Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Jameelahs Gegenwart.
Faress hatte arrangiert, dass Larissa von nun an bei allen seinen Operationen assistierte. Er lehrte sie neue Methoden und bewunderte, wie rasch sie ihre chirurgischen Kenntnisse darauf einstellte. Sogar ihr Team schloss er bei diesen Operationen mit ein, nur um Larissa ständig in seiner Nähe zu haben.
„Larissa, bitte erkläre uns kurz die Kondition unserer Patientin“, bat er.
Sie nickte und wandte sich ihrem Team zu. „Es-Sayedah Enayat ist eine neunundsechzigjährige Frau, die gestern Abend mit heftigen Schmerzen in der Brust eingeliefert wurde. Die Untersuchungen haben zwei blockierte Koronararterien und ein Karzinom am ösophagealen Übergang ergeben. Faress hat sich für eine simultane Operation entschieden, nämlich für eine transhiatale Ösophagusresektion, um den Tumor zu entfernen, und einen anschließenden Off-Pump-Koronararterien-Bypass.“
„Eine Operation am schlagenden Herzen?“ Helal schien damit keineswegs einverstanden zu sein.
Diesmal war Faress ihm dankbar für seinen Widerspruch. Er zwang ihn dazu, sich auf Medizinisches zu konzentrieren, statt zu versuchen, Larissas Gedanken, die sie nicht mehr mit ihm teilen wollte, zu analysieren.
Bevor er Helal antworten konnte, hatte Larissa ihm schon das Wort aus dem Mund genommen. „Sie halten es für sicherer, einen herkömmlichen Koronararterien-Bypass unter Einsatz der Herz-Lungenmaschine zu legen? Warum? Was sind die Vorteile, wenn das Herz während der Operation stillgelegt wird?“
Helal räusperte sich. „Bei einem stillgelegten Herzen haben die Chirurgen nicht mit ständig gepumptem Blut zu kämpfen, während sie den Venengraft legen.“
„Natürlich ist es chirurgisch gesehen einfacher“, meinte Anika. „Aber es ist auch so, dass ein kardiopulmonaler Bypass zu gravierenden Nebenwirkungen führt, was Grund genug ist, um jede andere Methode zu bevorzugen.“
Angesichts des Lächelns, das Larissa ihr schenkte, wurde Faress von einer Welle der Eifersucht erfasst. Gut, dass Anika eine Frau war! Ein Mann hätte sich jetzt vor ihm in Acht nehmen müssen.
„Richtig“, erwiderte Larissa. „Eben dieser Nebenwirkungen wegen werden heutzutage etwa zwanzig Prozent aller Bypass-operationen off-pump durchgeführt. Vor allem bei unserer Risikopatientin hier ist diese Methode unbedingt indiziert.“
Faress fing einen kurzen Blick von ihr auf, als würde sie auf eine Bestätigung von ihm warten. Doch alles, was er zustande brachte, war ein Nicken. Er konnte sich kaum noch zurückhalten, sie zu packen und ihre Lippen zu küssen.
Angestrengt versuchte er, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren, und gab einige Erläuterungen zum weiteren Vorgehen ab.
Patrick hatte noch Fragen. „Aber warum nehmen wir beide Operationen gleichzeitig vor? Wäre es nicht besser, erst das Ösophaguskarzinom zu entfernen, ihre Herzinsuffizienz vorläufig medikamentös zu behandeln, und den Bypass zu einem späteren Zeitpunkt zu legen?“
Faress blickte auffordernd auf Larissa, um ihr die Beantwortung dieser Frage zu überlassen. Wieder vermisste er ihre Spontaneität und ihr lebhaftes Interesse. Er wünschte von ganzem Herzen, die letzten zwei Wochen ungeschehen machen zu können und seine Larissa zurückzubekommen.
Sie holte kurz Luft. „Wie uns die neuesten Erfahrungen gezeigt haben, reduzieren simultane Operationen an stabilen Patienten postoperative und langzeitige Komplikationen, ganz zu schweigen von den Kosten. Alle Chirurgen sollten diese Methode wählen, wenn sie die Gelegenheit dazu haben.“
Damit erklärte Faress die theoretische Einführung für beendet und gab grünes Licht für die Operation.
Während der folgenden sieben Stunden konzentrierte er sich ausschließlich auf den Eingriff. Hin und wieder spürte er Larissas Blick auf sich gerichtet. Doch jedes Mal, wenn er ihn festhalten wollte, schaute sie schon wieder weg. Erst am Ende der Operation gelang es ihm, ihr wirklich in die Augen zu sehen.
Was er in ihrem Blick las, traf ihn mitten ins Herz. Diese Trostlosigkeit, diese verzweifelte Sehnsucht …
Ya Rubb , trauerte sie so sehr um Jawad, vermisste sie ihn so?
In diesem Moment wünschte er, anstelle seines Bruders gestorben zu sein, um es ihr zu ersparen, so leiden zu müssen.
Eine Woche später war Larissa sicher, dass sie dieses Arrangement, das sie mit Faress getroffen hatte, nicht überleben würde.
Seit er ihr seine Absichten klargemacht hatte, war jeder Tag, jede Nacht zu einem Albtraum für sie
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