Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
sehr krank, aber du wirst wieder gesund. Du musst nicht mehr beatmet werden, und deinen Nieren geht es auch besser. Dein Hals fühlt sich wahrscheinlich ein bisschen rau an, nachdem du so lange einen Schlauch drin hattest.“
Ein besorgter Blick lag in diesen Augen. Der Mann machte sich Sorgen um sie, das war nett.
„Ich bin Max, erinnerst du dich? Du bist in meine Wohnung gekommen, weil du Sarah gesucht hast. Aber sie war nicht da. Und dann gab’s Schwierigkeiten. Du hast Wehen bekommen und …“
Ellie erschrak. Sie fröstelte plötzlich, und das Gefühl der Sicherheit war schlagartig verschwunden. Sie spürte, wie die Angst von jenem dunklen Ort sie einholte. Stück für Stück kehrten ihre Erinnerungen zurück.
Sarah. Marcus. Ihr Baby.
„Es geht ihr gut“, sagte Max leise. „Siehst du?“
Sie folgte seinem Blick. Er hielt etwas in seinen Armen. Doch erst, als er sich nach vorne neigte, sah sie ein winziges Gesichtchen zwischen den Decken. Ein schlafendes, neugeborenes Baby.
„Oh“, brachte Ellie mühsam hervor. Ihr Hals war trocken und wund. „Ist das …?“
Sie wusste es. Sie konnte es fühlen. Aber trotzdem musste sie es hören, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte.
„Ja“, antwortete Max. „Das ist deine Tochter, Ellie. Willst du sie mal halten?“
Sie nickte stumm, denn Tränen schnürten ihr die Kehle zu. Sie liefen ihr über die Wangen, als Max das Baby behutsam auf ihren Oberkörper legte und Ellie half, es zu nehmen. Er schob den Infusionsschlauch an ihrem Arm zur Seite und schaute dann an ihr vorbei.
„Könnten Sie bitte ein oder zwei zusätzliche Kissen holen, um sie zu stützen?“, fragte er.
Ihre Arme waren so schwach, dass Ellie fürchtete, sie könnte das Baby fallen lassen. Doch Max hielt sie fest. Eine Krankenschwester steckte ihr ein Kissen hinter die Schultern und eins unter den Kopf. Nach einem flüchtigen Schwindelanfall blinzelte Ellie ihre Tränen fort, sodass sie ihr Töchterchen zum ersten Mal richtig sehen konnte.
Die Kleine hatte die Augen noch immer geschlossen, die dunklen Wimpern wie zarte Schmetterlinge auf den Wangen. Ein winziges Näschen und ein perfekter kleiner Schmollmund.
„Ist sie nicht hübsch?“, meinte Max. In seiner Stimme lag ein seltsamer Ton, den Ellie nicht recht einordnen konnte.
Das war ihr Baby. Ein Mädchen.
„Ist sie …?“ Sie brach ab.
„Alles ist perfekt.“ Seine Stimme klang stolz. „Zehn kleine Finger, zehn kleine Zehen. Und sie trinkt gut. Sie hat in zwei Tagen fünfzig Gramm zugenommen.“
„Was?“ Entsetzt schaute Ellie auf. „Wie lange …?“
„… du schon hier bist?“ Mitfühlend sah Max sie an. „Drei Tage. Dieser kleine Knopf hier wurde am Sonntagabend um sieben Minuten nach sechs geboren.“
Auf einmal wurde ihr alles zu viel. Panik stieg in ihr auf, und sie rang angestrengt nach Luft.
„Ellie.“ Sein Flüsterton war eindringlich. „Hör mir zu.“
Sie sah ihn an.
Rasch blickte Max sich um, ehe er sich wieder ihr zuwandte. „Erinnerst du dich daran, dass ich Marcus gesagt habe, ich wäre der Vater des Babys?“
Ellie nickte.
„Hier habe ich den Leuten dasselbe erzählt, und jeder glaubt es.“
Das also war dieser seltsame Ton in seiner Stimme gewesen, dachte sie. Die Art, wie er das Baby gehalten hatte. Er hatte so ausgesehen und sich angehört wie ein frischgebackener Vater, der in sein Kind vernarrt war.
Max beugte sich noch näher heran. Sanft strich er der Kleinen über die zarte Wange. So leise, dass niemand mithören konnte, fuhr er fort: „Ich habe nicht deinen richtigen Namen angegeben. Na ja, ich konnte in dem Moment nicht besonders klar denken.“ Er wirkte verlegen. „Also habe ich gesagt, dass du mit Nachnamen McAdam heißt.“
„Okay“, erwiderte Ellie. Der Name gefiel ihr.
Eine Pause entstand. Ellie spürte, wie das Baby atmete und sich ein wenig im Schlaf bewegte. Es war, als hätte sie einen verlorenen Teil von sich wiedergefunden.
Max seufzte kaum hörbar. „Das ist mein Nachname.“
„Oh.“ Doch Ellie hatte nichts dagegen, sich für eine Weile seinen Namen zu borgen.
„Ich habe gesagt, wir wären verheiratet.“
Verblüfft schaute sie ihn an. Er hatte dafür gesorgt, dass sie unter seinem eigenen Namen im Krankenhaus aufgenommen wurde, um sie vor Marcus zu schützen. Max war ein echter Held, daran bestand kein Zweifel. Auch wenn er im Augenblick müde und unrasiert aussah, war er dennoch unglaublich attraktiv. Und er hatte ein umwerfendes Lächeln. Die
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