Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Sie wirkte erstaunt. „Sonst hätte ich das Meeting gar nicht angesetzt. Als Robina zu mir kam, dachte ich, dass ihr zwei euch grundsätzlich einig seid.“
„Hier geht es nicht nur um Geld“, erwiderte er ausweichend. „Ich sehe nicht ein, wieso wir dem Teufel unsere Seele verkaufen sollten. Denn genau das würden wir dadurch tun. Wir würden die Frauen ausnutzen, die zu uns kommen und uns um Hilfe bitten.“
„Das sehe ich anders. Wir brauchen das Geld, Niall – und zwar dringend. Du verzichtest ständig auf deine Bezahlung.“ Um seinem Protest zuvorzukommen, hob sie die Hand und fügte hinzu: „Das ist deine eigene Entscheidung, und ich bin da ganz auf deiner Seite. Aber wir können so nicht weitermachen. Wenn wir keine zusätzlichen Einnahmequellen finden, müssen wir alle nicht zahlungsfähigen Patienten abweisen. Und das wollen wir schließlich beide nicht.“
Niall war sprachlos. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass die Abteilung in so großen Schwierigkeiten steckte.
„Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?“, fragte er.
„Ich hab’s ja versucht.“ Müde rieb Lucinda sich die Stirn. „Aber es ist so schwer, dich mal zu erwischen. Du bist immer beschäftigt: entweder mit deiner Forschung oder mit deinen Patienten. Es bleibt nie Zeit für eine geschäftliche Besprechung.“
Scharf musterte er sie. Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen und wirkte erschöpft. Sofort packte ihn das schlechte Gewissen. Warum war ihm das nicht aufgefallen? Und sie hatte recht: Er hatte einfach alles außer seiner Arbeit ausgeblendet. Zwar lag ihm die geschäftliche Seite nicht, doch er hätte Lucinda trotzdem nicht die ganze Last alleine tragen lassen dürfen. Er fühlte sich schuldig.
„Wir können andere finanzielle Mittel bekommen. Zur Not auch aus meiner eigenen Tasche“, meinte er.
Lucinda lächelte schwach. „Ich weiß dein Engagement zu schätzen, aber deine großzügige private Unterstützung reicht nicht mehr aus. Wir brauchen eine langfristige Finanzierung – eben so etwas wie das Angebot der Fernsehgesellschaft. Ich würde das Ganze niemals in Erwägung ziehen, wenn ich Robina nicht voll und ganz zustimmen würde. Ich bin überzeugt, dass es eine gute Idee ist. Unfruchtbarkeit ist etwas, worunter sehr viele Frauen leiden. Wir sollten also ein größeres Publikum darüber informieren. Und Robina hat es dir bestimmt erklärt: Es werden nur die Patienten gefilmt, die sich bereit erklären, im Fernsehen von ihren Erfahrungen zu berichten. Selbstverständlich werden sie vorher ein entsprechendes Formular unterzeichnen. Ich gebe zu, die Aufnahmen werden für uns mit Unannehmlichkeiten verbunden sein. Aber ich bin sicher, dass wir Möglichkeiten finden werden, um die Störungen auf ein Mindestmaß zu beschränken. Denk wenigstens drüber nach.“
Niall ging zu ihr und legte die Hand auf ihre Schulter. „Ich war egoistisch, das tut mir leid. Du solltest dir nicht alleine Sorgen über unsere Finanzen machen. Gib mir die letzte Finanzprognose, dann schaue ich sie mir übers Wochenende mal an. Gleich fängt allerdings meine Sprechstunde an. Können wir die Sache am Montag weiterdiskutieren?“
Lucinda nickte und lächelte ihn an. „Hey, mach dir keine Vorwürfe. Wenn du von deiner Arbeit nicht so besessen wärst, hätten wir keinen so hervorragenden Ruf.“
„Aber du hast dich sehr klar ausgedrückt.“ Er erwiderte ihr Lächeln. „Ich möchte wirklich keine Patienten ablehnen müssen, wenn wir ihre letzte Hoffnung sind.“
„So wie die Dougans?“, fragte sie. Das Ehepaar hatte bereits zwei erfolglose Versuche selbst bezahlt. Mr Dougan hatte kürzlich seine Arbeit verloren, und einen weiteren Befruchtungsversuch konnten sich die beiden unmöglich leisten.
„Ich habe ihnen gesagt, dass wir ihnen nur eine einzige Behandlung umsonst anbieten können. Dafür ist doch noch genug Geld im Topf, oder?“
„Ja, so gerade eben. Ohne weitere finanzielle Unterstützung sind die Dougans vielleicht das letzte Paar, das wir fördern können. Ich weiß, du meinst es gut, Niall. Aber wir müssen Gehälter und unsere nicht unerheblichen Festkosten zahlen. Letztendlich sind wir ein geschäftlicher Betrieb.“ Lucinda stand auf. „Geh zu deiner Sprechstunde. Wir besprechen das Ganze nächste Woche. Ich glaube fest daran, dass sich die Dinge irgendwie zum Guten wenden.“ Damit ging sie hinaus.
Niall schloss für einen Moment die Augen, um das Bild seiner Frau aus seinem Kopf zu verbannen. Leider
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