Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
Himmel seine Schleusen. Besorgt sah Melissa, dass die Scheibenwischer die Wassermassen kaum mehr bewältigen konnten.
„Jetzt wird es wirklich kritisch“, bemerkte Joss.
Melissa wandte kurz den Kopf. Meinte er das Wetter oder die knisternde Spannung, die sich wieder zwischen ihnen auszubreiten drohte?
„Ich kann überhaupt nichts mehr sehen.“
Sie fuhren nur noch im Schneckentempo, bis Joss das Fahrzeug kopfschüttelnd an den Straßenrand lenkte.
„Werden wir hier nicht im Schlamm versinken?“, gab Melissa zu bedenken.
„Wir stehen auf einem befestigten Rastplatz, den die Trucker benutzen, um zwischendurch ein paar Stunden zu schlafen“, beruhigte er sie.
„Trucker, in dieser Einöde?“
„Auch hier fahren regelmäßig Lkws entlang. Sie wissen doch, ohne Trucks würde Australien aufhören zu atmen.“
„Sie klingen wie ein Werbespot“, meinte Melissa amüsiert.
Joss hatte es selbst gemerkt. Wollte er sie beeindrucken, indem er sich besonders witzig gab? Wahrscheinlich beschäftigte ihn das belauschte Gespräch mehr, als er wahrhaben wollte. Es hatte ihn mächtig gestört, als sie gesagt hatte, dass sie ganz besonders mit ihm nichts anfangen wolle. Dabei hätte er schwören können, dass sie sich nach diesem Neujahrskuss zu ihm ebenso hingezogen fühlte.
Nun saß er hier mit der attraktivsten Frau, die ihm jemals begegnet war, und wenn sie ihn so anlächelte wie jetzt, könnte er alles vergessen. Sie machte ihn vollkommen verrückt. Joss war alles andere als glücklich über die Situation, in der sie sich befanden.
Zur Ablenkung schaltete er das Radio ein, doch der heftige Regen beeinträchtigte den Empfang. Auf allen Sendern war nur ein Rauschen zu hören, also schaltete er es wieder aus.
Erneut entstand Schweigen. Nur das Prasseln des Regens war zu hören und Melissas Atemzüge. Joss versuchte zu ignorieren, wie ihre Brust sich rhythmisch hob und senkte oder wie ihr Duft seine Sinne umschmeichelte. Ebenso versuchte er nicht wahrzunehmen, wie ihre bloße Nähe Hitzewallungen in ihm hervorrief. Den ganzen Tag über hatte er versucht, eine solche Situation zu vermeiden, nun wusste er nicht, wie er damit fertig werden sollte.
„Unterhalten wir uns über etwas, damit die Zeit schneller vergeht“, schlug Melissa vor.
„Hmm … worüber?“ Joss hatte Mühe, sich nicht von ihrer melodischen Stimme verzaubern zu lassen. Sonst war er nie um einen Gesprächsstoff verlegen gewesen, doch jetzt schien er ein Brett vor dem Kopf zu haben. Wie kam es, dass diese Frau eine solche Wirkung auf ihn hatte?
„Meistens steht das Wetter an erster Stelle der Gesprächsthemen“, sagte sie. „Aber ich denke, gerade darüber wollen im Moment weder Sie noch ich reden. Immerhin haben wir es dem Wetter zu verdanken, dass wir hier festsitzen.“
„Mitten in der Einöde“, fügte Joss hinzu.
„Worüber könnten wir uns sonst unterhalten? Hobbys vielleicht? Welche Hobbys haben Sie?“
„Hobbys?“, wiederholte er gedehnt.
„Bestimmt haben Sie ein Hobby“, drängte sie. „Außer im Pub mit Freunden Bier trinken, das zählt nicht.“
Er lächelte flüchtig, dachte kurz nach und schüttelte bedauernd den Kopf. „Die Klinik“, sagte er schließlich. „Ich denke, die Klinik ist auch mein Hobby, nachdem ich dort den größten Teil meiner Freizeit verbringe.“
„Das zählt nicht“, meinte sie.
„Okay. Wie sieht es dann mit Ihnen aus? Welche Hobbys haben Sie?“
„Die Suche nach meinem Bruder.“
„Aber Sie haben ihn bereits gefunden.
„Hmm …“
„Das zählt nicht, Melissa.“
Sie wandte den Kopf und lachte. Es war ein großer Fehler, denn in diesem Moment verfingen sich ihre Blicke ineinander und hielten sich fest.
„Sie strahlen richtig, wenn Sie lachen“, sagte er leise. Gleich darauf verschloss sich seine Miene, als würde er bereuen, was er gerade gesagt hatte.
„Joss, was ist los?“
Natürlich wusste er, was sie meinte. „Ich habe keine Ahnung.“
„Einen Moment sind Sie nett zu mir, und im nächsten Moment …“
„… bin ich nicht so nett“, vollendete er. Er streckte seine Hand aus und schob eine Haarsträhne, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte, hinter ihr Ohr. „Ich weiß. Wahrscheinlich bin ich einfach nur verwirrt, falls das eine Erklärung für Sie ist.“
„Das habe ich schon bemerkt.“
Ihre sanfte Stimme trug nicht dazu bei, diesen Zustand zu beenden. Wie gebannt hing sein Blick an ihren vollen roten Lippen. Welche süßen Qualen hatte er jedes
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