Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
er das Headset auf und meldete sich. „Joss hier.“ Mit einer Falte zwischen den Brauen lauschte er dem Anrufer, dann warf er einen Blick auf die Uhr. „Wir sind etwa fünf Minuten von Ihnen entfernt. – Gut, wenn es so schlimm ist, dann rufen Sie Dex in der Klinik an, damit er sich mit den Flying Doctors in Verbindung setzt. Sie sollen sich bereithalten, bis ich mir die Sache angesehen habe.“ Er beendete das Gespräch und beschleunigte das Tempo.
„Probleme?“, fragte Melissa.
„Murphy’s Farm. Einer der Zuchtbullen ist ausgebrochen und rast wie wild durch die Gegend.“
Melissa bekam einen Schrecken. Gut, dass sie diese Hausbesuche nicht allein machen musste! „Kann es gefährlich für uns werden, wenn wir hier auf der Straße fahren?“
Joss lächelte sie beruhigend an. „Keine Angst, wir werden nicht von einem rasenden Bullen niedergetrampelt werden.“
„Ist jemand verletzt worden?“
„Ja. Zwei Farmarbeiter. Rich fürchtet, dass sie operiert werden müssen. Wir werden sehen, ob es wirklich so schlimm ist.“
Melissa nickte. „Manchmal sehen solche Wunden schlimmer aus, als sie sind.“
„Genau.“ Joss bremste ab und lenkte den Pick-up in ein Feld, in dem bereits ein paar Reifenspuren zu erkennen waren. „Sind Sie gewappnet?“
„Wofür? Für Ihr offensichtliches Ziel, hier eine neue Straße einzufahren, oder für eine Begegnung mit dem rasenden Bullen?“
Er lachte. „Ich meinte die Verletzungen, die wir voraussichtlich werden behandeln müssen. In Ihrer Bewerbung stand, dass Sie auch in der Notaufnahme gearbeitet haben, also mit Notfällen vertraut sind?“
„Ja, auch wenn ich nicht behaupten kann, dass ich jemals einen Patienten hatte, der von einem verrückt gewordenen Bullen verletzt wurde.“ Melissa musste sich am Armaturenbrett festhalten, denn der Weg wurde immer unebener. „Wohin fahren wir eigentlich?“
„Das hier ist eine Abkürzung. Dann brauchen Sie nur zweimal auszusteigen und das Gatter zu öffnen statt fünfmal.“
„Aussteigen? Gatter öffnen? Haben Sie vergessen, dass ein gefährlicher Bulle unterwegs ist?“
„Er läuft in die entgegengesetzte Richtung, falls Sie das beruhigt.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Rich ist ihm mit dem Helikopter auf der Spur. Der Zuchtbulle ist ein Vermögen wert, und er wird ihn nicht aus den Augen lassen. Solange wir keinen Helikopter über uns sehen, sind wir in Sicherheit.“ Joss warf einen Blick zum Himmel. „Sieht aus, als würde es hier und da ein paar Tropfen Regen geben.“
Melissa folgte seinem Blick und sah, dass sich einige dunkle Wolken zusammengeballt hatten. „Das, was sie im Radio vereinzelte Schauer genannt haben?“
Joss lachte. „Ich hoffe nur, dass Dex nicht wieder seinen Regentanz aufgeführt hat.“
„Seinen was ?“, fragte sie verblüfft.
„Regentanz. Einmal hat er in aller Frühe zusammen mit Nev und Kev einen traditionellen Regentanz aufgeführt in der Hoffnung, dass die Straßen unpassierbar würden und er keine Hausbesuche zu machen brauchte.“
„Nein! Und hat es funktioniert?“
„Erstaunlicherweise ja. An jenem Nachmittag hat es zum ersten Mal seit fünf Monaten geregnet. Drei Tage lang regnete es ununterbrochen, und alle Straßen waren unpassierbar.“
Melissa stieg ein Kichern in die Kehle. „Dann sollte man ihn an jene Gegenden ausleihen, die ständig unter Trockenheit und Dürre leiden.“
Bei seinem jungenhaften Grinsen schmolz sie förmlich dahin. „Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.“
„Wollen wir hoffen, dass Dex keinen Regentanz vollführt hat“, meinte sie. „Ein Wolkenbruch wäre das Letzte, was wir hier draußen brauchen können.“
Falls einige Straßen unpassierbar wurden, konnte es sein, dass sie irgendwo festsaßen – allein, in einem engen Pick-up. Und wenn das passierte, konnte man nicht wissen, was als Nächstes geschehen würde …
5. KAPITEL
Endlich waren sie am Farmhaus angekommen. Joss sprang aus dem Truck, kaum dass er ihn zum Stehen gebracht hatte. Er holte seinen Notfallkoffer aus der Ladebox und wandte sich dann an Melissa, die ebenfalls ausgestiegen war. „Wir werden die beiden Farmarbeiter gründlich untersuchen und notfalls die Flying Doctors rufen. Es kann gut möglich sein, dass sie stationär behandelt werden müssen.“
„Und wo finden wir unsere Patienten?“
„Wahrscheinlich hinten im Garten. Nehmen wir die Abkürzung durchs Haus.“ Er öffnete die Haustür und ging einfach hinein. Melissa folgte ihm zögernd.
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