Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
durchtrainierten Körper und bewunderte seinen Appetit. Während sie sich unterhielten und aßen, bestellte Pierre eine Flasche Chianti.
Als Julie ihr erstes Glas trank, merkte sie, wie die Anspannung langsam von ihr abfiel. Pierre war ein amüsanter und charmanter Gesprächspartner. Er erzählte von seiner Kindheit auf dem Weingut, welches seit Generationen in Familienbesitz war.
„Ich werde es Ihnen gerne zeigen“, sagte er.
„Und ich freue mich darauf, es zu sehen“, gab sie zurück. Die wohlige Wärme des Alkohols breitete sich in ihrem Körper aus. Sie trank selten, aber sie spürte, wie sie sich in Pierres Gegenwart immer wohler fühlte.
„Jetzt erzählen Sie doch einmal von sich“, ermunterte er sie.
„Ich habe immer in Edinburgh gelebt – wenn ich nicht gerade in Amerika, Japan oder Neuseeland Skirennen gefahren bin“, erzählte sie. „Ich war mit dem Kader unterwegs, seit ich acht Jahre alt war.“
Sie erzählte ihm ihre ganze Geschichte – aufgewachsen als Einzelkind, die Wichtigkeit des Leistungssports, dann die Katastrophe des Unfalls, die Unterstützung ihrer Eltern in der schwierigen Zeit danach.
„Für ein Comeback gab es danach keine Chance mehr“, erklärte sie. „Und dann verließ mich Luke – mein Freund …“ Sie starrte in ihr Weinglas.
Pierre musste in ihren Augen den Schmerz dieser Zeit gesehen haben. Er nahm ihre Hand in seine. „ Pauvre petite “, sagte er leise. „Das war schlimm.“
Ihre Hand zitterte leicht, aber sie fing sich. „Die nächsten Monate waren etwas wirr. Bis ich dann anfing, mich wieder auf die Schule zu konzentrieren.“
Sie hatte ihr zweites Glas Wein ausgetrunken und fühlte sich angenehm schläfrig. „Im Krankenhaus hatte ich angefangen, mich für Medizin zu interessieren. Meine Eltern unterstützten mich darin.“
Sie erzählte ihm von ihrer Familie. „Meine Eltern haben viel für mich geopfert. Es war nicht einfach für sie.“
„Ihre Eltern waren bestimmt stolz auf Sie“, sagte er. Er streichelte wie abwesend ihre Hand.
Julie spürte, wie das körperliche Verlangen nach diesem Mann sie durchströmte. Sie musste die Hand wegziehen.
„Ja, das waren sie. Nicht immer, aber am Ende. Ja. Ich glaube schon.“ Ihre Augen waren feucht geworden. Sie hoffte, dass Pierre es nicht bemerkte, aber er sah sie mit seinen klaren blauen Augen geradewegs an. „Ich habe es Caroline nur erzählt, damit sie weiß, dass sie mit ihren Gefühlen nicht alleine ist.“
„Aha, die starke Dr. Gordon, die härter arbeitet und besser Ski fährt als jeder Mann. Die nichts und niemanden braucht.“ Er sah sie prüfend an. „Ich frage mich …“
Julie fand es an der Zeit, das Thema zu wechseln. Es lag plötzlich etwas zwischen ihnen in der Luft, das sie fast schwindlig machte.
Pierre hatte in der Zwischenzeit eine große Portion Tiramisu zum Nachtisch bestellt, die er mit unvermindertem Appetit verputzte.
Er ermunterte sie, ihm von ihrer Entscheidung für den Arztberuf zu erzählen.
„Ich war wirklich daran interessiert. Auch an der Möglichkeit, anderen Menschen zu helfen“, erzählte sie. „In der Uni merkte ich dann, dass die Chirurgie mich mehr interessierte als die anderen Fächer.“
„Sie werden einmal eine hervorragende Chirurgin sein“, lobte er sie. „Da habe ich keine Zweifel. Aber was machen Sie denn, wenn Sie nicht arbeiten?“
„Skifahren, lesen und manchmal ein Besuch im Hospiz.“ Sie sah ihn an. „Nachdem meine Mutter gestorben war, bin ich trotzdem weiter hingegangen. Die Patienten dort und ihre Familien, die ganze Atmosphäre … es ist einerseits schwierig, andererseits aber auch sehr lehrreich.“
„Wie meinen Sie das?“
„Ich merke immer, wie meine eigenen Sorgen plötzlich so klein werden. Wenn meine Narbe mein einziges Problem ist, habe ich ganz schön Glück gehabt.“
Pierre fuhr mit seinem Finger langsam über ihr Gesicht. „Es gibt Schlimmeres“, sagte er nachdenklich. „Sie sind trotzdem eine sehr attraktive Frau.“
Er will nur nett sein, dachte Julie. Oder?
„Luke fand das offenbar nicht“, antwortete sie und versuchte, nicht zu verbittert zu klingen.
„Dann ist dieser Luke ein Dummkopf“, sagte er barsch.
Julie war verwirrt. Was wollte er damit sagen?
Aber bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, griff Pierre nach ihren Händen. „So, Dr. Gordon, wir müssen jetzt eine Sache klarstellen!“
Was kam jetzt?
„Wir arbeiten nun seit einiger Zeit zusammen – es ist langsam an der Zeit,
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