Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
wird entlassen, auf die Normalstation verlegt oder stirbt“, erwiderte Jane sachlich.
Mikki presste die Lippen zusammen. „Dann wird Dr. Beck warten müssen. Ein paar Betten müssen wir schließlich immer für Patienten aus der Notaufnahme bereithalten.“
„Ich werde die leitende OP-Schwester anrufen.“ Jane seufzte. „Sag mir doch bitte noch mal, warum ich hier arbeite.“
„Weil du dafür bezahlt wirst.“
„Das sollte nicht der einzige Grund sein. Sollte ich nicht das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu tun und irgendetwas zum Guten hin zu verändern?“
Mikki lächelte. „Du tust etwas Gutes, Jane. Genau wie wir alle hier. Ich rufe sie selbst an. Geh du nur und trink deinen Tee.“
Janes Miene hellte sich auf. „Mir ist gerade eingefallen, warum ich hier arbeite: Du bist eine wunderbare Kollegin.“
„Das ist nett von dir, Jane. Allerdings befürchte ich, dass ich nach diesem Anruf nicht mehr ganz so beliebt sein werde.“ Resigniert griff Mikki zum Hörer.
„Die Hälfte meiner OPs wurde gestrichen? Was soll das heißen?“, fuhr Lewis die leitende OP-Schwester an, die ihm soeben die Nachricht überbracht hatte.
„Es tut mir leid, Dr. Beck. Auf der Intensivstation sind keine Betten mehr frei. Dr. Landon hat sich da sehr deutlich ausgedrückt.“
Lewis verzog das Gesicht noch mehr. „Dr. Landon hat also diese Entscheidung getroffen?“
„Nun ja, zwangsläufig. Es kommt oft genug vor, dass die Station ausgelastet ist. Und in dem Fall müssen die OP-Termine geschoben werden. Außerdem besteht eine Vereinbarung mit der Privatklinik nebenan, dass wir im Notfall deren Patienten aufnehmen. Die Intensivstation ist einfach zu klein.“
„Ich weiß, wie solche Kooperationen funktionieren“, erwiderte er knapp. „Aber ich mag es nicht, wenn ich vor vollendete Tatsachen gestellt werde. Ich sollte darüber entscheiden, welche Patienten warten müssen – nicht jemand, der sie nie zu Gesicht bekommen hat. Ich weiß, welcher Fall dringend ist. Immerhin habe ich die Vorbereitungen selbst getroffen. Deswegen entscheide ich und kein anderer.“
„Das müssen Sie mit Dr. Landon klären“, gab die Schwester zurück und ließ ihn allein.
Frustriert fuhr Lewis sich durchs Haar. Er legte sich nur sehr ungern mit dem Pflegepersonal an, aber die ersten anderthalb Wochen am St. Benedict’s waren nicht so glatt verlaufen wie erhofft. Sein Büro und das Untersuchungszimmer wurden immer noch renoviert. Dabei hätte eigentlich alles längst fertig sein sollen. Und nun strich ihm seine Exverlobte die halbe OP-Liste! War das Absicht? Wollte sie ihm zeigen, wer hier das Sagen hatte? Oder gab es wirklich keine freien Betten?
Er machte sich auf den Weg zur Intensivstation. Mikki war jedoch nirgends zu sehen. Vom diensthabenden Assistenzarzt erfuhr er, dass sie auf einen Kaffee ins Ärztezimmer im fünften Stock gegangen war.
Dort stand sie an der Kaffeemaschine. Als Lewis die Tür hinter sich schloss, drehte Mikki sich um.
„Genau dich wollte ich sprechen“, sagte er grimmig.
„Ich nehme an, es geht um deine OP-Liste.“
„Ich habe vier Patienten, die ich morgen operieren muss“, erklärte Lewis. „Was, meinst du wohl, soll ich den beiden sagen, die du von der Liste gestrichen hast?“
„Wir haben leider keine Betten. Wir konnten dir nur zwei Plätze geben – und auch bloß, weil diese Patienten keine Intensivbetreuung brauchen. Hat man dir das nicht gesagt?“
„Dann musst du eben freie Plätze finden.“ Er presste die Lippen zusammen. „Ich will diese OPs wie geplant durchführen.“
„Das kann ich nicht. Die Station ist voll ausgelastet. In der Nacht haben wir zwei Notfälle aus der Privatklinik aufnehmen müssen. Es tut mir leid, aber so ist die Lage nun mal.“
„Mikki, das ist doch lächerlich! Sicherlich gibt es eine Möglichkeit, das anders zu organisieren, oder? Hätten sie ihre Notfallpatienten nicht woanders hinschicken können? Kannst du einige der Kranken nicht auf die Intensivstationen anderer Krankenhäuser verlegen? Oder gibt es vielleicht Patienten, die kein Beatmungsgerät mehr benötigen?“
„Ich kann nicht einfach Menschen vom Beatmungsgerät nehmen, nur weil du Betten brauchst!“
„Das verlange ich ja gar nicht. Aber die Kommunikation hier lässt zu wünschen übrig. Du kannst nicht meine OP-Termine streichen, ohne vorher mit mir zu reden.“
„Lewis, unsere Kapazitäten sind leider begrenzt. Hat dich niemand darauf hingewiesen, bevor du den Vertrag
Weitere Kostenlose Bücher