Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
Lippen von seinem Kuss.
„Das glaube ich.“ Sie überspielte ihre Verlegenheit mit einem Lächeln. „Aber für heute Abend habe ich Ihnen genug Geheimnisse verraten, meinen Sie nicht auch? Ich muss ins Bett. Die letzten Tage waren ein wenig hektisch, und wir beide brauchen unseren Schlaf“, fügte sie hinzu, während sie liebevoll ihren Babybauch berührte.
Sie erhob sich und wollte hinausgehen, da fiel ihr auf, dass die Fotos auf dem Klavier anders standen als gewohnt. Sie ging hinüber, um sie wieder richtig hinzustellen.
„Können Sie Klavier spielen?“, fragte Mak, als sie am Instrument stehen blieb.
„Ja.“ Neena hob den Deckel an und klimperte ein paar Noten aus einem Lied, das ihr Vater geliebt hatte.
„Spielen Sie ein wenig für mich?“
Wieder hatte seine Stimme diesen besonderen heiseren Klang. Ihr wurden die Knie weich, und sie ließ sich auf den Klavierhocker sinken. Dann begann sie zu spielen, und die Töne eines traurigen Liebeslieds erfüllten den Raum.
„Denken Sie gerade an Theo?“ Mak trat hinter sie.
Neena hob die Hände von den vergilbten Tasten. „Niemals!“, stieß sie hervor. Sie schloss den Deckel und stand auf, um Maks beunruhigender Nähe zu entkommen. „Von meinem Baby abgesehen, habe ich keine guten Erinnerungen an Theo.“
„Aber Sie haben sein Kind behalten. Es ist doch sein Kind?“
„Hätte er es sonst in seinem Testament bedacht?“ War dies ein Abend der Geständnisse, fragte sich Neena. Hatte es etwas mit dem Mond und den Sternen am nächtlichen Himmel zu tun? Standen sie vielleicht in einer besonderen Konstellation zueinander, sodass sie sich getrieben fühlte, diesem Mann eine Entscheidung zu erklären, über die sich die ganze Stadt wunderte?
Sie brachte noch mehr Abstand zwischen sich und ihn. Sein intensiver Blick verwirrte und erregte sie zugleich.
„Das Baby wird meine Familie sein“, sagte sie. „Meine! Ich weiß, dass das selbstsüchtig ist, aber ich habe schon so lange keine eigene mehr …“
Und dann flüchtete sie buchstäblich, eilte davon, ohne sich umzudrehen, bis sie ihr Schlafzimmer erreicht hatte. Die ganze Zeit verspürte sie einen Druck im Magen, wie von einer riesigen Faust, sodass ihr übel war.
Familie, dachte Mak, nachdem sie überstürzt das Zimmer verlassen hatte. Es geht immer um die Familie. Seine Familie … ihre Familie …
Sollte es nicht in erster Linie um das Baby gehen?
Heute würde er darauf keine Antwort mehr finden. Er ging in sein Zimmer und ins Bett. Einschlafen konnte er jedoch nicht. Er dachte immer wieder daran, wie sich Neenas Lippen auf seinen angefühlt hatten, ihr biegsamer Körper an seinem. Schließlich stand er auf und ging unter die Dusche, wobei er sich einredete, dass die Fahrt zu Wilf und Megan Harris heiß und staubig gewesen war. Er brauchte eine Abkühlung.
Neena hörte das Wasser in der Dusche laufen.
Unwillkürlich stellte sie sich Mak nackt vor, wie das Wasser aus dem Duschkopf ihm über den sonnengebräunten muskulösen Körper rann. Dass er kraftvoll und durchtrainiert war, hatte sie schon gemerkt. Sonst hätte er sie nicht so mühelos hochheben und mit ihr aus dem Schuppen laufen können.
Sie malte sich aus, wie sie seine glatte, warme Haut berührte, mit der Zungenspitze die Wassertropfen aufleckte … Neena wurde heiß, und das Verlangen, zu ihm zu gehen, war plötzlich kaum zu ertragen.
Die glühenden Wangen ins Kissen gedrückt, riss sie sich zusammen. Was ist los mit dir? Die Sache mit Theo sollte dir für alle Zeiten eine Lehre sein!
Sie setzte sich auf, schüttelte Kopfkissen und Laken aus und legte sich wieder hin. Denk an schöne Dinge, ermahnte sie sich. Zärtlich strich sie über ihr Bäuchlein und erzählte ihrem Baby von herrlichen Sonnenuntergängen, von bunten Cupcakes, von Geburtstagskerzen und dem süßen Hündchen, das sie haben würden.
Darüber schlief sie ein.
Neena spielte auf der kleinen Koppel mit Albert und versuchte, ihn mit der Milchflasche zu sich zu locken, als Mak erschien. In einem anderen grünen Hemd, das seine wundervollen Augen betonte und seine Schultern breit und männlich wirken ließ, als könnten sie jede Last der Welt tragen.
Grüne Hemden machen keine breiten Schultern, dachte Neena ärgerlich. Das ist sentimentaler Unsinn.
Sie hielt sich nicht für sentimental. Dass das Leben kein Märchen war, hatte sie spätestens gelernt, als ihre Eltern starben, lange, bevor sie volljährig gewesen war.
„Albert scheint’s gut zu gehen“,
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