Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
volles Studium absolvieren, aber sie könnte ein paar Semester studieren und vielleicht an Ausgrabungen teilnehmen.“ Er nahm Neena den Becher aus der Hand, stellte ihn ab und zog sie in die Arme. „Sie sind ein Genie!“, rief er aus, während er sie ausgelassen herumwirbelte.
Und dann, weil sie schon in seinen Armen war, als er sie wieder absetzte, senkte er den Kopf und küsste sie.
6. KAPITEL
Er will sich nur bedanken, versuchte Neena sich einzureden, mit einem freundschaftlichen Kuss.
Aber als sie Maks feste warme Lippen auf ihrem Mund spürte und seinen muskulösen Körper an ihren Brüsten und an ihrem gerundeten Bauch, da loderte das Verlangen hell auf. Sie glaubte zu schmelzen, ein süßes, köstliches Gefühl, bei dem ihr ganz schwindlig wurde.
All das von einem einzigen Kuss?
Ihr Verstand riet ihr, aufzuhören, sich diesen starken Armen zu entwinden, aber ihr Körper sehnte sich nach mehr. Sie drängte sich an Mak, erwiderte seinen Kuss, das sinnliche Spiel seiner Zunge, und ihr Herz schlug so heftig, dass sie das Pochen im ganzen Leib spürte.
Nur von einem Kuss …?
Mak brach den Zauber schließlich, was nur gut war, denn Neena bezweifelte, dass sie es gekonnt hätte. Sanft legte er ihr die Hände auf die Schultern und schob sie zu einem Stuhl, setzte sie hin und drückte ihr den Becher Kakao wieder in die Hand.
„Interessant“, sagte er, als hätte er ein Experiment erfolgreich abgeschlossen. Er setzte sich ihr gegenüber, stellte einen Fuß auf einen Schemel und wirkte völlig entspannt. So wie ihr Vater, wenn er nach dem Abendessen hier gesessen und gelauscht hatte, während sie Klavier spielte.
Unwillkürlich warf Neena einen Blick auf das Klavier, als würde sie den Geist eines kleinen Mädchens, eine jüngere Ausgabe ihrer selbst, dort sehen.
Aber der große, schlanke Mann in ihrem Wohnzimmer war nicht ihr Vater, und er hatte ganz bestimmte Absichten. Das durfte sie nicht vergessen! Er wollte die Kontrolle über ihr Kind. Theo hatte sie verführt, weil ihn die Eroberung gelockt hatte. Dieser Mann hatte zwar andere Gründe, doch er würde wahrscheinlich genauso wenig Rücksicht auf sie nehmen wie sein Neffe.
„Ich war vierunddreißig und noch Jungfrau. Für jemanden wie Theo ein leichtes Spiel“, entfuhr es ihr.
Neena konnte nicht sagen, warum sie Mak das erzählte. Aber falls der Kuss ihn auf dumme Gedanken gebracht haben sollte, sollte er wissen, dass sie nicht noch einmal auf einen gut aussehenden Griechen hereinfiel!
„Vierunddreißig und noch Jungfrau? Warum?“
Neena seufzte. „Ich weiß, Sie sind noch nicht lange hier, aber einige Bewohner der Stadt kennen Sie ja bereits.“ Sie ging zum Klavier, nahm das Foto von ihrer Abschlussfeier und reichte es ihm. „Sehen Sie es sich an. Das sind nur diejenigen, die zur Feier nach Brisbane gekommen sind. Der ganze Ort hat mich auf die Uni geschickt. Jeder gab Geld, bis genug für Studium und Unterkunft zusammen war. Trotzdem musste ich mir meinen Lebensunterhalt hinzuverdienen, und da ich kein Überflieger bin, habe ich praktisch in jeder freien Minute gepaukt. Natürlich gab es Kommilitonen, und einige mochte ich wirklich, aber …“
„Aber für mehr hatten Sie keine Zeit?“ Mak betrachtete immer noch das Foto.
„Wo doch all diese Menschen so viel Vertrauen in mich setzten und erwarteten, dass ich als Ärztin zurückkam? Wenn ich mich nun in einen dieser jungen Großstädter verliebt hätte? In jemanden, der nicht auf dem Land leben wollte? Dann hätte ich sie alle enttäuscht. Ich hätte mich nicht mehr im Spiegel ansehen können.“
„Da sind Sie eine ziemlich große Verpflichtung eingegangen.“ Mak machte aus seiner Verwunderung keinen Hehl.
„Eigentlich nicht“, sagte sie und nahm ihm das Bild wieder ab. Zärtlich berührte sie die Gesichter darauf. „Sie lieben mich, verstehen Sie? Wissen Sie noch, wie Sie von Familie gesprochen haben und davon, was sie Ihnen bedeutet? Nun, diese Menschen sind meine Familie, und deswegen war es kein Opfer für mich.“
„Und Theo?“
Die Geschichte war zu hässlich, und Neena scheute sich, sie auch noch preiszugeben. Sie bereute es schon, dass sie Mak überhaupt etwas aus ihrem Leben erzählt hatte. Abwehrend schüttelte sie den Kopf.
„Ich würde es gern wissen“, sagte Mak rau, als wäre es ihm wirklich ernst.
Der Klang seiner tiefen Stimme strich ihr über die Haut und erinnerte sie daran, wie gefährlich dieser Mann ihr werden konnte. Noch immer prickelten ihre
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