Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
Andrew warf die Bettdecke zurück und kam zu ihr herüber. Zärtlich küsste er sie auf die Wange. „Ich gehe schon mal ins Bad. Du könntest in der Zwischenzeit nach dem Zimmerservice klingeln und das Frühstück bringen lassen. Dann können wir bei Kaffee und heißen Croissants überlegen, worauf wir heute Lust haben.“
„Gute Idee“, erwiderte sie lächelnd und schob ihre Zweifel in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins.
Gegen elf Uhr abends waren sie todmüde wieder zurück in Audley. Sie fuhren gleich zu Libby nach Hause, damit sie ihre Katze füttern konnte.
Leider wollte Andrew nicht mehr mit hereinkommen. „Ich habe noch einiges zu tun, und morgen habe ich einen anstrengenden Tag vor mir. Du weißt, wie es ausgehen wird, wenn ich bleibe.“ Liebevoll nahm er sie in die Arme. „Aber wir werden uns morgen früh auf einen Kaffee sehen, und vielleicht auch zum Lunch, wenn es sich einrichten lässt.“
Libby schluckte ihre Enttäuschung hinunter. Sie hatte ja selbst eine arbeitsreiche Woche vor sich. „Dann geh, solange ich dich noch fortlasse“, sagte sie und küsste ihn leicht auf die Lippen. Widerstrebend befreite sie sich aus seinen Armen. „Vielen Dank für das schöne Wochenende, Andrew. Bis morgen.“
Er küsste sie ein letztes Mal und stieg wieder in seinen Wagen. Libby sah ihm nach, bis seine Rücklichter verschwunden waren. Dann kehrte sie ins Haus zurück und hörte die Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter ab. Ihre Schwester hatte es mehrfach versucht und bat um Rückruf.
Es kostete Libby einige Überwindung, ihre Nummer zu wählen. Sie konnte nur hoffen, dass Jenny gute Nachrichten hatte, was ihre kleine Tochter betraf.
Andrew war nur ungern gegangen. Gut, er hatte tatsächlich noch eine Menge zu tun gehabt, doch als er endlich im Bett lag, erschien es ihm kalt und leer ohne Libby.
Er war ein Idiot. Hatte er nicht gemerkt, was sich zwischen ihnen anbahnte? Warum hatte er es zugelassen, dass er tiefer und tiefer in eine Beziehung mit einer Frau geriet, die wahrhaftig Besseres verdient hatte, als eine frustrierende Ehe mit einem Mann zu führen, mit dem sie niemals Kinder haben konnte – Kinder, für die sie eine wundervolle Mutter gewesen wäre?
Er verspürte ein Stechen in der Brust und massierte sie mit der flachen Hand. Herzschmerzen? Nein, wohl eher Stress. Zu viel Kaffee, zu üppiges Essen und zu wenig Schlaf.
Ruhelos wälzte er sich von einer Seite zur anderen. Wie sollte er sich morgen auf seine Patienten konzentrieren können, wenn er keinen Schlaf fand? Schließlich besann er sich auf einen Trick, den er schon vor Jahren gelernt hatte. Er spannte und entspannte abwechselnd alle Muskeln in seinem Körper, verbannte gewaltsam alle störenden Gedanken aus seinem Kopf und schaffte es dann schließlich einzuschlafen.
„Meine Schwester hat mich gestern angerufen.“
Andrews Hand mit der Kaffeetasse verharrte in der Luft, als er Libby mit einem Lächeln auf den Lippen in der Tür stehen sah.
„Und?“, fragte er gespannt.
Er sah, wie ihr die Augen feucht wurden. „Ihre Tochter ist keine Trägerin der Krankheit.“
O nein, gleich würde sie zu weinen anfangen! Andrew stellte seine Kaffeetasse ab und nahm Libby in die Arme. „Das sind doch wunderbare Neuigkeiten! Ich freue mich für dich und deine Schwester. Und nun?“
„Ich werde meinen Hausarzt anrufen und sehen, ob er den Termin beim Genetiker vorziehen kann. Es dauert mir einfach zu lange.“
„Lass es privat machen“, riet Andrew. „Ich komme für die Kosten auf. Wir haben einen Spezialisten hier an der Klinik, Huw Parry. Ich werde mich gleich mal mit ihm in Verbindung setzen.“
„Andrew, das kann ich nicht zulassen. Was willst du ihm auch erzählen?“
„Nichts weiter. Nur dass eine Bekannte von mir ihn dringend sprechend möchte.“
„So dringend ist es auch wieder nicht.“
„Doch, Libby. Du musst endlich Bescheid wissen.“ Und er auch. Denn wenn sie keine Trägerin war, hatte er kein Recht, sie aus egoistischen Gründen festzuhalten. Dann musste er ihre bittersüße Affäre beenden und sie gehen lassen, so schwer es ihm auch fallen würde.
Libby versuchte, in seinen Blicken zu lesen, doch was sie sah, beruhigte sie nicht. Suchte er nach Ausflüchten, um sie wieder loszuwerden? Wenn er das wollte, brauchte er es nur zu sagen.
„Gut, ruf ihn an“, stimmte sie schließlich zu. „Aber ich bezahle es selbst.“
Andrew wählte Dr. Parrys Nummer und hinterließ bei seiner Sekretärin eine
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