Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
und ihn etwas Besonderes verband.
Mitten in der Nacht war ihre Maschine in Sydney gelandet. Selbstverständlich hatte Zoe erwartet, dass er Alisi und ihre Kinder in seiner Wohnung unterbrachte, obwohl sie sicher auch bei anderen Angehörigen ihrer weitverzweigten Familie hätte unterkommen können.
Wenigstens Alisi zeigte, wie wichtig ihr Zoe war. „Das wäre wundervoll“, sagte sie, als Zoe anbot, sie und Sefa ins Krankenhaus zu begleiten. „Bist du sicher, dass du es einrichten kannst?“
„Ich arbeite ja nicht voll. Sie setzen mich als Urlaubsvertretung oder in Krankheitsfällen ein. Ich brauche nur zu sagen, dass ich eine Zeit lang nicht zur Verfügung stehe.“
Während sich Alisi überschwänglich bedankte, nickte Teo wieder nur. Aber Zoe war sicher, dass er es gut fand, wie sie sich für seine Familie einsetzte. Vielleicht dachte er aber auch daran, dass sie zu ihrer eigenen Familie die Brücken so gut wie abgebrochen hatte?
Zu Hause konnte Zoe nicht schlafen. Irgendwann griff sie zu Papier und Kugelschreiber. Teo hatte immer gesagt, dass die Familie das Wichtigste im Leben eines Menschen sei, und wahrscheinlich hatte er recht. Das begriff sie jetzt. Sie musste eine neue Brücke bauen, die Verbindung zu ihrer Familie wiederherstellen. Ihre Eltern hatten eine Glückwunschkarte geschickt, nachdem Zoe ihnen geschrieben hatte, dass sie Großeltern waren. Nun stand der nächste Schritt an: sie zu einem Besuch einzuladen.
Am anderen Tag wollte sie Teo davon erzählen, aber es ergab sich keine Gelegenheit. Sie begleitete Alisi zu Sefas Untersuchungen. Und obwohl Teos Cousine recht gut Englisch sprach, war sie bei den medizinischen Sachverhalten überfordert. Da konnte Zoe helfen.
Als die ersten Ergebnisse vorlagen, wurde Alisi in Finn Kennedys Büro gerufen. Finn saß hinter seinem Schreibtisch, die beiden Frauen hatten davor Platz genommen, und Teo stand am Fenster.
„Morbus Coats und eine Infektion mit Hundespulwürmern können wir ausschließen“, verkündete Finn. „Alles deutet auf ein Retinoblastom hin. Wir wissen nicht, ob der Sehnerv bereits beeinträchtigt ist, deshalb machen wir noch eine Kernspin-Untersuchung. Außerdem habe ich einen Freund von mir kontaktiert. Er lebt in Brisbane, ist jedoch bereit, die Operation durchzuführen. In seinem Fachgebiet zählt er zu den Weltbesten.“
„O…Operation?“, stammelte Alisi. „Was für eine Operation?“
„Um den Tumor zu entfernen. Unter Umständen auch das Auge.“
Alisi schnappte nach Luft und packte Zoes Hand.
„Nach dem MRT wissen wir mehr“, warf Teo ein. „Als ersten Behandlungsschritt könnte man mit der Chemo beginnen, um das Tumorwachstum einzudämmen. Ich gehe davon aus, dass wir nicht nur das Auge, sondern auch die Sehfähigkeit erhalten.“
Er klingt schon wie Finn, dachte Zoe. Hier geht es um Sefa! Teos unbeteiligte Art kam ihr so herzlos vor.
„Wir brauchen von Ihnen eine Einverständniserklärung für eine Lumbalpunktion und eine Knochenmarkbiopsie“, fuhr Finn, an Alisi gewandt, fort.
Zoe wurde der Mund trocken. Bisher hatte Sefa nichts Schmerzhafteres als die Blutentnahme, eine Ultraschalluntersuchung und die Vollnarkose über sich ergehen lassen müssen. Sie mochte nicht einmal daran denken, wie ihr zumute wäre, wenn bei Emma Rückenmarksflüssigkeit oder eine Knochenmarkprobe entnommen würde. Kein Wunder, dass Alisi nun leise vor sich hin weinte. Zoe drückte ihr die Hand.
„Das lässt sich nicht vermeiden, wenn wir herausfinden wollen, ob der Krebs gestreut hat“, erklärte Teo seiner Cousine. „Wir werden den Fall später mit dem pädiatrischen Onkologenteam besprechen.“
Den Fall! Sefa ist nicht nur ein Fall! wollte Zoe protestieren, aber ihr Hals war wie zugeschnürt, sie selbst den Tränen nahe.
„Die Chancen stehen trotzdem nicht schlecht.“ Finn wandte den Blick von der weinenden Mutter und sah seinen Kollegen an. „Stimmt’s, Teo?“
„Ja“, kam die ruhige Antwort.
Zoe blickte auf und sah, dass Teo an den Schreibtisch getreten war. Die zwei Männer könnten nicht unterschiedlicher sein. Finn war kantig und rau und sah aus, als hätte er sich seit Tagen nicht rasiert. Seine düstere Ausstrahlung wurde noch verstärkt von der Willenskraft, die er ausstrahlte. Gut für seine Patienten, weil sie sich darauf verlassen konnten, dass er Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um sie zu heilen. Menschliche Wärme oder Anzeichen von Mitgefühl brauchte man bei ihm jedoch nicht zu
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