Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
gekämmt.
Er selbst fühlte sich auch etwas zerzaust. Vielleicht sollten sie sich beim nächsten Mal die Mühe machen, ihre Kleider aufzuhängen, anstatt sie einfach auf den Fußboden des Bereitschaftszimmers fallen zu lassen. In ihrer Hast, in die Horizontale zu gelangen, hatten sie achtlos darauf herumgetrampelt.
Aber das war es wert gewesen. Noch viel viel besser als beim ersten Mal. Langsam, lustvoll und so gut, dass sie beide ihren Hunger völlig vergessen hatten. Die Sandwiches aus dem Automaten auf dem Rückweg hatten ausgereicht.
Rick war mit reingekommen, weil er das Foto, das Josh noch immer in der Hand hielt, retten und an die Pinnwand stecken wollte.
Müde blickte Josh zu ihnen auf. Offenbar hatte er sich extra bemüht, bis zu ihrer Rückkehr wach zu bleiben.
Er lächelte. „Hi, Dad.“
Es war das erste Mal, dass er ihn so nannte, und Ricks Herz krampfte sich zusammen. „Hi, Kumpel.“
Josh sah Sarah an. „Darf ich Mum zu dir sagen?“
Ihr Lächeln wirkte schmerzlich. „Natürlich, Schatz. Wenn du das willst.“
„Ja, will ich.“ Josh fielen die Augen zu. „Ich möchte eine Mum und einen Dad haben, weil das cool ist. Und wenn ich aus dem Krankenhaus komme, können wir alle zusammenleben.“
Rick fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Er konnte nicht einmal mehr klar denken.
Einen Moment lang herrschte lastendes Schweigen. Dann machte Josh die Augen wieder auf. „Mit Harry“, setzte er entschieden hinzu.
Danach war er innerhalb weniger Sekunden eingeschlafen. Sarah zupfte an seinem Kissen und der Bettdecke herum. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
Rick ging es genauso. Sein Mund war trocken. „Tja, dann bis morgen, schätze ich.“
„Sicher.“
Sarah sah auf, aber Rick wandte sich so schnell ab, dass ihre Blicke sich nicht begegneten. Eigentlich hätte er irgendetwas sagen oder vielleicht einfach über Joshs verrückte Idee lachen sollen. Doch er konnte nicht. Ihm war zumute, als würde er in der Falle sitzen.
Er musste dringend weg hier.
„Mich beruhigen? Wie soll das gehen, Max? Josh glaubt, dass wir alle zusammenleben werden. Dass ich meine Wohnung verkaufe, ein Haus mit einem Gartenzaun suche und wir beide jeden Tag dem Hund Stöckchen werfen.“
„Er ist ein kleiner Junge, Rick. Ganz oben auf seiner Wunschliste steht das, was sich jedes Kind wünscht: eine Familie.“
„Aber ich bin kein Familientyp, das weißt du.“
„Ach ja?“ Max’ Stimme am anderen Ende der Leitung klang nachdenklich. „Ich weiß, dass du früher geglaubt hast, du wärst kein Familientyp. Aber Dinge verändern sich. Und es ist längst nicht so schlimm, wie du meinst, mein Lieber. Im Gegenteil, ich muss zugeben, es hat durchaus seine Vorteile.“
Rick schloss die Augen, um die Scheinwerfer der Werft auszublenden. Er war noch nicht lange zu Hause, aber seine Junggesellenbude schien ihren üblichen Reiz verloren zu haben. Den Kopf an die Rückenlehne des Sofas gelehnt, rieb Rick sich mit einer Hand die Stirn. Max war ihm wirklich keine große Hilfe. Damit hätte er jedoch rechnen müssen. Sein Freund war schließlich gerade frisch verheiratet, mit Haus und Baby. Auch wenn das Grundstück am Hang auf der anderen Hafenseite vielleicht keinen Gartenzaun hatte, war Max doch dort eingesperrt.
„Rick? Bist du noch da?“
„Ja.“
„Du brauchst nicht panisch zu werden. Er ist bloß ein Kind, und Kinder sagen nun mal solche Sachen“, meinte Max.
„Sarah hätte sich ja auch dazu äußern können. Wer weiß, vielleicht hat sie’s getan, und deshalb denkt Josh so was.“
„Bestimmt nicht, da bin ich sicher. Aber das macht auch keinen Unterschied“, erklärte Max ernsthaft. „Lass es ruhig angehen. Du musstest dich in sehr kurzer Zeit an viel Neues gewöhnen.“ Amüsiert fuhr er fort: „Kann sein, dass es nicht die beste Idee war, schon so bald mit Sarah in die Kiste zu gehen, aber hey, ich verstehe absolut, warum es passiert ist. Ihr zwei seid wie füreinander geschaffen.“
„Wir haben nur ein bisschen Spaß zusammen, das ist alles. Niemand soll dabei verletzt werden, und schon gar nicht Josh.“ Rick stöhnte. „Ich war bereit zu helfen, und die Knochenmarkspende war okay für mich. Ich bin sogar ganz gerne Teilzeitvater, aber wenn ich das hätte kommen sehen, wäre ich meilenweit weggeblieben.“
Eine kurze Pause entstand, ehe Max ruhig fragte: „Bist du sicher?“
Rick schwieg. Sein Leben erschien ihm wie ein einziges Durcheinander, und er hatte keine Ahnung, wo er
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