Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Augenblick der Schwäche zu überwinden. Sie musste stark bleiben, denn Faress brauchte sie. Sofort wandte sie sich zu ihm.
Er packte sie bei den Schultern und blickte ihr so eindringlich in die Augen, dass es ihr durch und durch ging.
„Sobald wir gelandet sind, kümmerst du dich um Jameelah und ich mich um Ghada. Wenn eine von ihnen so weit stabilisiert ist, dass sie einige Minuten allein durchhalten kann, kümmern wir uns gemeinsam um diejenige, deren Zustand nicht so stabil ist“, ordnete er an.
Larissa legte ihm tröstend die Hand auf den Arm. „Wir werden sie beide retten, Faress“, sagte sie heiser.
Er nickte, bevor er seine bebenden Lippen kurz auf ihre Stirn presste.
Der Helikopter setzte zur Landung an. Faress stürzte nach hinten, wo sich der Ausstieg befand, und noch bevor sie auf dem Boden aufsetzten, sprang er heraus. Larissa wollte ihm folgen, doch im letzten Moment dachte sie an ihr Baby.
Mit wild klopfendem Herzen wartete sie so lange, bis die Treppe ausgefahren war. Hastig kletterte sie die Stufen hinab und rannte dann über den Sand, der in der untergehenden Sonne wie Goldstaub glitzerte.
Sekunden später war sie an Faress’ Seite, der zwischen seiner Schwester und seiner Nichte kniete. Beide lagen bewusstlos da.
Ihr Herz zog sich zusammen. Ghada schien eine ausgesprochene Schönheit zu sein, soweit Larissa es trotz der Verletzungen beurteilen konnte. Sie sah aus wie das weibliche Gegenstück von Faress. Auch Jameelah war bildhübsch. So würde Faress’ Tochter eines Tages aussehen …
Larissa kniete sich neben das Mädchen, während Faress sich um seine Schwester bemühte. Innerhalb weniger Minuten waren beide intubiert. Anschließend nahmen sie umfangreiche Untersuchungen vor. Um beide stand es sehr schlecht.
„Wir müssen sofort operieren“, stieß Faress aus.
In Windeseile wurden die beiden Opfer in den Rettungshubschrauber gebracht, in dem sich ein voll ausgestatteter Operationsraum befand, und an verschiedene Apparaturen angeschlossen, bevor ihnen ein Kontrastmittel injiziert wurde und sie geröntgt wurden.
Nachdem Jameelah reanimiert und stabilisiert worden war, übergab Larissa sie der Obhut der Rettungssanitäter und eilte zu Faress, um ihm bei Ghadas Versorgung zu helfen. Die Anzeigen auf den Monitoren sagten ihr, dass es um Ghada weitaus schlechter stand als um ihre Tochter.
Faress warf Larissa einen fragenden Blick zu, während er fieberhaft Werte kontrollierte, Apparate einstellte und Ergebnisse ablas.
„Jameelah hat ein stumpfes Bauchtrauma und ein Pseudoaneurysma erlitten“, erstattete Larissa ihm Bericht. „Gerade bekommt sie eine Infusion zur Schockbekämpfung.“
Auch wenn die Verletzungen der Zehnjährigen durchaus ernst zu nehmen waren, brauchte ihre Mutter jetzt dringender Hilfe. Larissas Blick folgte dem von Faress – er studierte gerade mit ernster Miene den Monitor des mobilen Röntgengeräts. Beinahe hätte Larissa einen entsetzten Schrei ausgestoßen, als sie sah, dass bei Ghada vier Brustwirbel zersplittert waren. Auch wenn sie gerettet werden konnte, würde sie vermutlich nie mehr laufen können.
„Du willst dich zuerst der thorakalen Blutungen annehmen?“, vergewisserte sich Larissa.
Statt einer Antwort nahm Faress eine Kanüle und stieß sie zwischen Ghadas Rippen, um eine Thoraxdrainage zu legen. Larissa reichte ihm den Rippenspreizer. Sie wartete, bis er ihn in Position gebracht hatte, und übernahm dann das Weitere, um ihm den Anblick des geöffneten Brustkorbs seiner Schwester zu ersparen.
In Rekordzeit versorgten sie die Verletzungen der Lunge, verschlossen die zerrissenen Arterien, nahmen eine Schädeleröffnung vor und stillten die subduralen Blutungen. Doch obwohl sie alles Menschenmögliche für Ghada taten, sanken ihre Werte immer weiter ab.
„Der Sandsturm kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel und dauerte nur wenige Augenblicke, doch sie genügten, um den Helikopter abstürzen zu lassen“, erklärte Faress mit rauer Stimme. „Ghada war auf dem Rückweg vom Grab ihres Mannes in dessen Heimatort. Es war das erste Mal, dass sie Jameelah mitgenommen hat. Sonst würde sie jetzt nicht mit diesen grauenvollen Verletzungen hier liegen, sondern nur geringfügige Brüche davongetragen haben.“
Larissa schaute ihn bestürzt an. „Faress …“
„Sie hatte den Sicherheitsgurt nicht angelegt.“ Faress’ Stimme klang furchtbar gequält. „Sie muss von ihrem Sitz aufgestanden sein, um Jameelah mit ihrem Körper zu schützen. Und
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