Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
Andrew trat zu ihnen. Er trug bereits Mundschutz und Haube, und in seinen Augen konnte sie einen Ausdruck von Sorge lesen.
„Ja, er ist bereit“, erwiderte Libby. Gleichzeitig wusste sie, dass Andrew nicht wegen Craig, sondern wegen ihr gefragt hatte, und sie lächelte beruhigend.
Er lächelte zurück. „Gut. Es sollte nicht allzu lange dauern. Ich werde dir Bescheid geben.“
Erst am Nachmittag wurde Craig auf die Station zurückgebracht. Die Operation selbst war ohne Komplikationen verlaufen, doch anschließend hatte er lange auf der Wachstation gelegen, bis er sich einigermaßen erholt hatte. Libby war froh, als er wieder in seinem Bett lag.
Das war auch seine Mutter. Still und ängstlich hatte sie die ganze Zeit neben seinem leeren Rollstuhl gesessen und gewartet.
Nach Dienstschluss machte Libby zwei Tassen Tee und setzte sich zu ihr. „Es wird jetzt sicher nicht mehr lange dauern, bis Ihr Sohn gebracht wird“, tröstete sie die besorgte Frau.
„Seit Jahren wissen wir, dass wir Craig eines Tages verlieren werden, aber wir dachten dabei an ein Herz- oder Lungenversagen, nicht an einen gebrochenen Arm“, sagte Craigs Mutter leise. „Es hätte auch leicht passieren können. Wenn mit der Narkose etwas schiefgelaufen wäre …“
„Aber das ist es nicht. Wenn das Risiko bei einer Vollnarkose zu groß gewesen wäre, hätte man ihm eine lokale Betäubung gegeben. Aber das wäre für ihn nicht sehr angenehm gewesen.“
Seine Mutter lachte bitter auf. „Nichts ist für ihn angenehm! Für meinen Mann und mich war es ein riesiger Schock, als wir erfuhren, welche Krankheit Craig hat. Dabei ist in unserer Familie so etwas noch nie vorgekommen.“
„Das kann immer wieder überraschend passieren“, murmelte Libby.
„Ich weiß. Aber warum hat es unseren Jungen treffen müssen?“
Libby musste schlucken, als sie die unendliche Trauer in ihrem Blick sah, die viel tiefer ging, als dass Tränen sie jemals lindern konnten.
„Pläne geändert“, verkündete Andrew am Donnerstagabend, als er mit einem Pizzakarton und einem Behälter mit Salat bei Libby zu Hause erschien.
„Welche Pläne?“, wollte sie wissen.
„Wochenendpläne.“ Er küsste sie auf die Wange und grinste fröhlich. „Wir werden morgen Abend nach London fahren und erst am Sonntagabend zurückkommen. Nimm legere Kleidung und etwas Passendes zum Dinner mit. Und bequeme Schuhe für einen Stadtrundgang.“
„Stadtrundgang?“, wiederholte Libby stirnrunzelnd.
„Nun erzähl mir nicht, dass du schon alles von London gesehen hast. Und selbst wenn, hast du es nicht mit mir zusammen gesehen. Also geh schon und pack deine Sachen. Oder möchtest du nicht fahren?“
„O doch, das wäre wundervoll“, erwiderte sie rasch. Sie brauchten beide eine Erholungspause. Ein Wochenende mit Andrew war absolut verlockend.
Libby ging nach oben, um zu packen. Auch das kleine Schwarze und passende Schuhe kamen in den Koffer.
„Fertig“, sagte sie, als sie wieder in die Küche hinunterkam.
Andrew zog sie kurz in die Arme. „Braves Mädchen. Jetzt kannst du mir mit dem Abendessen helfen.“
„Helfen?“, wiederholte sie und lachte. „Was gibt es bei Pizza und Salat zu helfen?“
„Ich hatte dich ja gewarnt, dass du von mir nicht zu viel erwarten sollst, was meine kulinarischen Fertigkeiten anbetrifft.“ Andrew grinste und gab ihr einen Klaps auf den Po. „Nun komm schon und mach den Salat auf. Die Pizza ist fertig, und ich bin am Verhungern.“
9. KAPITEL
Am Freitag nach Dienstschluss fuhr Libby rasch nach Hause und zog sich um. Zu schicken schwarzen Hosen trug sie ihre Lieblingsstiefel, die bequem genug für einen Stadtrundgang und trotzdem angemessen waren, wenn sie zum Essen gingen, sobald sie in London angekommen waren.
Als Andrew kam, war sie bereits fertig. „Ich habe geschwindelt“, gestand er ihr, nachdem er ihr einen Kuss gegeben hatte. „Hoffentlich ist dein Reisepass tatsächlich noch gültig.“
Libby schaute ihn verwundert an. „Mein Reisepass?“
„Komm, wir müssen los. Wo hast du ihn?“
Beinahe hätte sie bei dem panikartigen Ausdruck auf seinem Gesicht gelacht. Sie öffnete eine Schublade und holte ihren Pass heraus. „Hier – gültig für viereinhalb Jahre“, sagte sie und wedelte damit vor seiner Nase herum. „Wie lange wollen wir denn wegbleiben?“
Andrew lachte. „Leider nur zwei Nächte. Fahren wir los.“
„Wohin?“, wollte sie wissen, doch er hüllte sich nur in geheimnisvolles Schweigen. Er half ihr
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