Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
dass wir das alberne Siezen lassen“, fuhr er fort. „Wir sind Kollegen. Julie, ich bin Pierre. Was sagst du?“
„Gerne, wenn du meinst“, gab sie erleichtert zurück. Wenn du wüsstest, Pierre …
„Na, war doch ganz einfach! Und jetzt musst du nach Hause“, sagte er. „Morgen fliegen wir um zwölf Uhr mittags los. Ich habe dein Ticket – ich kann es dir morgen am Flughafen geben.“
Pierre bestand darauf, für beide zu bezahlen. Während sie ihre Jacken anzogen, flüsterte Isabella ihr ins Ohr: „Gut gemacht, Kleine. Du hast dir einen hübschen Kerl ausgesucht.“
Julie hatte keine Gelegenheit, den Irrtum aufzuklären, denn Pierre hielt ihr bereits die Tür auf. In der kalten Nachtluft merkte sie, wie ihr leicht schwindelig wurde.
Ich habe doch gar nicht so viel getrunken, dachte sie. Andererseits war ihr Weinglas immer gefüllt gewesen. Wie war das eigentlich passiert?
Sie streckte Pierre die Hand entgegen. „Gute Nacht“, sagte sie mit einem Schluckauf. „Huch!“ Sie hielt sich verlegen die Hand vor den Mund.
Pierre schaute sie amüsiert an. „Mein Motorrad steht noch vor deiner Wohnung“, erinnerte er sie. „Selbst wenn nicht, wäre es wohl trotzdem besser, wenn ich dich nach Hause begleite. Ich möchte nicht, dass du dir vor morgen noch ein Bein brichst.“
„Das wäre wirklich sehr nett, Pierre“, antwortete sie. Es ist nicht der Alkohol, der mich schwindelig gemacht hat, sondern seine Gegenwart, dachte sie.
Als sie wenig später vor dem Haus angelangt waren, zögerte Pierre. „Ich sollte mit hochkommen. Damit ich sicher bin, dass du es in deine Wohnung schaffst.“
Julie sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er nicht auf ihre Proteste hören würde. Als sie ihre Wohnungstür aufgeschlossen hatte, drehte sie sich zu ihm um, um ihm zu danken.
Er stand näher hinter ihr, als sie gedacht hatte, und sie prallte mit ihm zusammen. Einen Augenblick lang stand die Erde still, als sie in seine blauen Augen blickte.
Im nächsten Moment lag Julie in seinen Armen. Hungrig küsste er sie.
Die junge Ärztin gab sich ganz den unbeschreiblichen Gefühlen hin, die ihren Körper durchfluteten. Eine Welle der Erregung drohte, sie mit sich fortzutragen.
Plötzlich und ohne Vorwarnung riss sich Pierre von ihr los. Er schaute sie an, sein Atem ging heftig. Julie selbst hatte das Gefühl, kaum Luft zu bekommen.
„Bitte verzeih mir!“, sagte er und ging langsam rückwärts den Flur hinunter. „Ich hatte kein Recht. Das war unverzeihlich.“
Julie war verwirrt. Vor einem Augenblick noch hatte er sie geküsst, als wolle er nie wieder damit aufhören, und jetzt sah er sie an mit diesem Ausdruck in den Augen …
Habe ich ihn zuerst umarmt? Hat er das Gefühl, ich hätte mich ihm an den Hals geworfen? Die arme, verunstaltete, einsame Julie, die versucht, sich den schönen, reichen Pierre zu angeln! Julie erstarrte. Wie konnte das nur passieren?
„Ich … nein … mir tut es leid“, stammelte die junge Frau. Sie versuchte, es mit einem Lachen zu überspielen. „Ich glaube, ich habe zu viel Wein getrunken. Normalerweise verwickle ich meinen Chef nicht in so einen Nahkampf.“
„Ich bin derjenige, der um Verzeihung bitten muss“, sagte er förmlich. „Nicht du.“ Er schien ratlos. „Ich habe dich geküsst. Das war ein Fehler. Wir sind Kollegen – das ist völlig unprofessionell.“
Julie zweifelte an seiner Erklärung. Er war nicht der Typ Mann, der sich von solchen Erwägungen von seinem Ziel abhalten ließ. Er wollte wahrscheinlich nur nett sein und sich so schonend wie möglich aus einer unangenehmen Situation befreien.
Sie lächelte ihn an und hoffte, dass er nicht sah, welche Mühe ihr das bereitete. „Es war nur ein Kuss, nichts Ernsthaftes“, sagte sie leichthin. „Vergessen wir einfach, dass es passiert ist.“
Aber in ihrem Herzen wusste sie, dass das nicht stimmte – es war mehr als ein einfacher Kuss gewesen. Ich hätte schwören können, dass da auch von seiner Seite mehr war. Andererseits – was wusste sie denn schon von Männern?
Er stand vor ihr und sah aus, als suchte er nach Worten.
„Ich glaube, du solltest jetzt lieber gehen, oder?“, versuchte Julie, ihren Stolz zu wahren.
Er schüttelte den Kopf, ärgerlich mit sich selbst. „ D’accord “, sagte er. „Wir sehen uns morgen.“ Die Tür fiel ins Schloss, und er war verschwunden.
7. KAPITEL
Julie erwachte am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen. Die Nacht war unruhig gewesen – sie hatte sich hin und
Weitere Kostenlose Bücher