Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
einziehen. Und an ihren freien Tagen helfen zwei andere Schülerinnen mit Babysitten aus.“ Sie seufzte. Es gab allerdings wirklich etwas, worüber sie sich Sorgen machte. Manchmal konnte sie nachts deswegen nicht schlafen, und vielleicht half es, darüber zu reden. „Eigentlich mache ich mir mehr Gedanken um Ned. Er ist fest davon überzeugt, dass er Haushalt und Kind schafft. Aber er wird nicht jünger, und ich möchte ihm nicht zu viel Verantwortung aufbürden. Andererseits will ich ihn nicht kränken, wenn …“
„Himmel noch mal, müssen Sie sich wirklich über jeden einzelnen Menschen in dieser Stadt den Kopf zerbrechen?“
Das kam so heftig heraus, dass Neena erschrocken zusammenfuhr. Bevor sie antworten konnte, redete Mak schon weiter.
„Sie machen sich Gedanken über Patienten, die einen kleinen Plausch mit Ihnen halten wollen, obwohl sie damit Ihre Zeit vergeuden. Sie behalten ihre betagten Sprechstundenhilfen, weil Sie ihnen dankbar sind, und Sie machen sich Gedanken um die geistige Gesundheit eines kleinen Kamels …“
„Emotionale Gesundheit“, korrigierte sie ihn spitz. Es gefiel ihr gar nicht, welche Wendung ihr Gespräch plötzlich nahm. „Ich bin der einzige Mediziner hier im Ort, da muss ich mich um die Menschen kümmern.“
„Aber nicht um den Preis, dass Ihr Kind darunter leiden muss. Natürlich wäre es zu viel für Ned, sich um ein Neugeborenes zu kümmern. Wie alt ist er eigentlich?“
„Ich weiß es nicht. Maisie hat vor fünf Jahren einen Brief von der Queen und einen vom Premierminister bekommen. Unser lokaler Abgeordneter hatte ihre Geburtsurkunde eingeschickt, und Maisie war entzückt. Wenn man ihr Alter bedenkt, müsste Ned an die achtzig sein.“
Mak unterdrückte ein Seufzen und ging nach draußen, die Verandastufen hinunter. Neena folgte ihm. Das hatte sie nun davon! Über ihre Probleme zu reden, hatte ihr nur Ärger eingebracht.
Plötzlich kam ihr ein unangenehmer Gedanke.
„Warum interessiert es Sie so sehr, wie mein Kind versorgt wird?“, fragte sie, als sie den Wagen erreichten. „Falls Sie glauben, dass Ihre Schwester Chancen hätte, das Sorgerecht einzuklagen, können Sie das vergessen. Ich kümmere mich um mein Kind, da wird niemand etwas zu beanstanden haben!“ Ihre dunklen Augen blitzten.
Eine Löwin, die ihr Junges verteidigt, wäre nicht wütender gewesen.
„An so etwas habe ich überhaupt nicht gedacht“, sagte Mak ruhig. „Wir haben über Ihre Arbeit geredet, und ich habe mich nur gefragt, ob Sie genug Hilfe haben, wenn das Baby da ist.“
Aber er sah ihr an, dass sie ihm nicht glaubte. Als sie schweigend den kurzen Weg zur Praxis zurücklegten, wurde ihm klar, dass das so fragile Vertrauen zwischen ihnen wieder zerbrochen war.
Unwiderruflich?
Mak wusste es nicht, aber er würde es bestimmt bald erfahren. Neena war eine Frau, die mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hielt.
7. KAPITEL
„Am Freitag fahre ich zu meiner Gynäkologin nach Baranock“, informierte Neena ihn, als sie vor der Praxis hielten. „Normalerweise schließe ich die Praxis in solchen Fällen morgens, aber wenn Sie wollen, können Sie gern arbeiten.“
Mak traute seinen Ohren nicht. Während er sich Gedanken gemacht hatte, dass das Vertrauen zwischen ihnen verloren gegangen war, dachte sie nur an die Sprechstunde.
„Sie können natürlich auch zur Baustelle fahren und mit den Vorarbeitern reden oder sich um Ihre Studien kümmern. Sie sind nicht verpflichtet, mich zu vertreten“, fügte sie steif hinzu.
„Heißt das, Sie fahren zwei Stunden nach Baranock und wieder zurück und machen anschließend bis abends Sprechstunde? Denken Sie gar nicht an die Folgen, wenn Sie sich überanstrengen?“
„Haben Sie Angst, ich könnte eine falsche Diagnose stellen?“, fragte sie scharf. „Hatten Sie als Assistenzarzt nie vierundzwanzig Stunden Dienst hintereinander? Waren Sie es nicht gewohnt, mit wenig Schlaf auszukommen?“
„Ich war aber nicht im sechsten Monat schwanger“, gab er zurück. „Außerdem habe ich an Ihre Gesundheit gedacht, nicht an die Gefahr einer Fehldiagnose.“ Spontan berührte er ihren Arm, um sie am Aussteigen zu hindern, und spürte ihre samtig weiche Haut unter den Fingern. „Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Ich fahre Sie nach Baranock und zurück. Auf der Fahrt können Sie ein wenig dösen, und später teilen wir uns dann die Patienten. Oder ich übernehme die meisten. Sie brauchen Ihre Kräfte. Ihr Baby hat nichts davon, wenn Sie sich
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