Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
protestieren konnte, küsste er sie. Schlimmer noch, sie erwiderte seinen Kuss! Schon wieder!
Ohne den Kuss zu unterbrechen oder sie loszulassen, drängte Mak sie sanft ins Haus, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen. Im Flur zog er sie noch dichter an sich, schürte ihr Verlangen mit leidenschaftlichen Küssen, bis Neena das Gefühl hatte, in Flammen zu stehen. Sie zitterte vor Erregung, ihre Beine drohten nachzugeben, eine süße Schwäche breitete sich in ihr aus.
Er wollte auch mein Bett mit mir teilen!
Die Worte hallten in ihrem Kopf wider, und unwillkürlich murmelte sie sie halblaut vor sich hin. Als sie sich losriss, sah sie, dass Mak sie betroffen anstarrte. Eine steile Falte erschien zwischen seinen schwarzen Brauen.
Es war ihr egal. Neena flüchtete sich in ihr Schlafzimmer und warf sich aufs Bett, völlig durcheinander von dem Sturm der Gefühle, der in ihr tobte.
„Habe ich wirklich gesagt, eine Affäre kommt nicht infrage?“, flüsterte sie und strich über ihren Bauch. „Das war ganz schön dumm, oder?“
Aber sie wusste schon jetzt, dass sie leiden würde, wenn Mak wieder abreiste. Eine Affäre würde alles nur noch schlimmer machen. Also lieber ein bisschen Frust ertragen, statt später wochenlang im heulenden Elend zu versinken.
Das Problem war nur, dass es mehr war als ein bisschen Frust. Wenn sie Mak sah, wenn sie an ihn dachte, dann verspürte sie ein sehnsüchtiges Verlangen und zugleich eine tiefe Einsamkeit.
Dabei war sie Einsamkeit gewohnt. Warum machte sie ihr jetzt so sehr zu schaffen? Sie legte beide Hände auf ihren Babybauch und dachte darüber nach. Doch eigentlich wusste sie die Antwort längst. Sie hatte sich in Mak verliebt, einfach so. Was sie für körperliche Anziehung gehalten hatte, unerfahren, wie sie war, war in Wirklichkeit etwas anderes. Etwas Besonderes. Warum sonst sollte ihr das Herz aufgehen, wenn sie seine Stimme hörte, ihn lächeln sah, seine Nähe spürte?
Es musste Liebe sein!
Sie seufzte, und der Laut hallte von den Wänden wider, während sie Mak einfach nicht aus dem Kopf bekam …
8. KAPITEL
Am nächsten Morgen stand Neena früh auf, mischte für Albert genug Milch für einen ganzen Tag an und ging hinaus zu den Ställen, um seine Flasche zu füllen. Sie führte das kleine Kamel herum und redete mit ihm, während sie an Mak dachte. War es wirklich Liebe, die sie fühlte, oder nur eine übertriebene Reaktion auf romantische Küsse in einer nachtdunklen Gasse?
Wie auch immer, ihr Herz klopfte schon bei dem Gedanken daran, ihn wiederzusehen. Aber sie konnte sich nicht länger davor drücken, ins Haus zurückzugehen, zu duschen, zu frühstücken und sich ihren Pflichten zu widmen. Das Leben ging weiter, egal, wie es im Herzen eines Menschen aussah.
Ungewohnt unentschlossen stand sie vor ihrem Kleiderschrank, und anstatt einfach wie immer Rock und Baumwolltop herauszunehmen, überlegte sie doch allen Ernstes, das weiße Kleid anzuziehen, das sie sich vor einiger Zeit in Baranock gekauft hatte. Das Mieder war aus feiner Spitze, und auch wenn der Stoff locker um ihren Körper fiel, so fand sie es doch recht sexy.
Doch zur Arbeit konnte sie es nun wirklich nicht anziehen! Aber vielleicht am Freitag, wenn sie nach Baranock fuhren, und vielleicht könnte sie noch einmal in der kleinen Boutique vorbeischauen. Vielleicht fand sie dort etwas Festliches für Weihnachten – oder etwas Hautenges, Verführerisches …
Hauteng und verführerisch? Während sie im sechsten Monat schwanger war?
Beschämt über ihre Gedanken griff sie nach einem Jeansrock und einem ärmellosen hellblauen T-Shirt und zog sich hastig an. Was war nur mit ihr los, dass sie sich plötzlich intensive Gedanken über ihre Garderobe machte?
„Guten Morgen.“
Der Grund dafür saß in ihrer Küche.
Mak wirkte entspannt und freundlich. Anscheinend hatte es ihm nichts ausgemacht, dass sie ihn praktisch mitten in einem Kuss stehen gelassen hatte und fluchtartig aus dem Zimmer gestürmt war.
„Guten Morgen“, erwiderte sie und warf ihm einen verstohlenen Blick zu.
Er merkte es, aber seine Miene verriet nichts. Kurz nur hielt er ihren Blick fest, dann ging er zur Kaffeemaschine und stellte sie an.
Neena nahm sich eine Schüssel, füllte sie mit Müsli, Milch, einem Löffel Joghurt und gab ein paar Mangoscheiben dazu.
„Hast du das Obst aufgeschnitten?“, fragte sie. Auf der Servierplatte lagen nicht nur Mangoscheiben, sondern auch Spalten von Honigmelonen, Orangen und
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