte seinen Mund mit Küssen. „Alles in Ordnung mit dir?“
„Natürlich. War das gerade Ihre erste Geburt, Frau Doktor Jofille?“
„Ja, das war es. Aber was ist mit dem Kind? Konntest du es retten? Oder …“
Dart deutete auf eine Frau, die in einiger Entfernung einen kleinen Jungen in den Armen wiegte, während Sue sich vergewisserte, dass es den beiden gut ging. „Hat nur ein bisschen Rauch eingeatmet, nichts Ernstes. Er wollte seinen großen Brüdern beweisen, dass er alt genug ist, um beim Löschen des Feuers zu helfen.“ Mit einem anerkennenden
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