Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
Nachricht mit der Bitte, ihn zurückzurufen.
„Ich muss wieder weiter.“ Er trank seinen Kaffee aus, die vierte Tasse an diesem Morgen. Er würde noch einen Herzinfarkt bekommen, wenn er so weitermachte.
Auch Libby musste wieder an die Arbeit. „Wie geht es Jacob?“, wollte sie noch wissen.
Andrew war froh über den Themenwechsel. „Gut. Er ist bei Bewusstsein. Seine Gehirnverletzung scheint nicht so schwer gewesen zu sein, wie wir zuerst befürchtet hatten. Seine Bein- und Beckenfrakturen heilen gut, und bald wird er wieder herumlaufen können.“
„Ich bin so froh, Andrew. Meinen Glückwunsch. Das war hervorragende Arbeit.“
„Danke.“ Ihr Lächeln wärmte ihn, und er gab es zurück. Im nächsten Moment zog er sie an sich und umarmte sie fest. Er konnte einfach nicht anders. Es fühlte sich so gut an, sie im Arm zu halten, so gut und richtig. Und wenn festgestellt wurde, dass sie Trägerin der Krankheit war, dann … vielleicht …
„Ich muss gehen“, murmelte Libby.
„Ich auch.“ Nur ungern ließ Andrew sie los.
„Sehen wir uns heute Abend?“
„Wahrscheinlich nicht. Ich habe Bereitschaft. Sobald ich etwas von Huw Parry höre, rufe ich dich an.“
„Danke, Andrew.“ Libby gab ihm noch einen Kuss und kehrte dann wieder auf ihre Station zurück.
Der Anruf kam um die Mittagszeit, nachdem Libby Joels Entlassungspapiere fertig gemacht und sich von ihm verabschiedet hatte. Sie wollte in ihrem Büro gerade einen Happen essen, als das Telefon klingelte.
„Huw Parry hier“, tönte es ihr entgegen. „Sie wollten mich wegen eines DMD-Screenings sprechen?“
„Richtig. Dr. Langham-Jones hat mich an Sie verwiesen.“
„Haben Sie gerade Zeit?“
„Jetzt?“ Libby schluckte nervös. „Ja, ich habe gerade Mittagspause.“
„Gut, kommen Sie her. Dann können wir schon die Formulare ausfüllen und die Fragen durchgehen. Melden Sie sich in der Abteilung für medizinische Gentechnik. Man wird mich dann holen.“
„Wie ist es gelaufen?“
Libby schob die Katze von ihrem Schoß und setzte Teewasser auf, während sie mit Andrew telefonierte. Seit einer Ewigkeit hatte sie schon auf seinen Anruf gewartet. „Gut. Dr. Parry hat alle möglichen Fragen gestellt und mir Unmengen Blut abzapfen lassen. Über die Biologie der vererbten Gene und die fünfzigprozentige Chance, dass ich die Krankheit weitergebe, wenn ich eine Trägerin bin, hatte ich ja schon Bescheid gewusst.“
„Aber nur eins von acht Kindern ist betroffen“, korrigierte Andrew.
„Nein, einer von vier Jungen wird die Krankheit bekommen, und ebenso wird eins von vier Mädchen Trägerin sein. Dieses Risiko würde ich meinem Sohn niemals zumuten, auch nicht meiner Tochter. Fünfundzwanzig Prozent, das ist indiskutabel für mich.“
„Gut, eins zu vier. Du hast gewonnen. Wie lange wird es dauern, bis die Ergebnisse feststehen?“
„Etwa zwei Wochen. Mir ist schon ganz übel. Ich wollte, du wärst hier.“
Sie hörte, wie er seufzte. „Ich auch. Leider geht es hier wieder furchtbar hektisch zu. Eine ganze Reihe kleinerer Unfälle. Angeknackste Knochen, gequetschte Finger, eine Ellenbogenluxation und so weiter. Ich werde zusehen, dass ich später noch bei dir vorbeischauen kann, und wenn es nur kurz ist.“
„Bitte mach es möglich, Andrew“, bat sie.
Plötzlich wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihn brauchte, wie wichtig es für sie war, dass sie mit ihm über das Gespräch mit Dr. Parry reden konnte. Nicht dass es noch viel zu sagen gab. Doch sie sehnte sich nach Andrews Nähe und seiner Wärme, seiner Umarmung. Wenn sie Trägerin war, konnte sie ihn vielleicht dazu überreden, ihrer Beziehung eine Chance zu geben.
War es nicht verrückt? Ein Jahr lang hatte sie gehofft, dass sie keine Trägerin dieser Erbkrankheit war, und nun hoffte sie das Gegenteil. Ein Leben ohne Andrew würde weitaus schmerzlicher sein, als auf Kinder zu verzichten.
Außerdem bestand immer noch die Möglichkeit einer Adoption.
Libby setzte sich in einen Sessel und legte die Arme um sich. Sie sehnte sich schrecklich nach Andrew. Als er um zehn Uhr endlich kam, kuschelte sie sich schweigend in seine Arme und hielt ihn ganz fest.
10. KAPITEL
Es folgten zwei nervenaufreibende Wochen, in denen Libby vergeblich auf Nachricht von Huw Parry wartete. Sie zwang sich, nicht mehr an die Testergebnisse zu denken, und konzentrierte sich auf angenehmere Dinge.
Andrew und ihre Patienten, zum Beispiel. Jacob machte mit Amys Hilfe seine ersten Gehversuche und zeigte
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