Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
Moment regte sich etwas in ihr, das sie nicht sofort erkannte. Sie musste dem Gefühl erst eine Weile nachspüren, bis sie begriff, was es war: Verlangen. Die Anziehung war so mächtig, wie sie es noch nie erlebt hatte.
Oder empfand sie sie nur so stark, weil sie seit Beginn der Schwangerschaft und nach all den Komplikationen überhaupt kein Interesse an Männern mehr verspürt hatte?
Vielleicht hatte es aber auch damit zu tun, dass sie sich zum ersten Mal seit Langem aufgehoben fühlte. Diese große Familie hatte in ihr eine Freude am Leben geweckt, die monatelang verschüttet gewesen war.
Zoe merkte, dass sie Teo immer noch anstarrte, und riss den Blick von ihm los. Es ist nicht einmal ein Date, ermahnte sie sich. Er hat dir nur seine Familie angeboten, nicht sich selbst.
„Wenn Sie mir einen Sarong leihen, nehme ich ihn gern“, sagte sie zu Alisi. „Ich möchte sehen, was Emma davon hält, die Füße ins Wasser zu stecken.“
Das Meer lag ihm im Blut. Teo hatte das Bad im Ozean genossen, und trotzdem überkam ihn Heimweh. An Australiens Küste war das Wasser kälter, die Brandung wilder.
Ganz anders die Lagunen auf Samoa mit dem glasklaren türkisblauen Wasser und den sanften Wellen. Mit ihnen waren seine glücklichsten Erinnerungen an unbeschwerte Kindheitstage verbunden. Damals war das Leben vollkommen. Seine Mutter war bei ihm, glücklich und gesund, und hatte ihn mit ihrer Liebe vor allem beschützt.
Teo schüttelte die Traurigkeit ab. Salzwasser rann ihm übers Gesicht, er schmeckte es im Mundwinkel. Wenigstens hatte er hier das Meer in der Nähe. Finn Kennedy drehte täglich im historischen Olympiaschwimmbecken in der Nähe von Kirribilli Views seine Runden und hatte ihn schon oft aufgefordert, mitzukommen. Aber Teo hatte sich dazu nie überwinden können. Auch wenn der North Sydney Pool auch wegen seiner Lage beeindruckend war, öffentliche Badeanstalten waren für Teo wie Bonsaibäume – ein mickriges Abbild der Natur.
Zwar hatte man auch am Coogee Beach künstliche Wasserbecken geschaffen, aber sie waren in die zerklüfteten Felsen geschnitten worden und immer mit klarem, frischem Meerwasser gefüllt.
Zwischen den Badenden entdeckte Teo Zoe und Alisi in einem von der Sonne gewärmten Felsteich. Zoe trug einen Sarong, den sie über den Brüsten geknotet und so um sich geschlungen hatte, dass er wie ein Minikleid über ihre Hüften fiel. Teo ertappte sich dabei, dass er ihre langen, hellhäutigen Beine betrachtete. Sehr schöne Beine … Er musste lächeln. Fühlte er sich etwa zu Zoe hingezogen? Das sollte er schnell wieder vergessen. Schließlich hatte er ihr Freundschaft angeboten, mehr nicht.
Aber er war zufrieden, dass sein Plan anscheinend aufging. Zoe wirkte längst nicht mehr so schüchtern und angespannt wie heute Morgen. Sie machte es Alisi nach, die ihre Tochter unter den Armen in sicherem Griff hielt und ihre Füßchen in die heranrollenden Wellen hielt. Die kleine Kali war völlig nackt, während Emma nur ihren Sonnenhut trug. Jetzt hörte Teo die Babys juchzen und das weiche Lachen der Frauen, und wieder dachte er wehmütig an längst vergangene Zeiten.
„Sefa, Maru!“, rief er. „Kommt ihr mit schwimmen?“
„Ja! Huckepack, Onkel Teo“, verlangte Maru.
„Ich auch! Ich auch!“ Sefa rannte auf ihn zu.
„Na, dann los.“ Er lief mit den beiden Jungen ins Wasser und ließ sich wie ein Floß treiben, an das sie sich klammerten. Maru war vier und schwamm in ruhigen Gewässern wie ein Fisch. Für die raue Brandung hier war er jedoch nicht sicher genug, und Sefa mit seinen zwei Jahren konnte noch gar nicht schwimmen. Teo hielt ihn die ganze Zeit locker mit einem Arm umfasst. Wasser spritzte auf, als er die Jungen herumwirbelte, und sie hatten viel Spaß. Ihr Gelächter musste bis zu Alisi und Zoe dringen, denn die beiden Frauen sahen immer mal wieder zu ihnen hinüber.
Es gefiel ihm … vor allem, dass Zoe ihn betrachtete. Vielleicht war das der Grund, warum er das Spiel bald beendete und, an jeder Hand einen kleinen Jungen, auf die Frauen zuging.
Die Flut lief auf. Bald wurde es Zeit, zusammenzupacken und nach Hause zu fahren. Aber erst genoss er den Anblick, der sich ihm bot. Alisi und Zoe saßen im Sand hinter den Felsen. Dort waren sie zwar im Großen und Ganzen vor den Wellen geschützt, aber das Wasser suchte sich seinen Weg durch Ritzen und Spalten. Jedes Mal, wenn eine Welle heranrauschte, hielten die Steine zwar das meiste ab, doch an einigen Stellen war es, als
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