Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
abgelaufen war oder du ihn vielleicht nicht bei dir zu Hause haben könntest.“
Libby schaute ihn verwundert an. „Wo sollte ich ihn sonst haben?“
„Keine Ahnung. Bei deinen Eltern zum Beispiel.“
Sie schüttelte den Kopf. „Mein Vater ist tot, und meine Mutter lebt mit ihrem zweiten Mann in Irland. Sonst habe ich nur noch eine Schwester, Jenny. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Cumbria.“
Andrew stellte fest, wie wenig er von ihr wusste. Erst durch die Sache mit der Erbkrankheit hatte er ein wenig mehr erfahren. Ansonsten erzählte sie nicht viel von sich. Aber sie wollten ihre Beziehung – sofern man es so nennen konnte – auch bewusst so unverbindlich wie möglich halten. Allerdings gelang ihm das nicht sehr gut.
Für dieses Wochenende in Paris hatte er eine Unsumme ausgegeben, um Libby eine Freude zu machen, weil er …
Erschrocken hielt er inne. Weil er sie liebte?
Nein, das durfte nicht sein!
Und doch war es so …
Der Kellner erschien, um sich nach ihren Wünschen zu erkundigen, und Andrew schob alle störenden Gedanken energisch zur Seite.
Lange ließen sie sich jedoch nicht verdrängen. Als sie nach einem ausgezeichneten Essen zum Hotel zurückgingen, blieb er unvermittelt stehen und zog Libby in seine Arme.
„Glücklich?“, raunte er ihr ins Ohr.
Vom Fluss her wehte ein kühler Wind. Libby kuschelte sich an ihn. Im Schein der Straßenlampe konnte Andrew das Leuchten auf ihrem Gesicht sehen.
„Sehr. Das Essen war fantastisch. Aber ich mag gar nicht daran denken, was dieses Wochenende dich kostet.“
„Das spielt keine Rolle. Es ist wundervoll, aus dem Alltag herauszukommen, besonders mit dir zusammen. Ich habe schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt.“
„Oh, Andrew!“
Er legte seine Hand an ihre Wange und strich mit dem Daumen über ihre zarte Haut. „Ich fürchte, ich habe mich ernstlich in dich verliebt, Libby“, gestand er leise.
Ein zärtliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Mir geht es nicht anders, Andrew“, flüsterte sie.
Er sah ihren aufrichtigen Blick und schluckte hart. Eine große Traurigkeit überkam ihn plötzlich.
„Oh, Libby“, murmelte er, während er mit seinen Fingern die Konturen ihres Gesichtes nachzeichnete. „Das hätte nicht passieren dürfen. Ich hatte dir versprochen, dass es vollkommen unverbindlich ist, und nun …“
„Und nun haben wir eine wunderschöne Zeit zusammen“, ergänzte sie lächelnd. Dann fiel ein Schatten über ihr Gesicht. „Mach dir keine Gedanken. Es ist gut möglich, dass das Problem, das dich bedrückt, letzten Endes gar keine Rolle spielen wird.“
„Wie meinst du das? Ich kann keine Kinder zeugen, und ich kann nicht von dir verlangen, dass du um meinetwillen darauf verzichtest.“
„Andrew, wir haben bereits darüber gesprochen. Du kennst meine Entscheidung, falls ich Trägerin der Krankheit bin.“
„Das hat sich noch nicht herausgestellt. Außerdem hättest du mittels In-vitro-Fertilisation noch eine Chance, Kinder zu bekommen. Ein so großes Risiko ist es auch wieder nicht.“
„Ich weiß. Wenn ich mit einem Mann zusammen wäre, der sich unbedingt Kinder wünscht, würde ich es mir noch überlegen. Aber das ist nicht der Fall, also bleibt mir die Entscheidung erspart.“
Hoffnung stieg in ihm auf, die er sofort wieder im Keim erstickte. Nicht einmal im Traum durfte er ihr wünschen, dass sie Trägerin der Krankheit war!
„Warten wir erst einmal die Ergebnisse deiner Untersuchung ab.“ Andrew nahm ihre kalte Hand und zog sie weiter. Er sehnte sich nur noch danach, mit ihr zu Bett zu gehen und ihr ohne Worte zu zeigen, wie viel sie ihm bedeutete.
Libby saß im Sessel am Fenster und blickte nachdenklich auf Andrew, der noch schlief.
Er liebte sie – so hatte sie es jedenfalls verstanden. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass er an einer Weiterführung ihrer Beziehung nicht allzu interessiert war. Benützte er seine Zeugungsunfähigkeit nur als Ausrede, weil er sich nicht binden wollte?
Sie wollte nicht länger darüber nachdenken. Leise stand sie auf und nahm vom Sideboard einige der Touristenprospekte, die dort auch in englischer Sprache auslagen. Sie blätterte darin, um Anregungen für den Tag zu finden. Notre Dame wäre sicher interessant. Oder der Louvre …
„Schmiedest du schon Pläne?“, hörte sie Andrew fragen.
Sie hob den Kopf und lächelte. „Oh, du bist wach. Ich habe nur nach einer Beschäftigung gesucht.“
„Du hättest mich wecken sollen.“
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