JULIA ARZTROMAN Band 26
los, Kate folgte, und sie betraten die Kirche im selben Augenblick, als die Musik einsetzte und Lucy den Mittelgang entlangschritt.
„Hier.“ Kate steckte ihm eine Blume ins Knopfloch und versetzte ihm einen kleinen Stoß.
Vorn stand der Pfarrer und vor ihm, groß und aufrecht, der Bräutigam. Als Ben sich zu Lucy umdrehte, entdeckte er Nick. Ihre Blicke verhakten sich, dann sah Ben Lucy an und lächelte.
„Er ist hier.“
„Wer?“
„Dein Vater.“
Lucy wandte sich um und suchte in der Menge. Ja, da war er, hinten bei der Tür, als wäre er nicht sicher, ob er willkommen war. Er lächelte ihr zu, traurig und ein wenig gezwungen, wie ihr schien. Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch er rührte sich nicht.
Eine kleine Ewigkeit lang schien jeder den Atem anzuhalten. Schließlich gab Lucy auf und drehte sich wieder zum Pfarrer um. Ben griff nach ihrer Hand und drückte sie. Nie hatte sie diesen Halt stärker gebraucht als in diesem Moment.
Ihr Vater war hier. Obwohl er gesagt hatte, dass er auf keinen Fall kommen würde. Und jetzt war er hier. Sie spürte, wie Mike neben ihr unruhig wurde, als wüsste er nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Lucy holte tief Luft, lächelte und nickte dem Pfarrer zu.
„Meine Lieben“, begann er mit sonorer Stimme, und Lucy konzentrierte sich auf seine Worte. Dann kam die Stelle, wo er, wie es die alte Formel wollte, fragte: „Wer gibt diese Frau in die Ehe mit diesem Mann?“ Ein Raunen ging durch die versammelte Gästeschar.
Die Stimme ihres Vaters tönte durch die Kirche: „Ich.“ Er tauchte neben ihr auf, nahm ihre rechte Hand und küsste Lucy auf die Wange. „Es tut mir leid“, fügte er leise hinzu und legte ihre Hand in Bens.
10. KAPITEL
Ben hatte nicht mehr damit gerechnet.
Wider Erwarten, nach zwei Wochen voll Kummer und bangen Wartens war Nick Roberts zur Hochzeit seiner Tochter gekommen und hatte ihre Hand in die ihres zukünftigen Mannes gelegt. Eine symbolische Geste, ein Angebot zur Versöhnung.
Wenn nicht der Blick gewesen wäre.
Ben würde den Ausdruck in Nicks Augen nicht vergessen. Zu deutlich war die Warnung: Wehe, wenn du ihr jemals wehtust.
Doch er brauchte diese Ermahnung nicht. Ben war fest entschlossen, sie bis ans Ende seiner Tage glücklich zu machen.
Und Lucy war glücklich.
Er musste sie immerzu anschauen. Ihr Gesicht leuchtete, und sie hatte nie schöner ausgesehen. Als sie die Kirche verließen, gingen sie gemeinsam zum Grab ihrer Mutter, und Lucy nahm eine weiße Rose aus ihrem Brautstrauß. Andächtig legte sie sie an den Grabstein, erhob sich und blickte Ben an. Tränen schimmerten in ihren wunderschönen Augen, und er fühlte, wie ihm die Kehle eng wurde.
Auf dem Weg zum Smugglers’ Inn schien es, als sei ganz Penhally Bay gekommen, um sie mit guten Wünschen zu überhäufen. Ben wusste, warum. Sie liebten ihre Dr. Lucy und wollten ihr zeigen, wie sehr sie sich mit ihr freuten. Er erkannte Toby Penhaligan, den Fischer mit dem gebrochenen Arm, und Bea Trevallyn vom Gästehaus. Sogar Mrs. Lunney war mit ihrem Mann Henry extra aus Wadebridge angereist, um ihnen beim Verlassen der Kirche zuzujubeln.
Lucy schien genauso gerührt zu sein wie er. Sie hatte sich bei ihm eingehakt und drückte seinen Arm, während sie lächelnd zu ihm aufsah. „Er ist gekommen.“
„Ja.“ Er zögerte und fügte sanft hinzu: „Aber erwarte nicht zu viel, Lucy.“
„Ich weiß, Ben. Ein Schritt nach dem anderen.“
Das Pub war rappelvoll.
Sie hatten einen Raum für fünfundzwanzig Personen bestellt, aber nun drängten sich weit mehr Leute vor dem Eingang zum Smugglers’ Inn. Lucy hörte, wie ihr Vater den Wirt bat, allen einen Drink zu spendieren.
„Autsch, das wird ihn einiges kosten“, meinte sie.
Ben lachte leise. „Ich glaube nicht, dass ihm das etwas ausmacht. Komm, wir suchen uns einen Platz, wo wir jeden begrüßen können.“
Sie gingen hinein, gefolgt von den Hochzeitsgästen, die sich geduldig in einer Reihe aufstellten, um ihnen Glück zu wünschen. Es war eine seltsam formale Prozession vor dem rustikalen Hintergrund des urgemütlichen Wirtshauses.
Als Erste gratulierten ihr Vater und Bens Eltern, sympathische Menschen, die Lucy in den vergangenen vierzehn Tagen schätzen und lieben gelernt hatte. Dann sein Bruder Rob, der ihm sehr ähnlich sah, und seine Schwägerin Polly. Lucy war sicher, dass sie in ihr eine gute Freundin finden würde. Und dann stand Kate vor ihr. Die liebe Kate. Bestimmt hatte sie ihren Vater
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