Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
konnte Yannis sein Glück kaum fassen. Womit hatte er diese Frau verdient?
„Gut, Cathy. Was soll ich zuerst tun?“
„Ruf die nächste Patientin herein.“
„Wo ist denn die Liste?“
Mit einem ironischen Lächeln sah sie ihn an. „Die Liste? Was für eine interessante Idee. Leider nicht besonders praktikabel. Wenn du die Tür zum Wartezimmer aufmachst, werden die Patientinnen entscheiden, wer als Nächstes hereinkommen darf.“
8. KAPITEL
Yannis parkte seinen Wagen vor dem Haus und stellte den Motor ab.
Einen Augenblick lang saßen die beiden wortlos nebeneinander und genossen die himmlische Stille nach ihrem anstrengenden, lauten Tag.
Schließlich wandte sich Yannis zu Cathy und betrachtete ihr hübsches Gesicht im sanften Licht des Mondscheins. Als sie sich ihm zuwandte, fragte sich Cathy, ob sein liebevoller Blick wirklich ihr galt.
Nein! Solche Gedanken durfte sie sich nicht erlauben! Schließlich hatte sie nicht vor, sich auf eine Beziehung mit ihm einzulassen. Das hier war nur eine romantische Nacht – sonst nichts! Keine Verbindlichkeiten oder Gefühle bitte!
Er nahm ihre Hand. „Was ist los, Cathy? Beunruhigt dich irgendetwas? Bist du in Gedanken noch immer bei deinen Patientinnen? Wir können morgen gern noch einmal alle Fälle durchgehen.“
Er war einfach wundervoll. Ein fantastischer Arzt, der sich rührend um seine Patienten sorgte, und überdies ein so aufmerksamer Mann. Wie konnte sie nur daran zweifeln, dass er es ernst meinte? Er bedeutete ihr von Tag zu Tag mehr. Es wäre falsch, ihre frische Beziehung vorzeitig zu beenden. Trotz ihrer negativen Erfahrungen in der Vergangenheit – vor allem mit Dave – sollte sie Yannis eine Chance geben.
„Ich bin nur etwas müde“, beruhigte sie ihn. „Es war ein langer Tag.“
Erleichtert lächelte er sie an. Einen schrecklichen Moment lang hatte er befürchtet, Cathy würde ihre Verabredung inzwischen bedauern.
Bei ihrem letzten Besuch hatte er sie in seinem Gästezimmer untergebracht. Ihre Anwesenheit in seinem Haus hatte ihn die ganze Nacht wach liegen lassen, doch er hatte es nicht gewagt, zu ihr zu gehen. Seine Angst, ihre gerade erst begonnene Freundschaft zu zerstören, war zu groß gewesen. Doch heute war alles anders. Diese Nacht würden sie gemeinsam in seinem Bett verbringen.
Er zog sie in seine Arme. „Komm mit mir hinein, dann kannst du dich entspannen, während ich zur Feier des Tages eine Flasche Champagner für uns aufmache.“
„Was feiern wir denn?“
„Das Ende eines langen Tages, den Mond, die Sterne, die Freude darüber, dass wir endlich zusammen sind … Komm, ich kann es kaum erwarten.“
Er legte seinen Arm um ihre Taille und führte sie in die große Eingangshalle. Im Haus war es still, doch Eleni hatte das Licht angelassen, um sie willkommen zu heißen. Auf dem Küchentisch lag eine Nachricht von ihr. Sie hatte für die beiden etwas zu essen vorbereitet.
Seufzend ließ sich Cathy auf einen der Küchenstühle sinken, während Yannis den Champagner aus dem Kühlschrank holte und ihr ein Glas reichte.
Dann setzte er sich auch an den Tisch und beobachtete zufrieden, wie Cathys Lebensgeister wieder erwachten.
Sie war ihm inzwischen so wichtig geworden, dass er es nur schwer ertragen konnte, sie abgespannt oder müde zu sehen. Hoffentlich würde sie für immer bei ihm bleiben. Doch das Wörtchen „immer“ war trügerisch. Yannis wusste nur zu genau, dass das Leben so manche unangenehme Überraschung bereithalten konnte.
Er hob sein Glas. „Auf uns!“
Sie lächelte über seinen betont munteren Ton. Er musste mindestens genauso erschöpft sein wie sie, doch er gab sich alle Mühe, unternehmungslustig zu wirken.
„Ja, auf uns!“ Auch sie hob ihr Glas.
„Die Stühle, auf denen wir sitzen, stammen aus meinem Elternhaus“, erzählte Yannis. „Ich habe mehrere Möbelstücke mitgenommen, als ich dieses Haus hier gekauft habe. Es ist schön, wenn man Erinnerungen an seine Kindheit hat.“
„Sind es gute Erinnerungen?“
„Oh ja. Meine Eltern waren sehr glücklich miteinander.“ Yannis blickte versonnen zur Decke.
„Komisch, wie sich die Vergangenheit ihren Weg zurück ins Bewusstsein bahnt, wenn man sie lässt. Geht es dir auch manchmal so?“
Cathy nickte. „Sehr oft. Sowohl schöne als auch unerfreuliche Erinnerungen kommen zurück. Fängt man erst einmal an, über sie nachzudenken, gehen sie einem nicht mehr aus dem Kopf.“
Cathy verstummte. Wozu die alten Geschichten wieder aufwärmen?
Weitere Kostenlose Bücher