Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
her geworfen, ständig die letzte Szene mit Pierre vor Augen.
Je länger sie darüber nachgedacht hatte, desto mehr war sie überzeugt, dass der Kuss von ihr selbst ausgegangen war. Er hatte einfach nur reagiert, wie ein ganz normaler Mann.
Sie zog die Decke über den Kopf. Wenn ich mich einfach nur hier verstecken könnte, dachte sie. Aber dann fiel es ihr siedend heiß ein: Ich fahre ja mit ihm nach Frankreich!
Wenn er überhaupt noch will, korrigierte sie sich, denn er hatte sicher Besseres zu tun, als sich mit einer nach ihm verzehrenden jungen Ärztin abzugeben.
Um Gottes willen, wie konnte sie das nur einen Augenblick lang vergessen – er war ihr Chef!
Das Telefon klingelte. Nach einigen Augenblicken nahm Julie den Hörer in die Hand. „Hallo“, krächzte sie.
„Hallo, Julie, Onkel Pierre hat mich gebeten, dich anzurufen. Er wollte sicher sein, dass es dir gut geht.“ Es war Caroline. Julie hatte das Gefühl, dass Pierre seiner Nichte nichts von ihrer Attacke gesagt hatte.
„Er hat gesagt, du hättest vielleicht gestern etwas gegessen, was dir nicht so gut bekommen ist. Du kommst aber trotzdem mit, oder? Bitte!“
„Ich weiß nicht“, murmelte Julie. „Ich habe ziemliche Kopfschmerzen.“
„Nein, du musst mit“, flehte die junge Frau sie an. „Sonst fliege ich auch nicht. Du weißt, dass ich ohne dich nicht zugesagt hätte. Bitte, Julie.“
Julie wunderte sich über die Verzweiflung in Carolines Stimme. Sie hatte es dem Mädchen versprochen, und sie brach keine Versprechen.
„Wie spät ist es denn?“
„Halb neun. Wir müssen in einer Stunde einchecken.“
Julie erschrak. Nein, das kann nicht wahr sein! Oh doch! Sie warf die Bettdecke von sich und stand auf. „Okay, ich treffe euch in einer Stunde am Flughafen.“
„Onkel Pierre hat gesagt, wir holen dich ab“, sagte Caroline.
Ihr Chef war der Letzte, dem Julie jetzt begegnen wollte. Früher oder später musste sie ihm unter die Augen treten, aber wenn sie es noch ein wenig aufschieben konnte, umso besser.
„Nein, um halb zehn am Flughafen oder gar nicht“, antwortete sie fest.
„Auch gut.“ Die Erleichterung in Carolines Stimme war deutlich zu hören. „Ich sage es ihm. Bis nachher.“
Julie sprang unter die Dusche und warf anschließend ein paar Kleider in ihre Tasche. Ein Frühstück kam nicht infrage.
Was soll ich bloß tun, fragte sie sich. So tun, als sei nichts geschehen? Mich entschuldigen? Hoffentlich versteht er, dass es nur am Wein lag … Egal, was passiert, er darf es nie wissen, dass ich in ihn verliebt bin!
Caroline wartete vor dem Abflugterminal auf sie. Als sie die Erleichterung des Mädchens sah, war Julie froh, ihre eigenen Bedenken beiseitegeschoben zu haben.
„Da bist du ja!“, rief Pierres Nichte. Sie nahm Julies Tasche. „Onkel Pierre wartet in der Business Lounge auf uns. Komm, wir checken dich schnell ein.“
Wenig später standen sie vor ihm. Pierre stand auf und begrüßte Julie freundlich. „ Bonjour! “, sagte er. „Hast du gut geschlafen?“
„Ja, danke, einigermaßen“, antwortete Julie ausweichend.
„Geht es dir besser? Caroline hat gesagt, du hättest Kopfschmerzen.“ Er schaute seine junge Kollegin an. „Vielleicht eine Tasse Kaffee?“ Julie sah den Schalk in seinen blauen Augen aufblitzen.
„Caroline, bist du so lieb und bringst Julie einen Café au lait ?“ Seine Nichte stand auf und ging zum Tresen.
„Wegen gestern Abend“, stammelte Julie. „Können wir einfach vergessen, dass es passiert ist?“ Sie musste einfach etwas sagen.
„ D’accord. Es ist vergessen.“
„Es wird natürlich nie wieder vorkommen“, fügte Julie hinzu.
„ C’est dommage “, sagte Pierre so leise, dass Julie nicht sicher war, ihn richtig gehört zu haben. Hat er gesagt, dass er es schade findet?
In dem Moment kam Caroline mit dem Kaffee und einigen Keksen zurück an den Tisch. „Wir beginnen in fünf Minuten mit dem Einsteigen, also beeilt euch lieber.“
Als sie im Flugzeug Platz genommen hatten, saß Julie neben Caroline, während Pierre vor ihnen einen Platz mit mehr Beinfreiheit hatte. Während sich das Flugzeug langsam über das Rollfeld bewegte, griff Caroline nach Julies Hand. Die junge Frau schien vor Angst ganz starr.
„Hast du Flugangst?“, fragte Julie flüsternd.
„Eigentlich nicht“, brachte Caroline heraus. „Aber es ist das erste Mal, dass ich fliege, seit Mom und Dad …“ Sie sprach nicht weiter, und Julie sah, wie ihr eine Träne die Wange
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