Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
wandten sich die Dinge eben nicht immer zum Guten. Robina und er bemühten sich so sehr, anderen Menschen zu helfen. Und dennoch schafften sie es nicht einmal, das Chaos in ihrem eigenen Leben in Ordnung zu bringen.
Mit einem Blick auf die Uhr eilte Robina ins Haus. Schon fast sieben! Sie hatte eigentlich früher zu Hause sein wollen, um Ella beim Abendbrot Gesellschaft zu leisten und ihr anschließend eine Gutenachtgeschichte vorzulesen. Für Robina war das die wichtigste Zeit des Tages.
Wenn sie Dreharbeiten hatte, musste sie oft in London übernachten. Doch wenn ihre Sendung Pause hatte, blieb sie in Edinburgh. Dann versuchte sie, zu normalen Zeiten nach Hause zu kommen – vor allem deshalb, weil Niall für gewöhnlich später dran war als sie. Wenn er wusste, dass Robina da war, arbeitete er nämlich meistens sehr lange. Auf die Art konnte er den größten Teil des Wochenendes mit seiner Tochter verbringen.
Als sie in die Küche gestürzt kam, stellte Robina allerdings zu ihrer Überraschung fest, dass Niall da war. Gerade beugte er sich über Ella, um ihre Fischstäbchen klein zu schneiden. Robina blieb in der Tür stehen und betrachtete die beiden. Unwillkürlich krampfte sich ihr das Herz zusammen. Von dem entschlossenen Zug um den Mund bis zu den blauen Augen – die zwei sahen sich so unglaublich ähnlich. Sie hatten auch dasselbe Temperament: Ella konnte genauso stur sein wie Niall. Aber sie liebte alle beide.
Niall schaute auf. Einen Moment lang glaubte Robina so etwas wie Wärme in seinem Blick zu erkennen. Doch als die gewohnte Kühle in seine blauen Augen trat, wusste sie, dass sie sich wohl geirrt hatte. Sie war enttäuscht, und ihre Stimmung sank. Wann würde sie endlich akzeptieren, dass es zwischen ihnen vorbei war? Zwar waren sie verheiratet, aber seit einigen Monaten bestand ihre Ehe nur noch auf dem Papier. Sie konnten kaum noch höflich miteinander umgehen.
Niall schaute auf seine Uhr. „Wir haben früher mit dir gerechnet.“
„Entschuldige. Ich wurde im Büro aufgehalten.“ Sie gab ihrer Stieftochter einen Kuss, die ihr die Arme um den Hals schlang. Robina genoss das Gefühl von Ellas zarter Kinderhaut und ihren vertrauten Duft. Trotz ihrer Differenzen mit Niall liebte sie Ella, als wäre sie ihr eigenes Kind. Obwohl die Kleine sie ständig an Nialls erste Frau erinnerte – und an das Baby, das Robina viel zu früh verloren hatte. Fünf Monate nach der Hochzeit war es passiert.
Aber all das wäre zu ertragen gewesen, wenn sie einen Ehemann an ihrer Seite hätte, der sie liebte. Der fragte, wie ihr Tag gewesen war und ihr den schmerzenden Nacken massierte. Der ihr vermittelte, dass alles wieder gut werden würde.
Aber Nackenmassagen gab es mittlerweile ebenso wenig wie Abende am Kaminfeuer, an denen sie sich miteinander über die Ereignisse des Tages unterhielten. Selbst als sie gerade frisch verheiratet gewesen waren, hatten solche Dinge eher selten stattgefunden. Das Scheitern ihrer Ehe war in kleinen Schritten geschehen. Robina hatte es kaum bemerkt. Doch als sie die Fehlgeburt erlitten hatte, war plötzlich alles zusammengebrochen.
„Soll ich Ella eine Gutenachtgeschichte vorlesen, damit du was essen kannst?“, fragte Niall. Er klang so förmlich, als wären sie einander völlig fremd.
In gewisser Weise stimmte das sogar. Ihre Verliebtheit, Robinas Besuch in Schottland, Nialls Heiratsantrag, ihre Hochzeit – all das war so schnell passiert. Sie hatten kaum Gelegenheit gehabt, sich richtig kennenzulernen. Sie hatten beide geglaubt, dass sie dafür später noch genug Zeit hätten.
Zu Robinas Überraschung war ihr Buch über künstliche Befruchtung, zu dem Niall das Vorwort geschrieben hatte, ein großer Erfolg geworden. Kurz nach Erscheinen hatte man sie gebeten, in einer Medizinsendung im Fernsehen aufzutreten und darüber zu sprechen. Sie hatte alle mit ihrer Fähigkeit beeindruckt, medizinische Zusammenhänge in einfacher Sprache auszudrücken. Der Produzent des Magazins hatte sie daraufhin gefragt, ob sie die Nachfolge der bisherigen Moderatorin übernehmen würde. Das Timing hatte nicht besonders gut gepasst, da das Angebot kurz nach ihrer Hochzeit gekommen war. Doch Robina und Niall waren beide der Meinung gewesen, dass sie sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen durfte. Von da an war jedoch alles schiefgegangen.
„Nein, ich möchte Ella ihre Geschichte vorlesen, wenn es dir recht ist“, antwortete sie jetzt genauso förmlich.
„Ich habe Mrs Tobin
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