Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
Bizeps, ging langsam um Finn herum, die Hand immer auf seiner warmen glatten Haut. Als Evie hinter ihm stand, streichelte sie die Narben, Zeugen seiner Schmerzen, die ihr das Herz schwer machten.
„Hast du die bekommen, als Isaac starb?“, fragte sie, tupfte einen Kuss auf jede einzelne und rieb ihre Wange sanft an der zerklüfteten Haut.
Finn schloss die Augen. „Evie …“
„Ich wünschte, du hättest das alles nicht durchmachen müssen“, flüsterte sie. „Dass du verwundet wurdest, dass dir dein Bruder genommen wurde.“
Das ist lange her, wollte er sagen, aber es tat genauso weh wie damals. „Ich konnte nichts tun.“
Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hatte erwartet, dass er nicht antworten würde. Und der verzweifelte Unterton verriet ihr, wie sehr er noch immer litt. „Ich weiß, Finn.“ Evie küsste seinen Rücken. „Ich weiß.“
Dann trat sie vor ihn, küsste ihn innig und voller Leidenschaft.
Wenig später lagen sie eng umschlungen auf dem Bett, entdeckten einander von Neuem mit verführerischen Liebkosungen, erregenden Küssen und Berührungen.
Als sie es nicht mehr aushielten, sah Finn auf Evie herunter und streichelte ihren Bauch. „Ich will dir nicht wehtun …“
Leise lachend versetzte sie ihm einen leichten Schubs, sodass er auf dem Rücken lag, und setzte sich rittlings auf ihn. Finn hatte noch nie etwas Schöneres gesehen: Evie, schwanger mit seinem Kind, die langen Haare wie ein seidiger Vorhang, volle Brüste, die sich erotisch bewegten, und der stolze Bauch.
Langsam, jeden Moment auskostend, bewegten sie sich, höher und höher zum Gipfel hinauf. Als Evie kam, als Finn ihren Orgasmus spürte und die Lust sich in ihrem Gesicht spiegelte, wusste er, dass er diesen Augenblick nie vergessen würde.
Sie schmiegte sich an ihn, schwer atmend und erfüllt von süßer Erschöpfung. Finn hätte nicht sagen können, wie lange sie so dagelegen hatten, aber irgendwann löste er sich von ihr und zog sie an sich, sodass er hinter ihr lag, eine Hand auf ihrem Bauch. Er küsste sie auf den Nacken, genoss es, ihren weichen duftenden Körper an seinem zu spüren.
Und dann fühlte er, wie sich das Baby bewegte.
Der warme Kokon satter Zufriedenheit zerbrach.
Finn wartete. Auf einen Blitz, einen Lichtstrahl, irgendetwas Aufregendes. Doch da war nichts. Ein neues Leben, sein eigen Fleisch und Blut bewegte sich, wuchs unter seiner Hand heran, und er fühlte … nichts.
Panik durchdrang ihn wie ein eisiger Hagelschauer. Sollte er nicht etwas spüren? Mehr als das Bedürfnis, dieses kleine Wesen zu beschützen? Mehr als den überwältigenden Wunsch, für seinen Sohn zu sorgen?
Sollte er nicht Liebe fühlen, grenzenlose, bedingungslose Liebe?
Evie merkte, wie angespannt er auf einmal war. Als er sich zurückziehen wollte, hielt sie seine Hand fest. „Ist schon gut“, flüsterte sie. „Das Baby hat sich nur bewegt.“
Nichts ist gut! Finn rollte sich herum, setzte sich auf die Bettkante und stützte den Kopf in die Hände.
Evie drehte sich um, blickte auf seine Narben, und ihr wurde das Herz schwer. Sie richtete sich auf, rutschte zu ihm hinüber und schmiegte das Gesicht an seinen Rücken. „Was ist, Finn? Was hast du?“
Er wollte sie wegschieben, aber sie war so zärtlich, so sanft, dass er es nicht über sich brachte. „An dem Tag, an dem Isaac starb, ist in mir etwas gestorben, Evie. Ich glaube, ich kann nicht lieben.“
Als sie anfing zu protestieren, zwang er sich, aufzustehen, sich zu ihr umzudrehen. Sie sah wunderschön aus, herrlich nackt, mit ihrem runden Babybauch und den leicht geröteten Wangen und schimmernden Augen einer Frau, die gerade ein lustvolles Liebesspiel erlebt hatte.
Es war die einzige Liebe, die er geben konnte … „Und wenn ich ihn nicht lieben kann?“
Sie lächelte besänftigend. „Natürlich liebst du ihn. Wie alle Eltern ihre Kinder lieben.“
Der traurige Ausdruck in seinen blauen Augen schnitt ihr tiefer ins Herz als der Anblick seiner Narben.
„Nicht alle, Evie“, sagte er tonlos.
9. KAPITEL
Evie schleppte sich durch die nächsten Tage. Seit Finn seine Sachen genommen, sich angezogen hatte und gegangen war, hatte sie ihn nicht wieder gesehen.
Langsam keimten leise Zweifel in ihr, ob sie überhaupt je zu ihm durchdringen konnte.
Aber nach drei anstrengenden Diensten hintereinander war sie wie ausgebrannt, als sie um halb neun ins Bett kroch und die Nachttischlampe ausknipste. Ihre Füße schmerzten, ihr tat der Rücken weh, und sie
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