Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
doch kostenlos!“
Sophie zuckte die Schultern und begann, sich zu entspannen. Dem Baby ging es gut, sie hatte alles richtig gemacht. Bald würden die Flying Doctors kommen und sich um alles kümmern. Sie war nicht länger verantwortlich. „Er müsste fortgehen, in die nächste größere Stadt reisen, irgendwo übernachten, essen. All das kostet Geld. Außerdem ist eine Operation für die meisten Aborigines überaus Furcht einflößend.“
„Es ist doch nur ein kleiner Eingriff.“ Levi ließ nicht locker. Langsam wurde Sophie klar, dass es um mehr ging als den alten Mann. Hatte sie etwas verpasst? Leises Unbehagen beschlich sie. War sie noch blinder gewesen als dieser Dorfälteste? Und dazu noch begriffsstutzig? „Wie kommt es, dass du einen grauen Star diagnostizieren kannst?“
Mit gequältem Blick sah er ihr in die Augen, und sie wusste Bescheid. Sophie hatte das Gefühl, den Boden unter ihren Füßen zu verlieren. Heiße Röte stieg ihr in die Wangen – vor Verlegenheit und vor Zorn.
„Ich kann es eben.“
Sie fixierte ihn kritisch. Er hatte den gleichen wachsamen Gesichtsausdruck wie bei ihrem allerersten Zusammentreffen. Es war das Gesicht eines Lügners. Plötzlich fügte sich alles zusammen: seine Kommentare, seine wortlose Kommunikation mit Odette, seine „Erste Hilfe“. Mühsam versuchte sie, nicht verletzt zu klingen. „Was sagtest du noch mal, womit du dich beruflich beschäftigst?“
„Ich habe gar nichts dazu gesagt.“ Er suchte ihren Blick, doch sie wich aus.
„Und?“
„Ich bin Augenarzt. Spezialist für Mikrochirurgie. Meine Praxis in Sydney ist sehr erfolgreich.“
„Du bist Arzt?“, zischte sie. „Und hast nicht widersprochen, als ich dich für deine Erste-Hilfe-Kenntnisse lobte?“ Kaum hörbar fügte sie hinzu: „Du hast mich schon wieder belogen.“
„Das ist nicht wahr. Ich habe nicht gelogen“, erwiderte er leise.
„Aber widersprochen hast du auch nicht.“ Es tat so weh! Wie hatte sie nur schon wieder auf einen Lügner hereinfallen können? „Die Wahrheit zu verschweigen, ist genauso schlimm wie eine Lüge.“
„Das war die schlechte Nachricht.“
Was erwartete er jetzt von ihr? Ein freundschaftliches Schulterklopfen? Es war in der Tat eine schlechte Nachricht, denn gerade eben hatte sie angefangen, ihn zu mögen. Sehr sogar. Natürlich war sie nicht in ihn verliebt. Gott bewahre! Vielleicht hatte sie angefangen, ihm ein klein wenig zu vertrauen.
Und nun stellte sich heraus, dass er Arzt war. Noch dazu ein ziemlich reicher Arzt. Und ein Lügner. Genau wie Brad. Dieser Mistkerl, der ihr etwas vorgemacht und ihr schließlich das Herz gebrochen hatte.
Mit Schaudern dachte sie daran, wie sie Levi herumkommandiert hatte, weil sie davon ausgegangen war, die einzige Person mit medizinischen Kenntnissen zu sein. Hatte er eine Ahnung, wie schwer die Verantwortung auf ihr gelastet hatte? Und nun erfuhr sie, dass er um Längen besser qualifiziert war als sie. Auch ein Augenarzt musste am Anfang seiner Ausbildung viele Monate lang in der Allgemeinmedizin arbeiten.
Er hätte Smileys Schulter einrenken können. In der Erinnerung an diese entsetzliche Aufgabe wäre sie fast in Tränen ausgebrochen. Sie blinzelte und biss die Zähne zusammen. Auf keinen Fall würde sie wegen diesem Lügner auch nur eine einzige Träne vergießen!
„Es fällt mir schwer, eine Erklärung dafür zu finden, weshalb du mir nicht geholfen hast. War das eine Art Test, um zu sehen, wann ich zusammenbrechen würde?“
Hilflos schüttelte er den Kopf und hielt ihr versöhnlich die Hand hin. Die er schnell wieder zurückzog, als er ihren vernichtenden Blick sah. „Hör mal, Sophie. So war es nicht. Du bist eine ganz außergewöhnliche Frau und hast meine Hilfe überhaupt nicht gebraucht.“
Wie konnte er es wagen, sich so schäbig herauszureden! Sophie ertrug seine Gegenwart keine Sekunde länger, und so stand sie auf und drehte sich wortlos um. Am Fuß des Hügels schien eine Wasserstelle zu sein, an der sie sich erfrischen und ausruhen konnte. Nur schnell fort von ihm!
Das Wasser war herrlich kühl. Sophie genoss es, ihre Hände und Arme darin einzutauchen. Auch ihre Wut kühlte ab und wich einer tiefen Traurigkeit. Wie hatte sie sich bloß fast in einen Mann verlieben können, der haargenau wie Brad war? Lernte sie denn niemals dazu?
Sie wusch ihr Gesicht – und in das Wasser mischten sich auch ein paar Tränen. Verdammter Mistkerl!
Langsam beruhigte sie sich. Nun ja, zumindest
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