Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
gedacht? Nächstes Mal wagen wir uns auf die roten Pisten.“
„Es war toll, der ganze Tag, richtig super … fast der ganze Tag jedenfalls.“ Sie schaute ihrem Onkel hinterher. „Vielen Dank für deine Hilfe, Julie.“
„Wir können es gerne wiederholen, wenn der Schnee noch ein wenig hält“, antwortete Julie.
Aber der Plan, dass Onkel und Nichte sich näherkommen, hat nicht so richtig geklappt, dachte sie sich. Was war das nur für eine Geschichte zwischen den beiden?
Sie beschlossen, noch am selben Abend zurück nach Edinburgh zu fahren, um nicht in den Bergen eingeschneit zu werden. Der Schneefall verschlimmerte sich noch, und Julie wusste, dass in solchen Situationen manchmal die Straßen gesperrt wurden.
Caroline hatte sich wieder die Kopfhörer in die Ohren gesteckt und so klargestellt, dass sie an keinem Gespräch interessiert war.
Julie machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem, während Pierre den schweren Wagen um die engen Kurven lenkte. Wo war der Mann, der noch wenige Stunden zuvor während der Schneeballschlacht wie ein kleiner Junge gelacht hatte?
Pierre sah sie kurz an. „Es tut mir leid“, sagte er. „Ich bin nicht sehr gesprächig heute.“
Julie drehte sich um, aber seine Nichte reagierte nicht. „Sie wollte Ihnen nur zeigen, was sie gelernt hatte. Ich glaube, sie möchte, dass Sie stolz auf sie sind.“
„Ich weiß schon“, gab Pierre zu. „Es war nur … einen Augenblick lang hatte ich wirklich Todesangst um sie.“
„Dann müssen Sie ihr das erklären. Sie versteht es bestimmt.“
„Ja, ich werde mit ihr reden.“ Er fuhr mit der Hand durch seine dichten, schwarzen Haare. „Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig ist, für einen anderen Menschen verantwortlich zu sein. Bei Projekten, der Arbeit, dem Weingut, da bin ich Verantwortung gewohnt. Aber nicht bei Menschen. Außer meinen Patienten, natürlich.“
Er sah Julie an, seine Miene nun entspannter. „Aber Sie, Sie können sehr gut mit anderen Menschen umgehen. Deshalb sind Sie eine so fähige Ärztin.“
„Danke, Dr. Favatier“, gab Julie zurück. Dieses Lob aus seinem Munde kam unerwartet, aber es freute sie.
Dies ist nun also der Mann, mit dem ich ein Wochenende in den Bergen verbracht habe, dachte sie. Dieser Augenblick im Schnee, sein Körper unter meinem, dieses unbeschreibliche Gefühl … Sie seufzte still.
Warum muss es ausgerechnet mir passieren? Jahrelang interessiert mich kein einziger Mann, und dann ist es ausgerechnet mein neuer Chef, der mich völlig durcheinanderbringt. Was für ein Klischee!
Aber er ist ja nur kurze Zeit hier – ein paar Monate und er ist aus meinem Leben verschwunden, dachte sie. Danach wird alles wieder so wie vorher, und ich bin wieder …
„Julie.“ Seine Stimme unterbrach ihre Gedanken. „Ich wollte Sie um einen Gefallen bitten – schon wieder. Ich habe eigentlich kein Recht, und Sie können gerne ablehnen.“
Julie sah ihn neugierig an.
„Ich muss nächste Woche für ein paar Tage nach Frankreich. Der Verwalter des Weinguts hat ein paar Unterlagen für mich zur Unterschrift, und ich muss mich um ein paar andere Probleme kümmern.“
Julie war enttäuscht. Sie würde ihn vermissen. Will er, dass ich auf seine Nichte aufpasse?
„Gehören die Weingüter Ihnen?“
„Die Hälfte. Die andere Hälfte gehört Jacques – beziehungsweise jetzt Caroline. Mein Bruder wollte mir seinen Anteil abtreten. Nachdem er Iona kennengelernt hatte und nach Schottland gezogen war, hatte er kein Interesse mehr an dem Weingut. Ich versprach ihm, mich um seinen Anteil zu kümmern. Ich habe natürlich selber nicht viel Zeit, also habe ich einen Verwalter eingestellt.“
Julie sah ihn fragend an. „Was hat Caroline denn dann gemeint, als sie Sie beschuldigt hat, das Erbe ihres Vaters gestohlen zu haben?“
„Sie weiß zwar, dass ihr Vater seinen Anteil an mich abgetreten hat, aber nicht, dass ich den Anteil für sie treuhänderisch verwahrt habe. Sie wird ihn erben, wenn sie einundzwanzig ist. Vielleicht auch eher, wenn ich das Gefühl habe, dass sie reif genug ist.“
„Weiß sie das?“
„Jacques und ich waren uns einig, dass sie davon nichts wissen soll, bis sie älter ist.“ Er holte tief Luft. „Das Weingut und das übrige Erbe sind Millionen wert. Wir dachten beide, dass es keine gute Idee ist, wenn sie in dem Wissen aufwächst, nie einen einzigen Tag arbeiten zu müssen.“
„Und worum wollten Sie mich bitten?“
Er zögerte. „Ich möchte, dass
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