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Julia Ärzte zum Verlieben Band 49

Julia Ärzte zum Verlieben Band 49

Titel: Julia Ärzte zum Verlieben Band 49 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Baker Caroline Anderson Melanie Milburne
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sein konnte.
    Sie liebte es, in seinem Schlafzimmer mit dem gardinenlosen Fenster am Fußende des Bettes aufzuwachen und freien Ausblick auf die wunderschöne Landschaft zu haben, ohne eine Menschenseele zu erblicken. Und gegen jede Vernunft begann sie, sein Zuhause auch als ihr Zuhause zu empfinden.
    „Es ist so schön hier“, murmelte sie. „So friedlich.“ Aber es half alles nichts, sie mussten aufstehen. „Ich werde jetzt besser duschen, sonst komme ich zu spät zum Dienst.“
    „Ich muss heute ebenfalls früher los. Ich dusche mit dir zusammen.“
    „Da bin ich aber gespannt, wie wir da Zeit einsparen sollen“, bemerkte sie anzüglich, als sie unter der Dusche standen und Andrew sie zu küssen begann.
    „Multitasking“, meinte er nur und erstickte ihr Lachen mit einem Kuss.
    Als sie sich in der Dusche liebten, ging Libby unwillkürlich die Frage durch den Kopf, welche Galgenfrist ihr noch blieb, bis die Bombe in Form ihrer Untersuchungsergebnisse platzen würde. Später im Dienst wurde sie dann mit einem Fall konfrontiert, der ihr die Realität unbarmherzig nahebrachte.
    Am Vormittag erschien Andrew mit einigen Unterlagen auf der Schwesternstation. „Libby, kann ich dich einen Moment sprechen?“, bat er.
    Sie lächelte. Kann ich dich einen Moment sprechen war gleichbedeutend mit Komm in mein Büro, ich möchte dich in die Arme nehmen und küssen . Doch kaum hatten sie es betreten, wurde ihre freudige Erwartung mit einem Schlag zerstört.
    „Ich habe einen Patienten, der im Laufe des Tages gebracht wird und über den ich mit dir sprechen wollte“, begann er. „Der Junge ist vor zwei Wochen aus seinem Rollstuhl gestürzt und hat sich den Arm gebrochen. Nun muss er noch einmal operiert werden. Anschließend brauche ich für ihn ein Bett auf der Station. Das Problem ist, dass er DMD hat.“
    Muskeldystrophie vom Typ Duchenne …
    Libby spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. Vor Schreck vergaß sie zu atmen.
    „Sein Herz macht uns Sorgen, und sein Kohlendioxid-Partialdruck ist erhöht“, erklärte Andrew weiter. „Aufgrund seiner Skoliose sind der Brustkorb deformiert und seine Lungenfunktion eingeschränkt. Für die eigentliche Operation sehe ich kein Risiko, doch der Kardiologe und die anderen Kollegen wollen ihn sich erst noch einmal gründlich ansehen, bevor wir ihm eine Vollnarkose geben. Sonst müssen wir es mit lokaler Anästhesie und einem Sedativum versuchen, was ich für ein Kind etwas hart finde.“
    Sie nickte, während sich in ihrem Kopf alles drehte. Warum? Warum wurde ausgerechnet jetzt ein Patient mit einer solchen Krankheit eingeliefert, wo sie inständig hoffte, dass sie nicht …
    „Sieh es dir selbst an.“ Andrew stellte einige Röntgenaufnahmen in den Lichtkasten. „Das hier ist der Arm. Vor dem Bruch war er noch gerade, jetzt ist er gekrümmt. Und hier ist seine Wirbelsäule. Du kannst die starke Verkrümmung erkennen. Das war vor zwei Jahren. Die Deformierung ist inzwischen weiter fortgeschritten. Vor allem die Lunge ist betroffen. Durch die Verformung des Brustkorbs wird ihre Funktion immer mehr eingeschränkt, und der Patient bekommt zunehmende Atemprobleme. Unter Umständen könnte ihm eine Operation helfen, aber die kann nur an einer Spezialklinik für Wirbelsäulenchirurgie durchgeführt werden. Im Moment geht es mir auch nur um seinen Arm.“
    Libby studierte die Röntgenbilder. Sie war keine Expertin, was Muskeldystrophien anbetraf, doch sie hatte sich in letzter Zeit eingehend informiert. Es war eine fortschreitende, degenerative Muskelerkrankung, die in erster Linie Jungen betraf. Aber auch Mädchen konnten Träger sein.
    Durch einen Mangel an Dystrophin in der Muskelmasse kam es zu einem langsamen, aber stetigen Muskelschwund, bis der Körper nicht mehr in der Lage war, sich selbst zu stützen. Der Patient starb üblicherweise im Teenageralter oder in den frühen Zwanzigern an einem Lungenkollaps oder Herzversagen. „Wie alt?“
    „Craig ist sechzehn. Eigentlich würde er nicht mehr auf die Kinderstation gehören, aber er war mein Patient, und ich möchte ihn auch weiterhin behandeln. Netter Junge. Du wirst ihn mögen.“
    „Wie lange gibst du ihm noch?“, fragte sie leise und hielt dabei unwillkürlich die Luft an.
    Andrew hob die Schultern. „Schwer zu sagen. Sein Herz ist vergrößert, und sein Körper ist sehr geschwächt. Der Muskelschwund schreitet jetzt rascher voran als angenommen. Seit fünf Jahren sitzt er im Rollstuhl, aber er ist

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