Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
eben.“ Rick klang beinahe verzweifelt. Natürlich wusste er es nicht. Und er konnte sich die Konsequenzen kaum vorstellen, falls Sarah recht behalten sollte. Plötzlich ein neun Jahre altes Kind präsentiert zu bekommen. Ein krankes Kind noch dazu. Ein Junge, der schon so lange auf der Welt war, und Rick hatte nichts davon gewusst hatte. Nein, es konnte nicht sein.
Max und Jet wechselten einen Blick.
„Die Lösung ist doch ganz einfach“, meinte Jet. „Mach einen DNA-Test.“
Max packte Rick am Arm. „Er hat recht. Schließlich hängt das Leben eines Kindes davon ab. Und wenn nichts dabei rauskommt, kann Sarah weitersuchen.“
Ja, damit wäre er vielleicht bald aus dem Schneider.
„Schön, dann mache ich halt diesen verdammten Test“, erklärte Rick.
Der Gedanke, dass ihn der Test hoffentlich entlasten würde, begleitete ihn bis nach Hause. Eine lange, schlaflose Nacht machte diesen Optimismus jedoch zunichte.
Vielleicht war das die Rache des Schicksals für jene wilde, rücksichtslose Phase damals. Aber Rick hatte keine Ahnung, wie ein Vater sich verhalten sollte. Er musste nur an seinen eigenen Vater denken, um zu wissen, wie ein Vater nicht sein sollte. Das war allerdings keine große Hilfe. Und seine Freunde konnten ihm auch nicht helfen. Alle hatten einen schwierigen familiären Hintergrund. Deshalb waren sie ja aufs Internat geschickt worden, wo sie letztendlich ihre Brüderschaft gegründet hatten. Die Art von Familie, die wirklich etwas bedeutete.
Max glaubte sicher, dass er Ricks Situation nachvollziehen konnte. Aber bei Mattie fing er schließlich ganz von vorne an. Er hatte es nicht mit einem Jungen zu tun, der alt genug war, um die Vaterqualitäten eines Mannes zu beurteilen und festzustellen, dass dieser ein Versager war.
Es wäre eine Katastrophe für alle Beteiligten, vor allem jedoch für Josh, der solch eine zusätzliche Komplikation nicht auch noch gebrauchen konnte. Das durfte Rick ihm nicht antun.
Als die Dämmerung anbrach, fand er endlich eine Lösung. Wenn er mit seinem verantwortungslosen Verhalten ein Kind gezeugt hatte, würde er ihm selbstverständlich helfen. Man musste Josh ja nicht sagen, woher das Knochenmark kam. Solange er nicht wusste, dass sein leiblicher Vater der Spender war, brauchte Rick sich nicht anzustrengen, der Mensch zu sein, den der Junge sich als Vater wünschte. Auf diese Weise würde Josh nicht unnötig verletzt werden. Das war sicher das Beste für alle Beteiligten.
Als Rick am folgenden Morgen auf der Station erschien, nickte er Sarah nur kurz durch das Sichtfenster zu und wartete, bis sie zu ihm auf den Korridor kam.
„Ich habe alle Tests machen lassen“, teilte er ihr mit. „DNA, Blutuntersuchung und Gewebetypisierung. Jetzt müsst ihr auf das Ergebnis warten.“
„Danke.“ Sie sah ihm an, wie schwer ihm das Ganze gefallen war. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen und auch mehr Linien in den Augenwinkeln als zuvor.
Von seiner Seite aus war die Anziehung zwischen ihnen jedoch offenbar absolut vorbei. Leider, denn Sarah fühlte sich immer noch zu ihm hingezogen.
In der vergangenen Nacht hatte sie sich Lucy und Rick zusammen vorgestellt, und es hatte ihr einen seltsamen Stich der Eifersucht versetzt.
Vielleicht war es ganz gut so, dass er das Interesse verloren hatte. Jetzt konnten sie wenigstens wie Kollegen miteinander umgehen.
„Mach dir bloß keine allzu großen Hoffnungen“, warnte er.
„Tu ich nicht. Aber …“
„Aber was?“ Seine dunklen Augen wirkten beinahe so schwarz wie Kohle.
„Hast du dir schon irgendwelche Gedanken über den nächsten Schritt gemacht, falls …“ Sarah brach ab.
„Falls sich herausstellen sollte, dass ich doch sein Vater bin?“ Er lächelte freudlos. „Wenn ich sein Vater bin und mein Knochenmark kompatibel ist, werde ich selbstverständlich spenden.“
Erleichtert stieß sie den Atem aus, den sie unwillkürlich angehalten hatte.
Mit leiser, eindringlicher Stimme fuhr Rick fort: „Falls es so sein sollte und ich als Spender infrage komme, war es das dann allerdings auch für mich.“
„Wie bitte?“ Sarah konnte ihm nicht ganz folgen.
„Ich hatte keine Ahnung von seiner Existenz“, erklärte er. „Josh ist neun Jahre alt. Ein bisschen spät, um jetzt noch die Vaterrolle zu übernehmen. Deshalb möchte ich nicht, dass er es erfährt. Klar?“
Sprachlos starrte sie ihn an. Doch wenn sie ihn jetzt unter Druck setzte, würde er seine Zustimmung zur Knochenmarkspende womöglich wieder
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