Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
„Hey. Könnten Sie hier etwas Unterstützung gebrauchen?“
„Da der Autofahrer, der den Unfall verursacht hat, auch gleich eingeliefert wird, ja, gerne“, antwortete sie.
Innerhalb von Sekunden tauschte Marco sein Jackett gegen einen weißen Kittel. Obwohl er eigentlich der erfahrenere Arzt war, wusste er, dass Susan schon länger zum Team gehörte und sich auskannte. „Dann werde ich einfach Ihrem Beispiel folgen.“
Sie war überrascht, aber auch erfreut. „Okay. Danke.“ Sie wandte sich an den Patienten. „Colin, dies ist Dr. Ranieri, unser Oberarzt. Wir werden Sie gemeinsam behandeln. Zuerst geben wir Ihnen ein Schmerzmittel, damit Sie sich besser fühlen. Danach werden wir Sie gründlich untersuchen.“
Marco bemerkte, dass Susan dem jungen Mann klugerweise ein Medikament verabreichte, das einen möglichen Pneumothorax nicht noch verschlimmern würde.
„Wo tut es Ihnen am meisten weh, Colin?“, erkundigte sie sich.
„Mein Arm und die Rippen.“ Er hatte zunehmend Mühe zu atmen.
Susan horchte seine Brust ab. „Verminderte Luftzufuhr“, flüsterte sie Marco leise zu.
„Nadeldekompression?“, fragte er ebenso leise zurück.
Sie nickte.
Normalerweise hätte er angeboten, dies zu übernehmen, aber er wollte sehen, wie Susan arbeitete. Außerdem hatte er das Gefühl, dass sie ihm nach ihrem Abseil-Erlebnis von vorhin ihre Kompetenz als Ärztin beweisen musste. Falls nötig, konnte er ja jederzeit einspringen.
„Ich reiche Ihnen alles an und behalte die Monitore im Auge“, meinte Marco daher.
„Danke. Colin, ich weiß, dass Ihnen das Atmen schwerfällt. Deshalb gebe ich Ihnen eine Sauerstoffmaske. Dann wird es leichter für Sie.“ Behutsam legte sie ihm die Maske an. „Im Moment haben Sie Luft in der Lunge, die dort Druck verursacht. Darum muss ich eine Nadel setzen, um diese Luft abzuleiten. Aber das tut nicht weh. Einverstanden?“
Colin nickte nur müde.
Marco reichte ihr eine Kanüle.
„Danke.“ Sie lächelte ihn an.
Einen Moment lang durchzuckte ihn die Erinnerung daran, wie sich ihr Mund an seinem angefühlt hatte.
Susan führte die Kanüle in den zweiten Rippenzwischenraum ein, zog die Nadel wieder heraus und horchte auf das Zischen der entweichenden Luft. „Super, das war’s schon“, sagte sie. „Colin, jetzt lege ich Ihnen noch eine Drainage, damit alles an Flüssigkeit und Gas entfernt wird, was dort nicht hingehört.“ Rasch erklärte sie ihm den Vorgang. „Sie werden nichts davon spüren, aber ich brauche Ihr Einverständnis, dass ich Sie behandeln darf.“
Colin hob die Sauerstoffmaske vom Gesicht. „Tun Sie, was Sie tun müssen“, murmelte er. „Ich bin ganz in Ihrer Hand.“
„Gut. Ich verspreche Ihnen, dass ich sehr vorsichtig bin.“
Stella, eine der Krankenschwestern, säuberte Colins Haut und bedeckte sie mit sterilen Tüchern. Susan injizierte dem Patienten ein lokales Betäubungsmittel, ehe sie die Drainage legte. Marco war beeindruckt, wie geschickt und selbstsicher sie vorging.
Nach einem Blick auf die Monitore sagte er: „Herzschlag und Blutdruck sind in Ordnung. Soll ich die Ergebnisse eintragen, während Sie die Untersuchung durchführen?“
„Das wäre nett. Vielen Dank.“
Susan untersuchte Colin so sanft wie möglich, und Marco schrieb ihre Befunde auf. „Verdacht auf mehrfache Rippenbrüche, aber kein instabiler Thorax. Das ist die gute Nachricht, Colin.“ Sie prüfte den Puls und die Empfindungsfähigkeit des gebrochenen Arms. „Ich glaube, Ihr Ellbogen ist gebrochen. Deshalb werde ich Sie an unseren Unfallchirurgen überweisen, der Sie operieren wird.“ Zum Schluss nahm sie dem Patienten noch eine Blutprobe ab.
„So, Colin, hier sind wir fertig. Wegen Ihrer Rippen und dem Ellbogen schicke ich Sie jetzt zum Röntgen. Ich hoffe, es sind keine komplizierten Brüche. Gibt es irgendjemanden, den wir zwischenzeitlich verständigen sollten?“
„Meine Frau Janey.“ Er nannte eine Telefonnummer, die Marco ebenfalls notierte.
„Ich rufe sie an“, versprach Susan.
„Und ich bringe Sie zur Radiologie“, sagte Marco.
„Wissen Sie denn, wo das ist?“, flüsterte Susan ihm zu.
„Ich kann Schilder lesen“, gab er mit einem Grinsen zurück.
Sie zwinkerte ihm so frech zu, dass er auf dem ganzen Weg zur radiologischen Abteilung vor sich hinlächelte.
Als Marco zurückkam, behandelte Susan bereits den Autofahrer, den sie wegen einer möglichen Gehirnerschütterung zur Beobachtung stationär aufnahm. Danach waren auch Colins
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