Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
wirklich in ihr vorging? Sie musste ihn überzeugen, dass das alles ohne Bedeutung gewesen war.
„Du kannst davon ausgehen, dass diese Frau hier nie wieder versuchen wird, dich zu küssen – ernsthaft oder sonst wie!“
Pierres Ausdruck veränderte sich. Der Humor war aus seinen Zügen gewichen. Er schaute sie mit einem so intensiven Glitzern in den Augen an, dass sie fast zurückgewichen wäre.
Da legte er seine Hand in ihren Nacken und zog sie langsam zu sich heran. Die junge Ärztin bekam eine Gänsehaut. Sie konnte und wollte sich nicht wehren, als er seine Lippen auf ihren Mund presste.
Ihr ganzer Körper erbebte vor Verlangen. Pierre griff nach ihren Hüften und zog sie enger an sich heran. Die Hitze, die in ihr aufstieg, wurde immer stärker.
In seine Arme, hier gehöre ich hin. Das war ihr letzter klarer Gedanke, bevor sie sich ganz seinen Küssen hingab.
Waren Sekunden, Minuten oder Stunden vergangen, bevor sie sich voneinander lösten? Pierre sah sie an, als käme er erst langsam wieder zu Sinnen. Seine Fäuste öffneten und schlossen sich langsam.
„ Merde “, sagte er leise, seine Stimme heiser.
Julie sah direkt in seine blauen Augen. Das ist es also, was ich mein ganzes Leben lang vermisst habe, dachte sie selig.
Pierre öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, als sie von einem der tiefer gelegenen Felder lautes Rufen vernahmen.
Die beiden schauten sich an. Es war klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Ohne weiteren Kommentar liefen sie los.
Julie sah in der Ferne einen Traktor, vor dem zwei wild gestikulierende Männer standen. Als sie näher kamen, sahen sie den Grund für die Aufregung.
Alain lag auf dem Boden und schrie vor Schmerzen. Seine rechte Hand blutete stark. Neben ihm kniete einer der Arbeiter und versuchte, die Blutung mit bloßen Händen zu stoppen.
Pierre sprach in schnellem Französisch mit den Männern, aber Julie verstand auch so, was passiert war.
Alains Hand war in die Maschine geraten, die an den Traktor angeschlossen war. Die scharfen Klingen hatten seine Hand schlimm zugerichtet; Julie bezweifelte, dass sie zu retten war.
Pierre nahm das Heft in die Hand. „Julie, lauf zurück zum Haus und lass dir von Michelle den Notfallkoffer geben. Bring auch Eis und zwei Plastikbeutel mit. Sie soll einen Krankenwagen rufen. Versuch, sie zu beruhigen.“
Die junge Ärztin rannte den knappen Kilometer zurück zum Haupthaus. Sie verschnaufte kurz vor der Küche und informierte dann Alains Frau.
Michelle war schockiert, blieb aber gefasst und zeigte Julie, wo die Notfallausrüstung war. Dann nahm sie das Telefon, um Hilfe zu rufen.
Der Rückweg zu den Männern dauerte mit der schweren Tasche länger. Als Julie bei ihnen anlangte, hatte Pierre die Blutung zum Stehen gebracht, indem er die Oberarmarterie abgedrückt hatte.
Es ist alles voller Blut! Wenn wir ihn nicht schnell ins Krankenhaus bringen, hat er einen Volumenmangelschock, dachte Julie. Sie öffnete die Notfalltasche und war erleichtert, ein Infusionsbesteck und Volumenexpander zu finden. Pierre war auf Notfälle vorbereitet.
Die junge Ärztin und ihr erfahrener Chef arbeiteten zügig und wortlos. In wenigen Augenblicken lief die Infusion. Alains Züge entspannten sich ein wenig, als das Morphin seine Wirkung tat.
Julie half Pierre, den Druckverband anzulegen. Dann nahmen sie die Hand näher in Augenschein. Zu ihrem Entsetzen waren drei seiner Finger abgetrennt worden.
In der Ferne hörte sie die Sirene des Krankenwagens. Michelle kam über den Feldweg zu ihnen gelaufen und kniete sich neben ihren Mann. Sie warf Pierre einen Blick zu, der weitere Worte unnötig machte.
Der Chirurg redete beruhigend auf sie ein – sie mussten Alain ins Krankenhaus bringen, aber er war nicht in Lebensgefahr. Er sagte etwas über Alains Finger und ließ etwas in die kleinere Plastiktüte gleiten, die er dann Julie reichte.
Er wies seine junge Kollegin an, die kleine Tüte gut verschlossen in die größere Tüte mit dem Eis zu legen. Julie verstand nun, dass er in der Zwischenzeit die abgetrennten Finger gefunden hatte. Er schien sich eine Chance auszurechnen, die Finger wieder annähen zu können.
Als der Krankenwagen endlich bei ihnen anhielt, hoben sie den jungen Verwalter mit vereinten Kräften auf die Trage. Pierre setzte sich neben seinen Freund.
„Julie, kannst du mit Michelle hinterherkommen?“, bat er. „Sie sagt dir, wie du fahren musst.“ Die Türen schlossen sich und die Ambulanz fuhr los.
Die
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