Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
Charaktereigenschaften er haben soll.“
„Oh.“ Unwillkürlich stieg Joss’ Bild vor ihrem geistigen Auge auf. „Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht.“ Sie dachte an Renulf, von dem sie einst geglaubt hatte, dass er der perfekte Mann für sie wäre. Doch das war ein Irrtum gewesen. Der perfekte Mann hätte nicht die Verlobung gelöst, weil ihr Beruf für sie an erster Stelle kam. Der perfekte Mann hätte Verständnis gehabt, wenn sie mitten in der Nacht zu einer Geburt gerufen wurde. Joss würde dieses Verständnis aufbringen, denn er hatte sich der Medizin ebenso verschrieben wie sie. „Er sollte auf jeden Fall Verständnis für meinen Beruf aufbringen und für die Tatsache, dass meine Patienten mir sehr viel bedeuten. Außerdem sollte er mich um meiner selbst willen lieben, mit allen meinen Fehlern.“ Etwas, das Renulf nicht fertiggebracht hatte.
„Das wünschen wir uns alle.“ Mindy nickte. „Und was noch? Nur unter uns – was gefällt Ihnen an einem Mann? Ich zum Beispiel mag schöne Beine und muskulöse Schultern.“
Melissa musste lächeln. „Schöne Beine?“
„Ja. Rich hat wundervolle Beine. Ich liebe es, sie zu streicheln. Nun verraten Sie schon, was Ihnen gefällt.“
Melissa dachte daran, wie sie bei ihrer ersten Begegnung ihren Blick nicht von Joss’ Waden hatte lösen können. Auch er hatte sehr attraktive, durchtrainierte Beine. Und dann seine Augen! „Augen“, sagte sie schwärmerisch, während sie daran dachte, wie Joss sie angesehen hatte, bevor er sie küsste. „Schöne Augen, ausdrucksvolle, tiefblaue Augen.“
„Blaue Augen? Hmm – was noch?“
„Das Übliche eben. Intelligent, humorvoll, großzügig, verlässlich, liebevoll, warmherzig – kein Partylöwe, aber jemand, der gern ausgeht, ohne dabei in eine Schlägerei zu geraten.“
„Oje, dann können wir schon die Hälfte aller Männer in Didja streichen!“
Melissa lachte. „Und er sollte schöne Hände haben. Seelenvolle Hände, heilende Hände.“ Die letzten Worte hatte sie sehr leise gesagt.
Mindy setzte sich mit einem Ruck auf. „Hey, ich wüsste einen Mann für Sie! Den perfekten Mann.“
„Da bin ich aber gespannt.“
„Joss“, erklärte Mindy, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. „Joss wäre der perfekte Mann für Sie.“
Draußen auf dem Flur hielt Joss unwillkürlich den Atem an. Er hatte einerseits auf eine Gelegenheit gewartet, sich bemerkbar zu machen, doch andererseits wollte er das persönliche Gespräch der beiden Frauen nicht unterbrechen. Mindy war der Meinung, dass er der Richtige für Lis war? Er hatte das Gefühl, sich räuspern zu müssen.
Zugegeben, die enorme Anziehungskraft zwischen ihnen war nicht zu leugnen, aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich deswegen Hals über Kopf in eine Beziehung stürzen mussten. Allein bei dem Gedanken an eine engere Bindung brach ihm der kalte Schweiß aus.
„Joss?“ Auch Melissa wurde bewusst, dass ihre Beschreibung in allen Punkten auf ihn zutraf, was Mindy natürlich sofort gemerkt hatte.
„Ja. Sie beide wären die perfekten Partner, weil Sie den gleichen Beruf haben. Bei Rich und mir ist es das gemeinsame Interesse an der Farm.“ Mindy begann zu strahlen, als wäre ihr gerade eine großartige Idee gekommen. „Wissen Sie was? Laden Sie Joss doch einfach mal zum Essen ein.“
„Wie bitte?“
„Frauen dürfen das heutzutage. Gleichberechtigung und so verstehen Sie. Ich glaube, den Männern gefällt das.“
„Im Ernst?“
Mindy kicherte. „Ganz bestimmt. Aber wenn es Ihnen unangenehm ist, von sich aus ein Date vorzuschlagen, dann bitten Sie ihn doch einfach, Ihnen was vom Ort und der Umgebung zu zeigen. Dabei könnten Sie ganz unverfänglich in einem Lokal landen.“
Melissa schüttelte im Stillen den Kopf. Okay, sie hatte den Kuss genossen und sie fühlte sich zu Joss hingezogen. Aber mit ihm ausgehen – nur sie beide allein? Das erschien ihr viel zu gefährlich.
„Wir … hm, haben im Moment ziemlich viel zu tun“, redete sie sich heraus. „Sprechstunden, Hausbesuche, Schriftkram – Sie wissen schon, die üblichen Verpflichtungen.“
Joss wusste, dass er seinen Lauscherposten verlassen sollte, aber das Gespräch der beiden ließ ihn auf seinem Platz ausharren. War Melissa nun ernsthaft an ihm interessiert oder nicht?
„Aber das ist genau der Grund, warum es zwischen Ihnen so gut funktionieren würde“, beharrte Mindy. „Das Verständnis für Ihren Beruf bringt er
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