Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
andere Besuche machen.“
„Eine verdammt lange Strecke“, bemerkte Jeff.
„Ist es bei seiner Frau bald so weit?“, fragte Scott.
„Noch nicht. Aber das ist einer der Gründe, weshalb ich Melissa mitgenommen habe. Sie ist Ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und wird dafür sorgen, dass Mutter und Kind wohlauf sind.“ Joss wandte sich an Melissa. „Sind Sie so weit?“
Melissa bekam erneut Herzflattern, als er sie mit fragend hochgezogenen Brauen ansah. Sie sah nur seine unwahrscheinlich blauen Augen, die eine ganz andere Sprache redeten als seine Lippen.
„Ja“, murmelte sie.
Sie verabschiedeten sich und saßen wenig später wieder im Auto. Ein unbehagliches Schweigen begann sich zwischen ihnen auszubreiten. Zu gern hätte Joss gewusst, ob dieser schleimige Scott Eindruck auf Melissa gemacht hatte. Aber es konnte gefährlich werden, wenn er zu persönlich wurde. Das letzte Mal hatte er sich dazu hinreißen lassen, ihre Wange zu streicheln. Die Erinnerung an die Berührung ihrer zarten Haut verursachte ihm in den Nächten immer noch Qualen. Doch irgendein Gesprächsthema musste er sich einfallen lassen, denn sie hatten noch eine lange Fahrt vor sich.
Er war an Frauen einfach nicht mehr gewöhnt. In Didja hatte ihn auch noch keine Frau so angezogen wie Melissa. Er warf ihr einen vorsichtigen Seitenblick zu. Sollte er riskieren, eine neue Beziehung einzugehen? Wie würde sie reagieren, wenn sie von seiner Vergangenheit erfuhr? Würde sie ihn zurückstoßen, wie Christina es getan hatte? Kopfschüttelnd verbannte er alle derartigen Gedanken. Vielleicht hatte er Melissas Signale ja auch missverstanden. Als er ihr kurz die Hand in die Taille gelegt hatte, schien ein Feuer auf seinen Arm überzuspringen. Sein ganzer Körper hatte plötzlich in Flammen gestanden. Warum musste ausgerechnet er sich so zu ihr hingezogen fühlen?
„Wie sehen eigentlich Ihre Zukunftspläne für die Klinik aus?“, brach Melissa das Schweigen, bevor er selbst die Chance dazu hatte.
„Die Klinik?“ Joss hatte gerade über das Wetter reden wollen, denn das war immer ein unverfängliches Thema.
„Sie wissen schon – die Einrichtung, in der wir arbeiten. Das Krankenhaus, das Sie aufgebaut haben.“
„Oh – die Klinik.“ Okay, auch das war ein neutrales Thema. „Zukunftspläne … hm. Es ist schon mal ein Fortschritt, dass wir nun drei Ärzte sind. Hin und wieder führe ich kleinere Operationen durch, und Dex fungiert dabei als Anästhesist. Ihre Aufgabe wird es sein, Babys auf die Welt zu helfen.“
„Dann brauchen Sie nur noch einen Kinderarzt, um das Team komplett zu machen“, meinte sie.
„Glauben Sie im Ernst, dass wir einen Pädiater in unsere Einsamkeit locken und für längere Zeit verpflichten können?“ Joss’ Worte klangen mehr als skeptisch. „Es war schon schwierig genug, eine Frauenärztin zu verpflichten. Wir hatten über ein Jahr lang Anzeigen aufgegeben, bevor wir Ihre Bewerbung bekamen.“
„Oh, großartig!“, stöhnte sie scherzhaft. „Wollen Sie damit sagen, dass ich die Stelle nur bekommen habe, weil ich die einzige Bewerberin war?“
„Nein, bestimmt nicht. Hätten Sie nicht erstklassige Referenzen gehabt, hätte die Klinik Sie auch nicht eingestellt.“
„Ich verstehe.“
„Im Ernst, Lis.“ Joss wandte ihr kurz das Gesicht zu. „Ihre Einstellung ist ausschließlich aufgrund Ihrer Fähigkeiten erfolgt, glauben Sie mir. Auch wenn Sie Ihres Bruders wegen ohnehin nach Didja kommen wollten.“
„Und Sie wussten natürlich auch, dass ich deshalb länger als drei bis sechs Monate bleiben wollte.“
„Ja, das wusste ich. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich das im Interesse der Klinik ausgenützt habe.“
„Nein, das tue ich nicht.“
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu. Verstohlen betrachtete Melissa sein markantes Profil. Er war so ganz anders als Renulf, nicht nur äußerlich. Renulf war blond gewesen, Joss’ Haar war dunkel. Renulf hatte nicht die Macht gehabt, ihre Knie mit einem einzigen Blick in Pudding zu verwandeln, Joss schaffte das mühelos. Renulf war es nie gelungen, sie mit der flüchtigen Berührung seiner Lippen in helles Entzücken zu versetzen, bei Joss hatte sie sofort in Flammen gestanden. Er war so voller Kraft und Leben, und er sah so unglaublich gut aus. Sie konnte einfach nicht gegen ihre Gefühle ankämpfen. Aber sie konnte sie zumindest unter Kontrolle halten.
„Wir alle haben unterschiedliche Motivationen, und
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