Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
eines Allgemeinmediziners im australischen Busch befassen, oder?“
„Nein, aber so weit ist das von meinem Thema auch wieder nicht entfernt. Ich schreibe gerade meine Masterthesis unter anderem über die Möglichkeiten medizinischer Erstversorgung in Notfallsituationen. Ich vermute, bei einem Unfall in der Gegend sind Sie als Erste vor Ort, richtig? Die Fliegenden Ärzte werden Ihnen vermutlich nur bei größeren Unglücken zu Hilfe kommen.“
„Das stimmt. Sind Sie in der Notfallmedizin tätig?“
Mak nickte. „Ich arbeite in der Notaufnahme des St. Christopher’s.“
„Und was stellt sich die Firma vor? Teilen wir uns hier in der Stadt die Patienten, oder arbeiten Sie allein draußen auf der Probebohrstelle?“
„Das ist wenig sinnvoll, wenn ich herausfinden soll, wie es sich auf die medizinische Versorgung auswirkt, wenn noch mehr Menschen herziehen“, erwiderte ihr Besucher. Neena fiel auf, dass seine Augen nicht dunkelbraun waren, sondern eher goldbraun mit einem Hauch Grün. Es war eine ungewöhnliche Farbe … und doch war sie ihr unheimlich vertraut.
Theo hatte solche Augen gehabt. Ungewollt stieg wieder schmerzlicher Zorn in ihr auf, und ihre ungute Ahnung verstärkte sich.
Mak sprach immer noch, aber sie hörte schon nicht mehr genau hin. Sie wollte nur noch seiner Gegenwart entfliehen – und diese quälenden Erinnerungen vertreiben.
„Entschuldigen Sie …“ Neena atmete einmal tief durch. „Ich hätte längst daran denken sollen, sicher möchten Sie sich ein wenig frisch machen. Wenn Sie den Flur hinunter und dann nach links gehen, finden Sie das Bad hinter der ersten Tür rechts.“
Doch er rührte sich nicht von der Stelle. „Danke, aber an der Tankstelle gab es Duschräume, da habe ich die Gelegenheit gleich genutzt.“
Mak spürte, dass seine Gastgeberin sich unwohl fühlte. Wusste sie, wer er war? Dass er zur Familie gehörte? Aber es war unwahrscheinlich, dass Theo von ihm gesprochen hatte.
„Hier ist Ihr Abendessen.“ Ned kam mit einem vollen Tablett herein. Er stellte es auf dem kleinen Tisch neben Maks Sessel ab. „Und eine Kanne Tee. Aber nicht für dich, meine liebe Neena, du schläfst auch so schon schlecht genug. Wenn du möchtest, bringe ich dir einen Becher warme Milch.“
Mak lächelte, als Neena das Gesicht verzog. „Nein danke, Ned. Ich habe vorhin schon welche getrunken.“
„Ich habe das Bett im Hinterzimmer bezogen“, vermeldete Ned auf dem Weg zur Tür.
Neena zog die dunklen Brauen zusammen.
„Gibt es dort Ratten und Kakerlaken?“, erkundigte sich Mak ironisch und erntete ein Lächeln seiner Gastgeberin.
„Nein, aber es ist nicht unbedingt das schönste Zimmer im Haus“, gab sie zu.
„Das macht nichts“, erwiderte Mak. „Es war eine lange Fahrt, und ich könnte sogar auf Stacheldraht schlafen, so müde bin ich. Also, wenn Sie nichts dagegen haben, nehme ich das Tablett mit aufs Zimmer und esse dort. Dann können wir beide ins Bett gehen.“
Sie wandte sich nicht schnell genug ab. Mak sah, dass sie errötete. Weil er gesagt hatte, dass sie beide ins Bett …? Das konnte sie doch nicht als Andeutung verstanden haben …
„Dort entlang“, sagte sie forsch. Er folgte ihr mit dem Tablett, sah das Bad, von dem sie vorhin gesprochen hatte. Sie kamen an zwei weiteren Türen vorbei, bis sie den letzten Raum erreichten.
„Du lieber Himmel“, murmelte Neena, als sie die Tür öffnete und hineinschaute. Sie drehte sich um und ließ den Blick über seinen Körper gleiten. „Ich hatte ganz vergessen, wie klein das Bett ist. Da passen Sie nicht hinein.“
Mak warf einen Blick über ihre Schulter in den Raum. Ein schmales, kurzes Bett stand darin. Und es war brütend heiß im Zimmer.
„Ich habe gehört, wie er gesagt hat, dass er sogar auf Stacheldraht schlafen könnte“, drang eine grantige Stimme durch die offene Verandatür. Ned stand dort draußen. Stand er Wache?
„Nun, hier kann er nicht schlafen. Ehrlich, Ned, manchmal frage ich mich, ob du es darauf anlegst, mich zu ärgern.“ Neena nickte Mak zu. „Kommen Sie. Im Zimmer nebenan gibt es ein Doppelbett. Außerdem hat es eine Klimaanlage. Ich hole rasch Bettwäsche.“ Mak folgte ihr in den anderen Raum. „Bis Sie Ihre Sachen aus dem Wagen geholt haben, ist das Bett bezogen, und was mich betrifft, sind Sie hier willkommen. Schließlich ist dies das Arzthaus .“
Mak begriff, dass sie eigentlich mit Ned sprach. Und dass sie ihm gerade mitgeteilt hatte, dass er bleiben könnte! Es
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